Der Wirtschaftsrat der CDU in Rheinland-Pfalz hat den Finanzwissenschaftler Stefan Homburg zu einem Vortrag eingeladen. Titel: „Krisenmodus: Corona, Klima, Rezession“. Homburg machte sich einen Namen mit sehr zweifelhaften Aussagen während der Corona-Pandemie. Er trat bei Kundgebungen von Impfgegnern auf und hält Reden bei AfD-Veranstaltungen. Der rheinland-pfälzische CDU-Landesvorsitzende Christian Baldauf, selbst Vorstandsmitglied im Wirtschaftsrat, bezeichnet die Einladung im SWR-Gespräch als „falsch“.

Ich erwarte, dass Homburg wieder ausgeladen wird. Und wundere mich über so wenig politisches Fingerspitzengefühl rund um den Vorsitzenden des Wirtschaftsrates, den Unternehmer Thomas Wolff. In Rheinland-Pfalz hat BioNTech seinen Sitz. Stefan Homburg hat kräftig gegen den Corona-Impfstoff von BioNTech geledert. Jetzt schrieb er über aktuelle Forschungen an Krebsmedikamenten: „Lieber Krebs als Plörre von BioNTech.“
Der Vorsitzende des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsrates ist erst seit vergangenem Monat im Amt. „Ich möchte aus der Defensive in die Offensive gehen“, erklärte Thomas Wolff nach seiner Wahl. Offenbar schwebt ihm ein Debattenraum auch für allzu abseitige Denker vor. Wolff geht auf einem schmalen Grat: Wann ist es noch ein Dialog, der die demokratische Kultur stärkt, und wann schon eine Bühne für Kritiker und Gegner der Demokratie?
Homburg, ein Stichler gegen die Demokratie
Schon bei der erstbesten Gelegenheit, meine ich, ist Thomas Wolff abgestürzt. Das Argument, in einer Demokratie müssten alle Meinungen einen Platz haben, gilt nicht für Feinde der Demokratie. Stefan Homburg erscheint mir mindestens als Stichler gegen sie. Privat mag er die Plörre nehmen, die er will. Die Bühne beim Wirtschaftsrat der größten Oppositionspartei bleibt ihm hoffentlich verschlossen.