Trier Porta Nigra (Foto: IMAGO, 0101193594h)

Meist in CDU-Hand

Bundestagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz: Wahlkreis 203 - Trier

Stand

Die Stadt Trier und der Landkreis Trier-Saarburg bilden den Bundestagswahlkreis Trier. Obwohl die Stadt Trier als "rote Hochburg" gilt, hat die CDU den Wahlkreis fast immer gewonnen. Doch diesmal könnte es für die CDU schwieriger werden.

Die politische Ausgangslage

Schaut man sich die Wahlergebnisse seit 1949 an, ist das Bild klar: Der Wahlkreis Trier ist in CDU-Hand. Nur Karl Diller schaffte es bei den "Gerhard Schröder-Wahlen" 1998 und 2002, den Wahlkreis für die SPD zu gewinnen.

Bei der vergangenen Bundestagswahl holte CDU-Mann Andreas Steier aus Pellingen das Direktmandat im Wahlkreis Trier. Das war keine Selbstverständlichkeit. Seine prominente Gegenkandidatin von der SPD war die heutige Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Katarina Barley - damals Bundesfamilienministerin. Barley zog schließlich über die Landesliste in den Bundestag ein. Der Wahlkreis Trier ist ohnehin prominent in Berlin vertreten: Mit Andreas Steier von der CDU, Corinna Rüffer von den Grünen und Katrin Werner von den Linken saßen zum Ende der Legislaturperiode drei Abgeordnete aus Trier im Deutschen Bundestag.

Die spannende Frage ist, ob es die CDU erneut schafft, den Wahlkreis Trier zu gewinnen. Im Kreisverband Trier-Saarburg gab es in den vergangenen Wochen gleich mehrere Austritte von Parteimitliedern - unter anderem wechselte der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende zu den Freien Wählern. Der Spitzenkandidat der Freien Wähler für die Bundestagswahl im Wahlkreis Trier, Sascha Kohlmann, ist ebenfalls ein ehemaliges CDU-Mitglied. Gut möglich also, dass die CDU wichtige Stimmen an die Freien Wähler verliert und es für das Direktmandat knapp wird.

Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl

Eine große Herausforderung in den kommenden Monaten wird im Bundestagswahlkreis Trier sein, die Schäden der Unwetter-Katastrophe von Mitte Juli zu beseitigen und zu reparieren. Im Wahlkreis waren vor allem Trier-Ehrang, Kordel und Orte entlang der Sauer vom extremen Hochwasser betroffen.

Das Thema Verkehr ist ein Dauerbrenner im Wahlkreis Trier. Täglich pendeln tausende Menschen aus der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg nach Luxemburg zur Arbeit, was regelmäßig zu Staus auf der Autobahn A64 oder auf der Ehranger Brücke führt. In der Corona-Pandemie hat sich das zwar etwas entspannt, doch inzwischen arbeiten wieder viele Pendler vor Ort in Luxemburg statt im Homeoffice. Hier fordern Politiker quer durch alle Parteien bessere Verkehrskonzepte.

Wie dies geschehen soll, darüber gehen die Meinungen auseinander: Attraktivere ÖPNV-Angebote und mehr Busse und Bahnen fordern beispielsweise die Grünen. Einige können sich sogar eine "urbane Seilbahn" in Trier vorstellen, die Pendler von den Höhenstadtteilen zur Autobahn A64 bei Sirzenich bringt. Das wird allerdings nicht ganz billig: Insgesamt würde das Seilbahn-Projekt nach Angaben eines aktuellen Gutachtens mehr als 250 Millionen Euro kosten.

Statt die Menschen nach Luxemburg fahren zu lassen, wollen die Gemeinden im Landkreis Trier-Saarburg lieber noch mehr Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Im Industriepark Region Trier bei Föhren arbeiten schon jetzt etwa 3.000 Menschen - und der Industriepark soll noch weiter wachsen. Doch die Ansiedlung von neuen Unternehmen funktioniert nicht immer ohne Proteste. Diese Erfahrung musste jüngst die Stadt Saarburg machen. Der US-Konzern Amazon wollte ein Logistikzentrum in Saarburg bauen, doch der Stadtrat hat sich dagegen ausgesprochen. Zuvor hatte es Unruhe in der Bevölkerung gegeben - aus Sorge vor mehr Verkehr und vor Nachteilen für den Tourismus.

Eine wichtige Herausforderung für Politikerinnen und Politiker im Wahlkreis Trier ist es auch, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Traum vom eigenen Haus in Trier oder entlang der Obermosel ist für Normalverdiener kaum noch realisierbar. Auch die Mieten in der Stadt Trier gehen weiter nach oben.

Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten

Alle großen Parteien haben Direktkandidaten im Wahlkreis Trier aufgestellt. Die CDU setzt auf Andreas Steier. Er will den Wahlkreis erneut gewinnen. Die SPD geht mit einer Newcomerin ins Rennen. Die Start-up-Gründern Verena Hubertz hat sich zur Wahlkreiskandidatin wählen lassen. Für die Grünen will Corinna Rüffer erneut in den Bundestag einziehen. Rüffer ist Sprecherin für Behindertenpolitik der Grünen​-Bundestagsfraktion. Die Linke hat erneut Katrin Werner als Direktkandidatin aufgestellt. Die gebürtige Berlinerin sitzt bereits seit 2009 im Bundestag.

Auch die FDP, die Freien Wähler und die AfD schicken Direktkandidaten ins Rennen. Für die Freien Wähler tritt das ehemalige CDU-Mitglied Sascha Kohlmann an, für die FDP Benjamin Palfner und für die AfD Otto Hiller von Gaertringen. Direktkandidat der ÖDP ist der Student Paul Lippl. Ebenfalls Direktkandidaten aufgestellt haben "die Partei" (Michael Zeeb), die Basisdemokratische Partei Deutschlands (Filiz Plenter), Volt (Bettina Wolff) und "Internationalistisches Bündnis MLPD" (Anna Bartholomé), außerdem die DKP (Simon Becker), "Unabhängige für Bürgernahe Demokratie" (Jens Ahnemüller) sowie die parteilose Kandidatin Ingrid Moritz.

Die Top-Themen im Wahlkampf

Ein kontrovers diskutiertes Thema im Wahlkreis Trier ist der Moselaufstieg, die sogenannte Westumfahrung Triers. Der Bau dieser Trasse bei Igel, die das Moseltal im Bereich von Konz mit der Autobahn A64 verbinden soll, ist seit Jahren umstritten. CDU, Freie Wähler und FDP sind dafür, SPD, Grüne und Linke dagegen. Die Westumfahrung bei Igel könne unter anderem dafür sorgen, dass weniger Autos von Konz über das Moselufer durch Trier fahren. Außerdem könnte der Raum Saarburg Konz mit der Westumfahrung besser ans Autobahnnetz angeschlossen werden.

Die Gegner sehen das anders. Die Analyse der künftigen Verkehrsströme sei unvollständig und beachte Aspekte nicht, die zu anderen Ergebnissen führen könnten. Seit Mitte Mai gibt es im Wald zwischen Trier-Zewen und Igel ein Protestcamp von Klimaaktivisten. Sie haben Baumhäuser in den Bäumen errichtet und wollen damit auf die Bedrohung für den Wald durch den Moselaufstieg aufmerksam machen.

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