Der Wohncontainer hängt an dicken Stahlseilen. Ganz langsam lässt der Kran ihn hinab. Nur noch wenige Zentimeter trennen den schweren Container vom Boden. Ganz sachte und leise setzt er neben dem anderen auf. Jetzt steht auch der zweite Container.
Regina Bergmann, die Geschäftsführerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) atmet auf. Sie musste lange auf die Wohncontainer warten. Jetzt stehen sie endlich und bieten zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten für obdachlose Frauen in Trier.
Und die werden bitter benötigt. Denn bereits seit dem letzten Sommer ist die Notunterkunft für obdachlose Frauen in Trier überlastet. Das Gebäude ist für vier Frauen ausgelegt, oft kommen wesentlich mehr und suchen ein Dach über dem Kopf.
Helfer mit Situation auch überfordert
Manchmal mussten sich acht Frauen die kleinen Zimmer der Notunterkunft miteinander teilen, sagt Regina Bergmann vom SkF. Aktuell suchen jeden Tag etwa sechs Frauen die Notunterkunft auf. Bisher hätten sie alle unterbringen und versorgen können. Doch die Lage sei sehr angespannt, sagt Bergmann.
Der SkF wolle den Frauen ein angemessenes Angebot machen. Denn Regina Bergmann möchte nicht nur eine Notunterkunft anbieten. Sie will die Frauen mit ihrem Team auch beraten, ihnen unter die Arme greifen und helfen. Doch dafür brauche es mehr Personal.
Frauen finden keinen Ausweg aus ihren Problemen
Viele der Frauen, die beim SkF unterkommen, seien mit ihrem Leben überfordert, sagt Regina Bergmann. Überfordert von hohen Mieten, Nebenkosten, die sie nicht mehr zahlen können und steigenden Preisen. Die Frauen kämen mit einem ganzen Bündel an Problemen zum SkF.
So gut wie alle Frauen hätten eine sehr belastete Lebensbiographie. Regina Bergmann erzählt, dass viele der Frauen Erfahrungen mit Gewalt, häufig auch sexualisierter Gewalt machen mussten. Auch die Folgen der Coronapandemie seien ein Thema. Dazu kämen häufig Suchtprobleme.
In manchen Fällen würden die Frauen von ihren Partnern vor die Tür gesetzt. Probleme verschärfen sich dann noch weiter. Diese alleine zu bewältigen - fast unmöglich.
Regina Bergmann sagt, dass viele der Frauen, die Unterschlupf beim SkF suchen, ihren Mut verloren hätten. Sie seien von ihren Problemen überfordert und häufig handlungsunfähig.
Die Notunterkunft könne ihnen zumindest die Sorge nach einem sicheren Dach über dem Kopf nehmen. Regina Bergmann hofft aber auch Zugang zu den Frauen zu finden und sie dabei zu unterstützen, den Schritt raus aus der Obdachlosigkeit zu schaffen.
Einen Container an den nächsten zu bauen, löse nicht die grundsätzlichen Probleme, sagt die SkF-Geschäftsführerin. Sie wolle nicht einfach hinnehmen, dass immer mehr Frauen obdachlos werden.
Daher müsse sich dringend etwas am Wohnungsmarkt ändern. Für viele der wohnungslosen Frauen gebe es dort so gut wie keine Alternativen. Es gebe zu wenig bezahlbaren Wohnraum, sagt Regina Bergmann.
Frauen sollen Kraft schöpfen
Jetzt geht es aber erstmal darum, die Frauen in ihrer Notsituation zu unterstützen. Und dabei sollen die zwei neuen Wohncontainer auf dem Gelände des SkF helfen.
Hier könnten die Frauen Kraft schöpfen, um ihre Probleme in Angriff zu nehmen, sagt Regina Bergmann. Angemietet sind sie für ein halbes Jahr. Zusammen mit den Arbeiten für Fundament und Anschlüsse kostet das den SkF 30.000 Euro. Regina Bergmann hofft, dass die Stadt Trier einen Teil übernimmt.
Wenn in den kommenden Monaten noch mehr Frauen in die Notunterkunft kommen, müsse überlegt werden, mehr Plätze anzuschaffen.