Cover des Buches Mathias Enard: Das Jahresbankett der Totengräber (Foto: Pressestelle, Hanser Berlin)

Platz 1 (45 Punkte)

Mathias Enard: Das Jahresbankett der Totengräber

Stand

„Das Bankett der Totengräber“ war bereits auf Platz 2 der SWR Bestenliste im Juni

Der in Barcelona lebende Franzose Enard erhielt für seinen Roman „Kompass“ sowohl den Prix Goncourt als auch den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Darin literarisierte Enard die These, dass eine Trennung von Orient und Okzident eine künstliche Setzung sei, da beide Kulturen sich seit eh und je gegenseitig inspiriert und beeinflusst hätten.

Auch sein neuer Roman hat auf den ersten Blick einen konventionellen Ansatz, geht aber tatsächlich erneut sehr tief in die Erforschung des menschlichen Zusammenlebens und der daraus resultierenden Unsicherheiten und Konflikte.

„Das Jahresbankett der Totengräber“ ist teilweise in Form eines Tagebuchs verfasst. Geführt wird es von David, einem Pariser Anthropologen, der in ein Dorf im Westen Frankreichs zieht, um dort an seiner Dissertation über das Landleben im 21. Jahrhundert zu arbeiten. Seinen neuen Schreibplatz nennt er, Lévi-Strauss lässt grüßen, „Wildes Denken“. Der Name ist selbstverständlich Programm, denn Enard ist nicht der Autor, der aus dieser Konstellation einen konventionellen Roman bauen würde.

Hochgradig unterhaltsam geht es trotzdem zu, denn wider Willen wird David viel tiefer in die Mikrostrukturen und Beziehungsgeflechte des Dorfs hineingezogen als es seinem wissenschaftlichen Status gut tut. Zumal sich die Menschen in seinem neuen Umfeld als so originelle wie unberechenbare Charaktere entpuppen. Ein rasanter, komödiantischer Roman voller Entdeckungen und Überraschungen.

Stand
AUTOR/IN
SWR