Im Wildtierzentrum Saarburg werden kranke, verletzte oder verwaiste Tiere gepflegt. (Foto: SWR, Marc Steffgen)

Folge von Umweltzerstörung

Wildtierzentrum Saarburg nimmt immer mehr Patienten auf

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Marc Steffgen
Foto von Marc Steffgen, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier (Foto: SWR)

Menschen zerstören durch immer mehr Neubaugebiete, Straßen, Windräder oder Solarparks den Lebensraum von Wildtieren. Mehr als 1.800 landen pro Jahr im Wildtierzentrum Saarburg.

Es sind solche Momente für die Jürgen Meyer seit vielen Jahren lange Arbeitstage in Kauf nimmt: Der Leiter des Wildtierzentrums wildert einen Igel aus. Das Tier war im November untergewichtig nach Saarburg gebracht worden. Dank guter Pflege kann er jetzt mit satten 1,3 Kilogramm Gewicht in die Freiheit entlassen werden.

Im Wildtierzentrum Saarburg werden kranke, verletzte oder verwaiste Tiere gepflegt. (Foto: SWR, Marc Steffgen)
Dieser Igel war im November völlig abgemagert bei Longuich gefunden worden. Er hat im Wildtierzentrum Saarburg überwintert und kann jetzt ausgewildert werden.

Ein Tier wieder gesund in die Freiheit zu entlassen, das ist der schönste Lohn für meine Arbeit.

Mehr als 1.800 verletzte Wildtiere von der Amsel bis zur Spitzmaus hat Jürgen Meyer alleine im vergangen Jahr aufgenommen. Etwa 70 Prozent haben er und sein Team aus Ehrenamtlichen gesund gepflegt, erzählt der Leiter der Station stolz: "Ein Tier wieder gesund in die Freiheit zu entlasten, das ist für mich der schönste Lohn für meine Arbeit."

Mensch zerstört immer mehr Lebensräume von Wildtieren

Jürgen Meyer kümmert sich seit Jahrzehnten um verletzte Wildtiere. Er hat beobachtet, wie sich die Landschaft, auch in der Region Trier, zu Lasten der Wildtiere verändert hat.

Biotope verschwinden, Streuobstwiesen müssen für Neubaugebiete weichen. Zu viele der verbleibenden Tiere flögen gegen die Fensterscheiben oder würden von freilaufenden Hauskatzen drangsaliert, schildert Jürgen Meyer. 90 Prozent aller verletzen Patienten im Wildtierzentrum Saarburg seien Opfer menschlichen Einflusses auf die Landschaft.

Dieser Habicht wurde von einem Auto erfasst und ist erblindet. (Foto: SWR, Marc Steffgen)
Habicht "Medusa" war 2019 von einem Auto überfahren worden und ist seitdem blind. Das Tier lebt als Dauerpflegegast im Wildtierzentrum.

Wildtiere haben in unserer Gesellschaft keine Lobby.

Rund 120.000 Euro benötigt das Wilddtierzentrum Saarburg im Jahr. Ein Großteil des Budgets kommt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden zusammen. Allerdings sinke die Spendenbereitschaft kontinuierlich.

Die Kommunen hielten sich in Sachen Finanzierung sehr zurück, so die Beobachtung des Vereins. Mehr Wertschätzung für die Arbeit der Station sei wünschenswert. "Im Gegensatz zu Haustieren haben Wildtiere in unserer Gesellschaft kein Lobby", bedauert Jürgen Meyer.

Im Wildtierzentrum Saarburg werden kranke, verletzte oder verwaiste Tiere gepflegt. (Foto: SWR, Marc Steffgen)
Das Wildtierzentrum liegt in einem Seitental bei Saarburg und beherbergt zur Zeit mehr als 100 Tiere.

Wildtierzentrum stellt sich für die Zukunft auf

Ab dem Frühjahr wird eine Tierärztin als zweite Festangestellte für das Wildtierzentrum Saarburg arbeiten. Seit zwei Jahren gibt es auch ein Behandlungszimmer und eine Quarantänestation auf dem Gelände.

Im Wildtierzentrum Saarburg werden kranke, verletzte oder verwaiste Tiere gepflegt. (Foto: SWR, Marc Steffgen)
Im Wildtierzentrum Saarburg gibt es seit zwei Jahren ein Behandlungszimmer in dem kleinere Eingriffe vorgenommen werden können.

Jürgen Meyer verspricht sich eine deutliche Entlastung seiner Arbeit. Sein Arbeitstag beginnt, wenn die Sonne aufgeht mit der Fütterung der Tiere und endet meistens nicht vor 21 Uhr. Ab dem kommenden Jahr sollen auch die Tiere, die bislang in seinem Privathaus in Wiltingen gepflegt wurden, nach Saarburg ziehen. Dann soll es einen Zwei-Schicht-Betrieb von sieben bis 21 Uhr geben.

Auch diese Kröte wurde im Wildtierzentrum Saarburg gesund gepflegt. (Foto: SWR, Marc Steffgen)
Diese Kröte war überfahren worden, kann aber nach vier Wochen Pflege im Wildtierzentrum Saarburg ausgewildert werden.

Ich werde weitermachen, so lange es irgendwie geht.

Auf den 60-Jährigen wartet die zweite Auswilderung des Tages: Diesmal eine Kröte, die vor vier Wochen von einem Auto angefahren wurde. Jürgen Meyer setzt das Tier in einem nahen Teich aus und macht noch ein Foto für die Retter. Auf die Frage, wie lange er noch im Wildtierzentrum arbeiten will, kommt eine schnelle Antwort: "Ich werde weitermachen, so lange es irgendwie geht!"

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