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Welche ist die schwierigste Sprache der Welt?

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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

Das kommt darauf an, welche Muttersprache jemand spricht. Für Deutsche sind natürlich vor allem die Sprachen besonders schwierig, zu denen es überhaupt keine Verwandtschaft gibt. Also nicht-indogermanische Sprachen wie Finnisch, Ungarisch oder auch Georgisch.

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Das hat mir jedenfalls Martin Haspelmath gesagt – er forscht am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Und wenn sich einer in Deutschland mit vergleichender Sprachforschung auskennt, dann er. Diese Antwort stützt sich deshalb vor allem auf ihn.

Beispiel Chinesisch: einfache Wortbildung, aber Ton ändert Wortbedeutung

Es gibt sehr verschiedene Merkmale, die eine Sprache – unabhängig davon, wer sie lernt – schwieriger machen als andere. Sie kann eine komplizierte Grammatik oder ein schwieriges Vokabular haben – mit großem Wortschatz, feinen Differenzierungen usw. Oder sie kann schwierig auf der lautlichen Ebene sein. Chinesisch ist so ein Fall: Von der Wortbildung ist sie eher einfach, ähnlich wie das Englische – da muss man ja bei den Verben nicht viele Formen lernen. Aber von den Lauten ist Chinesisch schwierig, weil die Bedeutung eines Wortes viel von der Melodie abhängt.

Besonders komplex: Burashaski, Copainalá Zoque und Khoekhoe

Es gibt eine Liste in einem Aufsatz des schwedischen Linguisten Mikael Parkvall. Er hat Sprachen nach 53 Merkmalen ausgewertet, zum Beispiel:

  • Wie viele unterschiedliche Konsonanten verwenden sie?
  • Welche Rolle spielen nasalierte Vokale?
  • Wie viele grammatische Geschlechter gibt es? Wo muss man diese berücksichtigen?
  • Wie viele Zeitformen gibt es?
  • Wie viele Möglichkeitsformen?

Es gibt auch Sprachen wie das Japanische, wo es viele unterschiedliche Höflichkeitsformen zu berücksichtigen gilt. So entstand eine Liste von Sprachen, geordnet nach Komplexität: Oben stehen die Sprachen, bei denen die meisten Regeln berücksichtigt werden müssen. Ganz oben steht Burashaski, das ist eine Sprache, die im Norden Pakistans, im Karakorum-Gebirge, von immerhin 100.000 Sprechern gesprochen wird. An zweiter Stelle steht Copainalá Zoque, eine indigene Sprache in Mexiko. Und an dritter Stelle Khoekhoe, eine Sprache aus der Grenzregion Namibia/Botswana. Die komplexen Sprachen verteilen sich über alle Kontinente.

Komplex bedeutet nicht zwangsläufig schwierig

Auch eine Sprache mit einfachen Regeln kann viele Unregelmäßigkeiten haben und dadurch schwierig sein. Oder sie kann leicht zu lernen sein, weil gesprochene und geschriebene Sprache einen klaren Bezug haben. Spanisch zum Beispiel ist laut der besagten Liste eine relativ komplexe Sprache – trotzdem vergleichsweise leicht zu lernen, weil sie recht regelmäßig ist, und weil gesprochene und geschriebene Sprache recht stark angeglichen sind. Wenn man also die Ausspracheregeln kennt, muss man nicht rätseln, wie ein Wort ausgesprochen wird.

Das Gegenbeispiel ist das Chinesische mit seinen Tausenden von Schriftzeichen.

Besonders komplexe Sprachen eher in kleinen Sprachgruppen

Die großen Weltsprachen sind meist deshalb so verbreitet, weil diese Sprachen in der Geschichte anderen Völkern aufgedrängt wurden. Das Latein war komplex, solange es in und um Rom herum gesprochen wurde. Als dann die Gallier, die Iberer usw. diese Sprache übernommen haben, haben sie aber nicht das komplizierte Hochlatein übernommen, sondern vereinfachte Varianten. Daraus entstanden dann Französisch, Italienisch und Spanisch, die grammatisch nicht mehr ganz so komplex sind wie es das Latein war.

Insofern kann man grob sagen: Je mehr sich eine Sprache ausbreitet, je mehr unterschiedliche Völker sie übernehmen, desto einfacher wird sie mit der Zeit. Und so findet man die besonders komplexen Sprachen eher unter den kleinen Sprachgruppen.

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