Er ist der Mann, der Klaus Kinski zum Weltstar machte und dann als seinen liebsten Feind bezeichnete. Ein Filmemacher, über den sogar selbst bereits etliche Filme gedreht wurden.
Werner Herzog ist Regisseur, Produzent, Schauspieler und Schriftsteller. Ein Multitalent. 1978 veröffentlichte er sein Tagebuch „Vom Gehen im Eis“, in dem er eine entbehrungsreiche Winterwanderung von München nach Paris festhielt. In „Eroberung des Nutzlosen“ schilderte er die Begleitumstände der schwierigen Dreharbeiten am Amazonas zum legendären Film „Fitzcarraldo“. Nun feiert der schreibende Regisseur seinen 80. Geburtstag. Es wird also Zeit, die reichhaltigen Lebenserinnerungen festzuhalten. Im Vergleich zu seinem Regiekollegen Edgar Reitz fasst Herzog sich mit knapp 350 Seiten dabei vergleichsweise kurz, aber Reitz ist ja auch zehn Jahre älter.
Herzog eröffnet sein Buch mit einer Postkarte, die die Mutter einst ihrem Vater schrieb und die Herzog später in den Unterlagen gefunden hat. Sein eigener Vater war zu diesem Zeitpunkt an der Westfront. Der Name Werner, so schreibt Herzog, sei eine Auflehnung der Mutter gegen ihren untreuen Ehemann gewesen, der sich einen anderen Namen für den Sohn gewünscht hatte. Man merkt: Herzog rekonstruiert sein Leben episodisch, mit Blick für das sprechende Detail. Er erzählt vom Unterwegssein, von der Sehnsucht nach Erlebnissen, vom Hunger nach Aufbrüchen. Natürlich auch von Kinski und vom Amazonas, aber ohne dabei schmutzige Wäsche zu waschen.
Es ist ein ungemein reiches Leben, reich an prägenden Erfahrungen, reich an Einfällen. Das Buch endet mitten im Satz, ohne Vorwarnung. Die Erklärung dazu liefert der Autor im Vorwort: Während des Schreibens, so Herzog, habe er aus dem Fenster geblickt und etwas aufblitzen sehen. Keine Kugel, wie er dachte, sondern einen Kolibri: „Ich entschloss mich in diesem Moment, nicht weiterzuschreiben.“ Das ist schon schön.