Es gibt Wörter, die viel über diejenigen verraten, die sie verwenden. „Biodeutsch“ ist ein solches Wort. Nun ist „biodeutsch“ zum Unwort des Jahres 2024 gewählt worden. Das Wort dient als Bezeichnung für Deutsche, die keinen Migrationshintergrund haben. Der Begriff ist aber auch ein gutes Beispiel dafür, dass das gesellschaftliche Klima rauer geworden ist.
Wurde „biodeutsch“ in der Vergangenheit noch ironisch von Politikern wie Cem Özdemir benutzt, hat sich der Begriff langsam, aber stetig zum Kampfbegriff für Rechte gemausert. In Abgrenzung zu den „Biodeutschen“ sprechen diese gerne von „Passdeutschen“, also deutschen Bürger mit Migrationshintergrund. Wer diese Begriffe benutzt, dem ist es offensichtlich wichtig zu betonen, dass es verschiedene Formen von Deutschen gibt. Zum einen diejenigen, die quasi schon seit Generationen hier gelebt haben und dann eben solche, auf die das nicht zutrifft. Auch wenn sie heute rund ein Viertel aller Menschen in Deutschland ausmachen. Und wie im Fall der „Gastarbeiter“ und ihrer Nachfahren, bereits seit Jahrzehnten in Deutschland leben.

Im Wort „Passdeutsche“ steckt auch die Behauptung, dass es eben allein der Pass sei, der diese Menschen zu Deutschen machen würde. Während die „Biodeutschen“ qua ihrer Genetik Deutsche seien. Die Jury begründet ihre Wahl damit, dass mit dem Wort „biodeutsch“ eine „Unterteilung in angeblich 'echte' Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse“ einhergehe. Das ist aus meiner Sicht ein rassistischer und widerlicher Gedanke.
Ein Blick auf die Liste der Unwörter vergangener Jahre (u.a. Gutmensch, Sozialtourismus, Lügenpresse) zeigt, wie hässlich man mit unserer Sprache agieren kann. Ich finde, wer so spricht, verrät sich selbst.