Vor dem Auftritt Fußball spielen

Emmerich Smola Förderpreis: In Landau kürt das Publikum die Preisträger

Stand

Von Autor/in Ursula Böhmer

Ein Gesangswettbewerb, bei dem das Publikum über die Preisvergabe entscheidet: Das ist seit mehr als zwanzig Jahren das Erfolgskonzept des Emmerich Smola Förderpreises.
In den Tagen vor dem Finalistenkonzert haben die Sängerinnen und Sänger mit der Deutschen Radio Philharmonie in Kaiserslautern geprobt. Sie haben ganz eigene Strategien, sich auf den großen Auftritt vorzubereiten.

Alberto Robert kommt strahlend zum Interview. Denn der 25-Jährige hat draußen gerade Fußball gespielt – auch mit unpassendem Schuhwerk.

Bei Fußball wird Alberto Robert schwach! Der Sänger aus Mexiko braucht die Bewegung, auch für seinen Beruf: das Singen. An der Stuttgarter Staatsoper ist der junge Tenor momentan engagiert.

Alberto Robert
Der mexikanische Alberto Robert wird in Landau Arien aus Rossinis „La Cenerentola“ und Donizettis „La Fille du régiment“ singen.

„Bevor ich ein Konzert oder einen Auftritt in der Oper habe, gehe ich am Morgen ein bisschen Laufen“, erklärt Robert, „denn es ist sehr gesund für das Singen. Schließlich muss man Atmen und dabei Stütze haben. Wenn man da etwas Sport macht, wärmt man sich ein bisschen auf.“

Und was braucht er, um seine Stimmbänder aufzuwärmen? Mit Liedern aus seiner Kindheit und typischen Einsing-Übungen ist Alberto Robert schließlich auch bestens gewappnet für die Probe mit der Deutschen Radiophilharmonie im Studio Kaiserslautern.

Landau

Gesangswettbewerb: Emmerich Smola Förderpreis SWR Junge Opernstars 2025 – die Entscheidung

Chelsea Zurflüh und Alexander Grassauer sind die "SWR Junge Opernstars 2025". Sehen Sie hier den Livemitschnitt des Wettbewerbskonzerts und der Preisvergabe vom 18. Januar 2025.

Sechs Sängerinnen und Sänger konkurrieren um den Smola-Förderpreis

Sechs Sängerinnen und Sänger sind auch 2025 wieder dabei beim Emmerich Smola Förderpreis. Sie kommen aus der Schweiz, Österreich, den USA und Mexiko und haben bereits feste Engagements oder sie sind Mitglieder in Opernstudios oder aber freischaffend unterwegs.

So wie der Österreicher Alexander Grassauer, der demnächst sein Debüt bei den Bayreuther Festspielen gibt. Beim Smola-Wettbewerb bringt er einen Liebestrank unters Volk, den aus Donizettis gleichnamiger Oper.

„Da kann man so ein bisschen Virtuosität im Sprachgebrauch zeigen, mit schneller Sprache und Wortwitz“, erklärt der Bassbartion. Wenn man das auf den Punkt bringe und gut umsetze, so Grassauer, dann komme der Wortwitz auch bei mangelnden Italienisch-Kenntnissen total zum Tragen, einfach durch die Art, wie es komponiert ist.

 

Publikum und Orchester wählen die Preisträger

Zeigen, was man kann, das möchten alle sechs Gesangstalente beim Smola-Wettbewerb. Die Besonderheit ist hier, dass es keine Fach-Jury gibt. Das Publikum darf zwei Preise vergeben – an eine Sängerin und einen Sänger.

Gerade das findet Alexander Grassauer besonders spannend: „Weil es eigentlich die reale Situation des Jobs besser widerspiegelt, weil ja im Endeffekt dann doch bis zu einem gewissen Grad das Publikum entscheidet, wer oder was einem am besten gefällt.“

Er finde es aufregend, mal zu sehen, wenn man an einer Wettbewerbswertung messen könne, ob es ein erfolgreicher Auftritt gewesen ist. Mit bewerten darf beim Smola-Wettbewerb aber auch das begleitende Orchester, die Deutsche Radiophilharmonie.

 

Der Namenspatron des Emmerich Smola Förderpreises Interview mit Emmerich Smola

Der Dirigent Emmerich Smola gilt als Entdecker und Förderer von internationalen Stars wie Erika Köth, Fritz Wunderlich oder Waltraud Meier. Er ist 2011 im Alter von 89 Jahren in Kaiserslautern gestorben. Mehr als 40 Jahre war er Chefdirigent des Rundfunkorchesters Kaiserslautern. SWR2-Musikredakteur Burkhard Egdorf hatte 2004 mit Emmerich Smola über den Sängernachwuchs und den nach ihm benannten Förderpreis gesprochen.

Herausfordernde Arien von Donizetti bis Gluck

Bei Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ ist deutliche Erregung gefordert. Die Österreicherin Tamara Obermayr schlüpft beim Smola-Wettbewerb in die Rolle des mythischen Schönsängers. Herausfordernd für sie: Die schnellen Tonketten, die sogenannten Koloraturen.

„Ich versuchte es tatsächlich anzupassen an die Phrase und an die Musik“, erklärt Tamara Obermayr, „und das gelingt manchmal besser, manchmal weniger gut. Und dann muss man auch ein bisschen rumprobieren!“  

Gelernt hat Tamara Obermayr das im Studium am Salzburger Mozarteum, aber auch in verschiedenen Meisterkursen. Gesangsmethoden gibt‘s wie Sand am Meer. Manche arbeiten eher medizinisch-anatomisch im Unterricht, andere mehr mit Bildern.

Tamara Obermayr
Orpheus in Glucks „Orpheus und Eurydike“ und Urbain aus Meyerbeers „Les Huguenots“ sind die Rollen, die Tamara Obermayr für den Smola-Preis vorbereitet hat.

Erlaubt ist, was funktioniert

Oder auch mit Herantasten. Tamara Obermayr erinnert sich an einen Unterricht bei den Salzburger Festspielen im vergangenen Jahr: „Es war großartig, weil man in einen gewissen meditativen Zustand kommt. Die Aufgabe war es, mit geschlossenen Augen diese Wand zu befühlen und zu erkunden und sich ein Bild davon zu machen. Und dann, wenn ich den Impuls dazu hatte, eben auch was zu singen. Das konnten einfach Töne sein oder sogar Laute - das war eigentlich egal.“

Erlaubt ist, was funktioniert. Und bei den „Smolis“, wie die Teilnehmenden des Emmerich Smola Förderpreises hinter den Kulissen liebevoll genannt werden, scheint alles bestens zu funktionieren. Wer am Ende das Rennen machen wird? Das Publikum und das Orchester haben die Qual der Wahl.

Landau

Gesangswettbewerb: Emmerich Smola Förderpreis SWR Junge Opernstars 2025 – die Entscheidung

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Ursula Böhmer
Onlinefassung
Dominic Konrad