Auf dem Gestüt Hohensonne bei Trier ist an diesem Morgen einiges los. Der Schmied ist da, um vielen der rund 50 Pferde auf dem Hof neue Hufeisen zu verpassen. Laute Schläge sind aus dem Stall zu hören.
Marie-Josée Schaak steht vor dem Stall und streicht ihrem Schimmel liebevoll über den Rücken, während sie ihn saubermacht. "Brave Boy" heißt er und bekommt ebenfalls eine Fußpflege vom Schmied. Er ist als nächstes an der Reihe. Der fünfjährige Schimmel ist dieses Jahr das St. Martinspferd beim Laternenumzug in Trier.
Gesang, Dunkelheit und Feuer sind Stress für Pferde
Hunderte Kinder mit ihren Eltern laufen mit. Sie singen das Martinslied und eine Kapelle spielt mit. Es ist dunkel und die Laternen der Kinder leuchten hell. Für Pferde, die sogenannte Fluchtiere sind, ist das purer Stress. Umso wichtiger ist es, dass Reiter und Tier einander vertrauen, sagt Marie-Josée Schaak.
Die erfahrene Reiterin reitet den Schimmel seit anderthalb Jahren. Am Donnerstagabend hat aber auch sie Premiere: Schaack spielt zum ersten Mal den St. Martin in Trier. Sorgen, dass etwas mit dem Hengst nicht klappen könnte, hat sie nicht.
Martinslied vom Handy als Vorbereitung
Damit auch alles klappt am Abend, ist eine gute Vorbereitung alles, sagt Schaack. Da hat die 65-Jährige so ihre ganz eigenen Methoden. Neben dem lockeren Einreiten vor dem Spektakel hat Schaack dem Pferd in den letzten Tagen auf dem Handy das Martinslied vorgespielt. "Dass er das schon mal ein bisschen im Ohr hat", erklärt sie und lacht.
Nicht jedes Pferd für Martinsumzüge geeignet
Die Pferde für den großen St. Martinsumzug in Trier kommen schon seit 30 Jahren vom Gestüt Hohensonne. Ines Kimmlingen und ihr Mann betreiben den Pferdehof in Aach bei Trier.
Sie bilden viele der Tiere aus, die bei den Martinsumzügen in der Region mitlaufen. Nicht jedes Pferd kann ein St. Martinspferd werden, sagt Ines Kimmlingen.
Rolle des St. Martin keine leichte Aufgabe
Das weiß auch Marie-Josée Schaak. Die 65-jährige reitet seit vielen Jahren bei Umzügen mit. Zur Rolle des St. Martins gehört nicht nur reiten zu können. Der Job ist nicht ohne, sagt sie. Immer aufpassen, dass nichts passiert. Den Kindern und dem Pferd.
In Trier ist die Rolle allein schon wegen des Kostüms keine leichte Aufgabe. Zum Outfit gehören nämlich Unterhemd, Brustpanzer aus Metall, Helm, Mantel und Schwert - das bringt schon einige Kilo auf die Waage. Nicht die einzige Herausforderung, sagt Schack. Denn auch die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt.
Die Atmosphäre auf dem Umzug in Trier ist schon immer was besonders, sagt Schaack. Die Gesichter der Kinder, die alle so erwartungsfroh sind. Das ist immer wieder schön zu sehen, erzählt sie. Und worauf freut sie sich besonders?