Zwei Minuten: Unsere Kolumne zum Wochenende

Kolumne: Wind of Change

Stand

Von Autor/in Pascal Fournier

In dieser Woche konnte man der Geschichte beim Geschehen zuschauen. Nicht allen Zeitgenossen gelang es, darauf angemessen zu reagieren, meint Pascal Fournier in seiner Kolumne „Zwei Minuten“.

Tja – da hat er ja mal wieder mächtig geweht diese Woche, der Hauch der Geschichte. Ich weiß, das hieß früher „Hauch der Gechichte“, aber der ist inzwischen auch schon 30 Jahre verweht. Nein, ich spreche natürlich von den Ereignissen in Syrien. Da hat ein Trupp Aufständischer die über 50 Jahre währende, scheinbar auf ewig betonierte Terrorherrschaft des Assad-Clans einfach weggefegt und damit den ganzen Nahen Osten kräftig, vielleicht sogar epochal durchgeschüttelt. Kein Hauch der Geschichte, eher ein Sandsturm. Und: Ja, ich weiß, da mischen ein paar ziemlich zwielichtige Gestalten mit – aber das ändert an der historischen Tragweite erstmal nichts.

Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:

Von Dauer oder Pillepalle

Manchmal dauert es ja ein bisschen, bis klar wird, ob etwas wirklich relevant und von bleibender Wirkung ist. Denken Sie mal an Galileos Blick durch ein Teleskop, die Entdeckung Amerikas oder die Erfindung des Computers. Hat ein bisschen gedauert, bis die Tragweite deutlich wurde. Umgekehrt halten viele Zeitgenossinnen und Genossen sich und ihr Tun gerne für ungeheuer bedeutungsvoll, eminent wichtig und – naja, eben: historisch. Im Rückblick war es dann eben doch oft auch nur eine Episode. Oder Pillepalle.

Pascal Fournier
Die Kolumne von Pascal Fournier

Aber zurück zu den historischen Ereignissen dieser Tage! Da passiert also in Syrien etwas von enormer Tragweite. Keiner weiß, was daraus wird, wie sich das Ganze weiterentwickelt – aber jeder spürt: Das ist was Großes! Nun könnte man an dieser Stelle einfach mal kurz innehalten. Versuchen, die Bedeutung des Augenblicks wahrzunehmen und zu reflektieren. Durchatmen. Vielleicht sogar staunen.

Eifer beim Heimschicken der Syrer

Aber es gibt Menschen, die sind angesichts der historischen Ereignisse in Syrien so ergriffen, dass sie den hierher geflohenen Syrern am liebsten gestern beim Packen helfen, ihnen ein Taschengeld in die Hand drücken und sie ins nächste Flugzeug nach Hause setzen würden – so wie der CDU-Politiker Jens Spahn. Ganz abgesehen von seiner Stilsicherheit beim Umsetzen christlicher Ideale – sein Eifer beim Heimschicken der Syrer hierzulande erscheint, mit Verlaub, etwas überhastet und wenig durchdacht.

Tausende syrische Ärzte in Deutschland

Die Menschen sind zum Teil seit Jahren hier, viele sind hier verwurzelt. Und viele werden gebraucht: Pflegekräfte, Facharbeiter, Ingenieure, Mediziner! Fragen Sie mal den Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, wie er die Idee findet, Tausende syrische Ärztinnen und Ärzte hierzulande heimzuschicken. Naja, woher soll Spahn das auch wissen, hatte ja noch nie näher mit dem Gesundheitswesen zu tun! War ja nur mal Gesundheitsminister! Aber ganz abgesehen von der Frage, ob jemand hier GEBRAUCHT wird: Könnten wir vielleicht einfach mal noch einen Moment abwarten? Bis sich der Staub wenigstens ein bisschen gelegt hat? Selbst wenn im Februar Bundestagswahl ist?

Das ist das Problem mit dem Hauch der Geschichte: die Ereignisse sind mitunter gewaltig groß – wie wir darauf reagieren, bisweilen erbärmlich klein. Ist aber unterm Strich vielleicht auch nicht so schlimm. Daran erinnert sich später eh keiner mehr!

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Kommentare (1)

Bisherige Kommentare
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  1. Kommentar von
    Erna Klein
    Verfasst am

    Spahn hat ja schon bei seinen Maskendeals sein sicheres Gespür für Fettnäpfe bewiesen.Da wundern mich seine eiligen Forderungen zum Abschieben überhaupt nicht.So fischt man am rechten Rand. Daß er sich überhaupt traut wieder durch die Talkshows zu tingeln beweist nur die Vergesslichkeit derer , mit dem C im Namen ,die ihn wieder wählen werden.