Otto Waalkes veröffentlicht seine Memoiren

Eine ottifantische Ottobiografie

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Am 14.5.2018 von Tobias Wenzel

Eigentlich ist er ein Kind geblieben. Und doch wird auch Otto Waalkes älter. Dass er am 22. Juli seinen 70. Geburtstag feiert, mag man allerdings nicht glauben. Otto ist der ewig junge Mann geblieben. Erlebt hat er allerdings einiges - und zu erzählen sowieso. Erschienen ist jetzt seine Autobiografie mit dem Titel „Kleinhirn an alle. Die große Ottobiografie – nach einer wahren Geschichte“. Tobias Wenzel hat Otto Waalkes getroffen.

Otto in echt - Otto aus Pappe

Otto Waalkes, Baseballmütze, Turnschuhe, sitzt auf dem Sofa in einem Hamburger Hotel. Neben ihm steht ein zweiter Otto: „Das ist eine Pappfigur. Das gefällt mir sehr gut.“

Um Petrus wenigstens mit „ein paar Extrapunkten für Fleiß und Ehrlichkeit“ zu beeindrucken, erzählt Otto Waalkes in seiner Autobiografie, habe er dieses Buch geschrieben. „Dass ich in meinem Leben eigentlich nichts anderes gemacht habe, als zu blödeln, zu knödeln und zu jödeln, führt schließlich dazu, dass mir das goldene Himmelstor verschlossen bleibt.“ Und wer weiß: „Ein bisschen vorsichtig muss ich sein: Nachher liest das noch jemand. Aber ich glaube, jetzt ist es soweit.“

Otto Waalkes auf einer übergroßen Parkbank, 2009 bei Vorstellung eines Bühnenprogramms in Berlin. (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Rainer Jensen)
Eigentlich ist er ein Kind geblieben. Und bleibt so in Erinnerung. Otto Waalkes 2009 in Berlin, bei der Vorstellung eines Bühnenprogramms.

Ottos Kindheit: zu fünft auf 45 Quadratmetern

In seiner Autobiografie beschreibt Otto Waalkes wunderbar plastisch und skurril und manchmal sogar ein bisschen ernst seine Kindheit in Emden und liebevoll seine Eltern: die Mutter eine strenggläubige Baptistin, der Vater ein toleranter Malermeister. Zu fünft wohnte die Familie auf nur 45 Quadratmetern. Trotz der einfachen Verhältnisse habe er eine heile Welt erlebt, erzählt Otto Waalkes.

Fürs Kasperlespielen zwei Pfennig Eintritt verlangt

Vielleicht ist er durch seine glückliche Kindheit sogar zum Komiker geworden? „Komiker bin ich ja nicht geworden. Komiker ist man, glaube ich. Mein Vater hat mir ein kleines Kasperletheater gebaut. Und ich habe dann im Hof Kaspertheater gemacht vor vielen, vielen Kindern. Kam sehr gut an. Musikalisch untermalt: So eine Harfe hatte ich da. Und das Krokodil kam. Und die Kinder sind einsatzfreudig gewesen. Zwei Pfennig Eintritt, glaube ich. Das war nicht der erste Schritt. Das war eine ganz normale Entwicklung.“

Faszinierende Theorie der Komik

Waalkes erzählt in seiner Ottobiografie von Vorbildern wie Heinz Erhardt, verrät viel über seine eigenen Charaktereigenschaften und übt Selbstkritik mit Blick auf seine beiden gescheiterten Ehen oder den Karriereknick nach dem großen Hype. Auch liefert Waalkes im Vorübergehen eine faszinierende, praxisbezogene Theorie der Komik.
„Nach einer wahren Geschichte“ heißt es im Untertitel der Autobiografie.

"Sie haben eine Leiche entdeckt? Was, die ist tot?"

Da fragt man sich schon hier und da, ob sich das alles wirklich so zugetragen hat. „Es muss wahr sein, denn ich habe es ja selbst geschrieben. Was soll denn nicht wahr sein? Was hast du denn da gelesen? Erzähl mal.“

Otto Waalkes, live auf der Bühne mit Gitarre, in den 70er Jahren. (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Hardy Schiffler)
Otto, Ottili oder mit Ottifant: unglaubliche 50 Jahre steht Otto Waalkes bereits auf der Bühne. Hier bei einem Bühnenauftritt in den 70er Jahren.

Das hier zum Beispiel: „In Hamburg hatte ich das Angebot, einen Tatort-Kommissar zu spielen. Ich nahm an – unter der Bedingung, ins Drehbuch einige Otto-Zeilen einfügen zu dürfen. Schließlich wollte ich auch die Erwartungen meiner alten Fans nicht enttäuschen. Mein erster Dialog als Kommissar fand am Telefon statt: ‚Hier Kommissar Kingel, Morddezernat … Wer spricht da? … Klappke? Und weshalb rufen Sie dann an? … Ach so, Sie sind Streifenpolizist … Ein Zebra der Landstraße, wie? … Und Sie haben was entdeckt? Nein – nicht sagen! Lassen Sie mich raten: Amerika? Die Glühbirne? Ach so … 'ne Leiche … Was? Die ist tot?‘“

Otto liebt das "Was-wäre-wenn-Spiel"

Das „Tatort“-Angebot hat Waalkes in Wirklichkeit natürlich abgelehnt. Aber er liebt nun mal das Was-wäre-wenn-Spiel. Was wäre, wenn seine Eltern ihn Sigismund genannt hätten?

„Oder Karl-Friedrich! Das wäre sehr schwierig gewesen. So schnell kann ich den Namen gar nicht schreiben. Ich habe ja bisher 13 Millionen Ottifanten gezeichnet und Autogramme gegeben. Das wäre schon sehr schwierig. Dann wäre ich heute noch dabei, um das Ding zu vollenden.“

Otto Waalkes herzt einen großen Plüsch-Ottifanten (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Fabian Sommer)
Insgesamt 13 Millionen Ottifanten will Otto gezeichnet, signiert und vermutlich auch geherzt haben. Ob das stimmt oder nicht - der Ottifant ist bis heute fraglos Ottos berühmtestes Erkennungszeichen.

Ob es für den Himmel reicht? - Wen fragt man da?

In seiner Autobiografie und auch im Gespräch erscheint Otto Waalkes als sympathischer, sensibler Komiker, der süchtig danach ist, andere zum Lachen zu bringen. Reicht das vielleicht nicht doch für einen Platz im Himmel? „Keine Ahnung. Wen fragt man denn da? Wer weiß das? Und wer entscheidet das? Ich lass mich mal überraschen.“

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SWR