Es ist der 6. November, als ein Paar gerade von einem Wochenende in den Niederlanden zurückkommt. Sie fahren über die Autobahn 60, als sie bei Prüm die Streifenwagen sehen. Ein Bundespolizist schwenkt die Kelle, da tritt die Fahrerin nochmal aufs Gas.
Kurz darauf endet die Verfolgungsfahrt aber schon. Die Beamten stoppen den Wagen und finden bei der Durchsuchung 152 Gramm Heroin und 49 Gramm Kokain in der Beifahrertür. Später verurteilt das Landgericht Trier die beiden Saarländer zu Bewährungsstrafen.
Es wird vor allem Cannabis geschmuggelt
Mit Fällen wie diesem haben es die Bundespolizei Trier und der Zoll in der Eifel häufiger zu tun. 240 Drogenkuriere haben die Beamten alleine im vergangenen Jahr entlang der Autobahn 60 geschnappt.
Betäubungsmittel im Wert von Millionen Euro wurde sichergestellt. Meistens fanden die Beamten Cannabis, aber auch Amphetamine, Heroin, Kokain und Ecstasy tauchten gelegentlich bei Kontrollen auf. Die Mengen reichten von fünf Gramm bis zu mehreren Kilogramm.
Drogen im Wert einer halben Million Euro sichergestellt
Einen der größten Funde entdeckten die Ermittler Ende Mai 2021 in einem Lastwagen. Der Fahrer hatte 47 Kilogramm Marihuana dabei. Straßenverkaufswert: fast eine halbe Million Euro. Bei solchen Mengen gehen die Behörden davon aus, dass die Besitzer damit Handel treiben wollen.
"Wir ziehen auch Konsumenten aus dem Verkehr, die nur kleine Mengen für den Eigengebrauch dabei haben", sagt Stefan Döhn, Pressesprecher der Bundespolizei Trier. Doch es geht nicht immer nur um den versteckten Joint im Handschuhfach. Auf der Autobahn 60 seien auch Kuriere im Auftrag organisierter Banden unterwegs.
Längst nicht alle Drogenkuriere werden erwischt
Das ist kein Geheimnis. Die Schnellstraße durch die Eifel ist schon lange eine der beliebtesten Schmuggelrouten nach Deutschland. Die Gründe liegen auf der Hand: Einerseits sind die Niederlande von Prüm aus über Belgien schnell zu erreichen, wo die Drogenpolitik deutlich liberaler und beispielsweise Cannabis auch frei verkäuflich ist.
Und andererseits ist in der dünnbesiedelten Gegend rund um Prüm längst nicht so viel Polizei unterwegs wie in den Ballungsräumen, etwa an Rhein oder Ruhr. Dealer können in der Eifel eher unter dem Radar fliegen.
Auch Stefan Döhn von der Bundespolizei Trier weiß, dass seinen Leuten längst nicht alle Verbrecher ins Netz gehen: "Die Grenze zu Belgien ist lang und sie darf überall passiert werden." Es sei daher unmöglich jeden Verdächtigen anzuhalten und jeden Dealer zu schnappen: "Dafür haben wir nicht genug Personal."
Corona hat auch Dealern das Geschäft erschwert
Wegen Corona waren 2020 immerhin mehr Polizisten an den Grenzübergängen im Einsatz. Nach Ausbruch der Pandemie gab es mehrfach Kontrollen, auch bei den Nachbarn in den Niederlanden und in Belgien.
Die Streifen sollten helfen, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Doch sie schreckten offenbar auch die Kuriere ab. Denn im Jahr 2020 griff die Bundespolizei Trier nur 200 Dealer an der Autobahn 60 auf, und somit deutlich weniger als in den Jahren davor oder danach.
Viele Drogenfunde auch im ersten Halbjahr 2022
Das Ende vieler Corona-Maßnahmen spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen der Drogenfunde an der Autobahn 60 wider. Im ersten Halbjahr 2022 haben Bundespolizei und Zoll bereits 160 Kuriere gefasst.
Geht es im zweiten Halbjahr so weiter, könnte sogar der Rekord aus dem Jahr 2018 fallen. Damals schnappten die Beamten bei Prüm 311 Fahrer mit Drogen im Gepäck. Mehr Aufgriffe gab es entlang der A60 nie. "Der Trend weist seit Jahren nach oben", sagt Stefan Döhn.