Klär (Foto: SWR, Lara Bousch)

Mehr Umweltschutz durch moderne Technologie

Kläranlage in Mettendorf: Vorzeigeprojekt geht in den Probebetrieb

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Lara Bousch
Lara Bousch ist Reporterin im SWR Studio Trier (Foto: SWR)

In Mettendorf geht demnächst eine der modernsten Kläranlagen der Südeifel in Betrieb. Die Anlage versorgt sich selbst mit Strom und trocknet den problematischen Klärschlamm.

Abwasser ist zwar ein wichtiges Thema, jedoch kein besonders attraktives und dazu auch noch ein kostspieliges. Die Verbandsgemeinde Südeifel jedoch hat eine schwierige Ausgangssituation genutzt und ein Vorzeigebeispiel daraus gemacht. Denn bald geht in Mettendorf eine Kläranlage in Betrieb, wie sie moderner kaum sein könnte.

"Wenn wir eine komplett neue Kläranlage bauen müssen, dann machen wir es anständig."

Modernste Technik für Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Kläranlagen verbrauchen sehr viel Energie und haben damit eine recht schlechte Klimabilanz. Um den Energieverbrauch zu verringern, wurde in Mettendorf sehr moderne Technik verbaut, die möglichst energieeffizient arbeitet, um das Abwasser von 3.500 Bewohnern zu reinigen. Außerdem wird auf und neben der Kläranlage Strom mithilfe einer Fotovoltaik Anlage erzeugt. Diese soll 65 Prozent des Strombedarfs der Anlage decken, sagt Jürgen Stadler, Leiter der Südeifelwerke, denen die Kläranlage gehört.

Die neuen Becken, in denen die Fäkalien von Mikroben abgebaut werden, werden aktuell belüftet und auf ihre Dichtigkeit geprüft. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Die neuen Becken, in denen die Fäkalien von Mikroben abgebaut werden, werden aktuell belüftet und auf ihre Dichtigkeit geprüft. Bild in Detailansicht öffnen
Auf der Wiese neben den Becken und auf den Dächern der Betriebsgebäude wird noch eine Solaranlage mir Fotovoltaik-Modulen montiert. Dadurch soll die Kläranlage sich in Zukunft größtenteils selbst mit Energie versorgen. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Auf der Wiese neben den Becken und auf den Dächern der Betriebsgebäude wird noch eine Solaranlage mir Fotovoltaik-Modulen montiert. Dadurch soll die Kläranlage sich in Zukunft größtenteils selbst mit Energie versorgen. Bild in Detailansicht öffnen
Durch die modernste Technik können mehr Phosphor und Nährstoffe aus dem Abwasser herausgefiltert werden. Das entlastend schlussendlich auch die Enz, in die die Abwasser der Kläranlage in Mettendorf fließen. Zu viele Nährstoffe führen in Gewässern zu hohem Algenwuchs. Diese verbrauchen sehr viel Sauerstoff im Wasser, sodass es zu Artensterben kommt. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Durch die modernste Technik können mehr Phosphor und Nährstoffe aus dem Abwasser herausgefiltert werden, sagt Abwassermeister, Sebastian Leiber. Das entlastet schlussendlich auch die Enz, in die die Abwasser der Kläranlage in Mettendorf fließen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Schalttechnik der Kläranlage befindet sich im zweiten Stock des Gebäudes. Somit werden die Mitarbeiter nicht vom Lärm gestört. Obwohl der neue Standort sicher vor Hochwasser sein soll, ist die teure Technik im Obergeschoss doppelt vor Hochwasser geschützt. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Die Schalttechnik der Kläranlage befindet sich im zweiten Stock des Gebäudes. Somit werden die Mitarbeiter nicht vom Lärm gestört. Obwohl der neue Standort sicher vor Hochwasser sein soll, ist die teure Technik im Obergeschoss doppelt vor Hochwasser geschützt. Bild in Detailansicht öffnen
Die Arbeiten an der Anlage sind noch nicht gänzlich abgeschlossen. Jürgen Stadler, Leiter der Südeifelwerke, geht davon aus, dass die Baukosten der Anlage sich auf rund 10 Millionen Euro belaufen werden. 8,6 Millionen davon hat das Land Rheinland-Pfalz gefördert. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Die Arbeiten an der Anlage sind noch nicht gänzlich abgeschlossen. Jürgen Stadler, Leiter der Südeifelwerke, geht davon aus, dass die Baukosten der Anlage sich auf rund zehn Millionen Euro belaufen werden. 8,59 Millionen davon hat das Land Rheinland-Pfalz gefördert. Bild in Detailansicht öffnen
Kläranlage Mettendorf (Foto: SWR, Lara Bousch)
In Mettendorf werden nicht nur Abwässer gereinigt, sondern auch Klärschlämme aus rund 60 Kläranlagen der Südeifelwerke gesammelt und entwässert. In diesen großen Becken werden die Klärschlämme gelagert. Bild in Detailansicht öffnen
Damit es nicht zu unangenehmen Gerüchen kommt, werden die Gase der Klärschlämme erst gefiltert, bevor sie abgelassen werden. Zur Energiegewinnung reichen die Faulgase auf dieser kleinen Kläranlage jedoch nicht aus. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Damit es nicht zu unangenehmen Gerüchen kommt, werden die Gase der Klärschlämme erst gefiltert, bevor sie abgelassen werden. Zur Energiegewinnung reichen die Faulgase auf dieser kleinen Kläranlage jedoch nicht aus. Bild in Detailansicht öffnen
Der gesammelte Klärschlamm wird in Mettendorf in einer speziellen Anlage auf ein Achtel seines Gewichts entwässert. Danach wird der Klärschlamm zur nächsten Verbrennungsanlage nach Mainz transportiert. Den Wassergehalt der Klärschlämme zu reduzieren führt zu großen Ersparnissen beim Transport des Klärschlammes in eine Verbrennungsanlage, sagt Jürgen Stadler, Leiter der Südeifelwerke. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Der gesammelte Klärschlamm wird in Mettendorf in einer speziellen Anlage auf ein Achtel seines Gewichts entwässert. Danach wird der Klärschlamm zur nächsten Verbrennungsanlage nach Mainz transportiert. Bild in Detailansicht öffnen
Die Kläranlage in Mettendorf ist auch mit einem vollständigen Labor ausgestattet. Hier werden die Abwasser aller Kläranlagen der Südeifelwerke auf ihre Werte kontrolliert. (Foto: SWR, Lara Bousch)
Die Kläranlage in Mettendorf ist auch mit einem vollständigen Labor ausgestattet. Hier werden die Abwässer aller Kläranlagen der Südeifelwerke auf ihre Werte kontrolliert. Bild in Detailansicht öffnen

Die moderne Technik bringt aber nicht nur Energieersparnis. Sie reinigt das Abwasser auch wesentlich besser als die alte Kläranlage, die die Auslaufwerte an Nährstoffen nicht einhalten konnte und somit die Enz belastete. Durch ein neues Verfahren werden Phosphor und Stickstoff besser aus dem Abwasser gefiltert. Dadurch erhofft man sich auch eine Verbesserung der Güteklasse der Enz.

Klärschlamm als besonderes Problem

Besonders bei dieser Kläranlage ist auch, dass sie über eine Trocknungsanlage für Klärschlamm verfügt. Der Klärschlamm der ganzen Verbandsgemeinde wird hier zentral gesammelt und entwässert. Die Entscheidung, eine Trocknungsanlage zu bauen, hat viel mit den Regularien für die Entsorgung von Klärschlamm zu tun, die verschärft wurden. Vorher deponierte die Verbandsgemeinde ihren Klärschlamm oder fuhr ihn auf die Felder.

Doch da Klärschlamm mit Schadstoffen belastet ist, darf dieser aktuell nur sehr geringfügig als Dünger in der Landwirtschaft genutzt werden. Der größte Teil davon muss in der nächsten Anlage in Mainz verbrannt werden. Durch die Trocknung der Schlämme verlieren diese enorm an Gewicht. Dadurch spart die Gemeinde Geld und CO2 beim Transport des Klärschlamms.

Wieso so moderne Technik in Mettendorf?

Die ehemalige Kläranlage von Mettendorf stammte aus dem Jahr 1963 und war sanierungsbedürftig. Sie belastete die Enz mit zu hohen Nährstoffen im Klärwasser und stand außerdem in einem Bereich, der potenziell durch Hochwasser gefährdet war. Was Hochwasser für Schäden an Kläranlagen anrichten können, hat die Region Trier während der Flutkatastrophe durchaus gelernt.

"Uns war schnell klar, dass die Verbandsgemeinde hier eine neue Kläranlage an einem neuen Standort bauen muss", erzählt Bürgermeister der Verbandsgemeinde Südeifel, Moritz Petry. "Und, wenn wir eine komplett neue Kläranlage bauen müssen, dann machen wir es anständig", sagt Petry.

Rund zehn Millionen Euro soll die fertige Anlage kosten, die am 30. Januar zum ersten Mal den Probebetrieb startet. 8,59 Millionen Euro davon hat das Land übernommen. Dennoch wird es finanzielle Nachwirkungen für die Bürger der VG Südeifel geben.

Für Petry ist jetzt schon klar, dass die Schmutzwassergebühren um zehn bis 20 Cent pro Kubikmeter steigen werden in den nächsten Jahren. Die höheren Ansprüche an den Umweltschutz würden diese Kosten in Zukunft steigen lassen, das sei unvermeidbar, sagt Petry.

Balingen

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