Tradition auf der Straße

St. Martin in Trier: "Der Job hat es in sich!"

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Autor/in
Solveig Naber

Der Laternenumzug rund um die Porta-Nigra gehört zu den schönsten in der Region. Dieses Jahr spielt Marie-Josée Schaak den St. Martin. Doch ohne das richtige Pferd geht nichts.

Auf dem Gestüt Hohensonne bei Trier ist an diesem Morgen einiges los. Der Schmied ist da, um vielen der rund 50 Pferde auf dem Hof neue Hufeisen zu verpassen. Laute Schläge sind aus dem Stall zu hören.

Ein rot glühendes Hufeisen wird vom Schmied auf dem Gestüt Hohensonne bearbeitet.
Der Schmied hat viel zu tun. Mehrere Tiere auf dem Gestüt Hohensonne bei Trier müssen beschlagen werden. Alle sechs bis acht Wochen bekommt ein Pferd neue Hufheisen

Marie-Josée Schaak steht vor dem Stall und streicht ihrem Schimmel liebevoll über den Rücken, während sie ihn saubermacht. "Brave Boy" heißt er und bekommt ebenfalls eine Fußpflege vom Schmied. Er ist als nächstes an der Reihe. Der fünfjährige Schimmel ist dieses Jahr das St. Martinspferd beim Laternenumzug in Trier.

Gesang, Dunkelheit und Feuer sind Stress für Pferde

Hunderte Kinder mit ihren Eltern laufen mit. Sie singen das Martinslied und eine Kapelle spielt mit. Es ist dunkel und die Laternen der Kinder leuchten hell. Für Pferde, die sogenannte Fluchtiere sind, ist das purer Stress. Umso wichtiger ist es, dass Reiter und Tier einander vertrauen, sagt Marie-Josée Schaak.

Die erfahrene Reiterin reitet den Schimmel seit anderthalb Jahren. Am Donnerstagabend hat aber auch sie Premiere: Schaack spielt zum ersten Mal den St. Martin in Trier. Sorgen, dass etwas mit dem Hengst nicht klappen könnte, hat sie nicht.

"Wir kennen uns gut. Er weiß, dass er sicher ist bei mir. Auch wenn er sich mal erschreckt. Wenn ich ruhig bleibe, weiß er, es ist alles in Ordnung."

Martinslied vom Handy als Vorbereitung

Damit auch alles klappt am Abend, ist eine gute Vorbereitung alles, sagt Schaack. Da hat die 65-Jährige so ihre ganz eigenen Methoden. Neben dem lockeren Einreiten vor dem Spektakel hat Schaack dem Pferd in den letzten Tagen auf dem Handy das Martinslied vorgespielt. "Dass er das schon mal ein bisschen im Ohr hat", erklärt sie und lacht.

Nicht jedes Pferd für Martinsumzüge geeignet

Die Pferde für den großen St. Martinsumzug in Trier kommen schon seit 30 Jahren vom Gestüt Hohensonne. Ines Kimmlingen und ihr Mann betreiben den Pferdehof in Aach bei Trier.

Ines Kimmlingen mit zwei Pferden auf dem Gestüt Hohensonne bei Trier.
Ines Kimmlingen ist auch Turnierreiterin. Zuammen mit ihrem Mann bildet sie Pferde nicht nur für Martinsumzüge in der Region Trier aus.

Sie bilden viele der Tiere aus, die bei den Martinsumzügen in der Region mitlaufen. Nicht jedes Pferd kann ein St. Martinspferd werden, sagt Ines Kimmlingen.

„Es ist ein bisschen wie beim Menschen. Das eine Pferd hat einen ruhigeren Charakter. Das andere ist der bessere Sportler, aber für diesen Zweck nicht geeignet."

Rolle des St. Martin keine leichte Aufgabe

Das weiß auch Marie-Josée Schaak. Die 65-jährige reitet seit vielen Jahren bei Umzügen mit. Zur Rolle des St. Martins gehört nicht nur reiten zu können. Der Job ist nicht ohne, sagt sie. Immer aufpassen, dass nichts passiert. Den Kindern und dem Pferd.

In Trier ist die Rolle allein schon wegen des Kostüms keine leichte Aufgabe. Zum Outfit gehören nämlich Unterhemd, Brustpanzer aus Metall, Helm, Mantel und Schwert - das bringt schon einige Kilo auf die Waage. Nicht die einzige Herausforderung, sagt Schack. Denn auch die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt.

"Man sitzt dann relativ starr und ich habe auch nicht so einen Blick außen, weil da der Helm ist. Das ist dann schon eine ganz spannenden Sache.“ 

Die Atmosphäre auf dem Umzug in Trier ist schon immer was besonders, sagt Schaack. Die Gesichter der Kinder, die alle so erwartungsfroh sind. Das ist immer wieder schön zu sehen, erzählt sie. Und worauf freut sie sich besonders?

"Unter der Porta durchzureiten! Das hat so etwas Erhebendes und das finde ich ganz toll."

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Solveig Naber