FAQ mit Filmempfehlungen

Horrorfilme an Halloween: Wie viel Grusel vertragen Kinder?

Stand
Autor/in
Antonia Hofmann
Fridolin Skala
SWR Aktuell, Logo

Basteln, Kochen, Verkleiden: Halloween verspricht viel Spaß für Kinder. Doch von gruseligen Filmen sollten Eltern die Finger lassen, raten Fachleute. Warum das so ist und welche Filme Kinder sehen können, verrät unser FAQ.

Kürbisse mit geschnitzten Fratzen, dicke Spinnennetze in Fensterrahmen und gedämpftes Licht: Vor Halloween am 31. Oktober verwandeln sich im Dunkel der Abendstunden viele Hauseingänge in Rheinland-Pfalz in Gruselpforten.

Neben dem Basteln und Schmücken stehen in manchen Haushalten vor Halloween auch Horrorfilme auf dem Abendprogramm. Spannung, Angst und Gewalt sind aber nicht für alle Familienmitglieder geeignet: Kinder können darunter leiden - selbst wenn sie sich vor dem Fernseher scheinbar nichts anmerken lassen.

Der Reiz von Horrorfilmen

Wie funktioniert das mit dem Gruseln überhaupt? Der Reiz liegt im Nebeneinander von Angst und Sicherheit. Wenn es im Film düster wird und schaurige Sounds zu hören sind, springt unser "Steinzeit-Programm" an, erklärt der Neurowissenschaftler Simon Eickhoff. Es impliziert uns: Achtung Gefahr - wir bekommen Angst.

Aber: "Ich sitze ja auf der Couch, ich kann mich zur Seite drehen und sehe dann meine Küche, so Eickhoff. Wir wissen also, dass wir uns nicht wirklich in der gruseligen Szene im Film befinden erklärt der Professor der Universität Düsseldorf. Er spricht von einem "sicheren Setting". Nach dem Adrenalin-Kick macht sich also Erleichterung breit.

Warum sich manche Menschen so gerne gruseln erklärt unsere Kollegin Antonia Hofmann auf Instagram:

Ab wann können Kinder Filme von der Realität unterscheiden?

Eine konkrete Altersgrenze, ab wann Kinder Horrorfilme schauen dürfen, gibt es nicht. Das hängt immer von der individuellen Reife des einzelnen Kindes und den Inhalten des Films ab. Klar ist aber: Bei Kindern sind die Fähigkeiten, die Situation im Horrorfilm realistisch einzuschätzen, noch nicht genug ausgereift. Das gehe so bis etwa ins Teenageralter, sagt Neurowissenschaftler Eickhoff: "Da haben wir dann irgendwo die Balance erreicht, wo diese stimulus-getriebene Angst und Erregung von oben her, vom Kognitiven, vom Bewussten her weit genug gedämpft werden kann."

Der gewünschte Nervenkitzel kommt bei Kindern also nicht zustande. Ganz im Gegenteil: Jüngere Kinder könnten richtig Panik kriegen, sagt Eickhoff. Und das schon bei verhältnismäßig "harmloseren Horrorszenarien" - etwa wenn es zum Beispiel in Cartoons etwas unheimlicher und bedrohlicher werde.

So oft sehen Kinder Horror, Gewalt und andere ungeeignete Inhalte

Acht Prozent aller Kinder haben bereits Videos, Filme, Serien oder Sendungen gesehen, für die sie nach eigener Einschätzung noch zu jung waren. Das zeigt die aktuelle KIM-Studie (Kinder, Internet, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest.

Hierbei werden insbesondere Horror-, Gewalt- und Erotikfilme sowie Krimis genannt. Neun Prozent der Kinder sagen zudem, sie hätten Inhalte gesehen die ihnen Angst machten und zählen dabei vor allem Horror- und Gewaltfilme auf.

Welche Folgen hat der Konsum von Horrorfilmen für Kinder?

Die Angst vor dem Monster unter dem Bett ist vielen Eltern bekannt. Doch der Konsum von Horrorfilmen kann dazu führen, dass es nicht mehr reicht, wenn Mama oder Papa nachschauen und versichern, unter dem Bett seien gar keine Monster versteckt.

"Gerade bei Kindern und Jugendlichen können Horrorfilme tiefe Gedächtnisnarben verursachen, also Ängste oder psychische Störungen begünstigen" schreibt Thorsten Fehr, Professor am Zentrum für Kognitionswissenschaften der Universität Bremen. Deshalb sei es wichtig, sie vor medialer Gewalt zu schützen.

Zum Verhältnis von Gewalt und Medien haben Michael Kunczik und Astrid Zipfel lange am Institut für Publizistik der Universität Mainz geforscht. Im "Infoset Medienkompetenz: Gewalt und Fernsehen" warnen die Forschenden, dass durch den Konsum von Horrorfilmen emotionale Störungen von Kindern nicht auszuschließen sind. Sie sehen außerdem die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche gewalttätige Verhaltensmuster aus Filmen lernen und übernehmen.

Kunczik und Zipfel raten: "Eltern sollten unbedingt gemeinsam mit ihren Kindern fernsehen und mit ihnen über das Gesehene sprechen." Dabei sollten sie darauf aufmerksam machen, dass die gesehene Gewalt fiktiv sei und dass es auch andere Formen der Konfliktlösung gebe.

Horrorfilme für Kinder: Sind FSK-Angaben geeignet?

Filme sind oft mit dem FSK-Label "freigegeben ab" versehen. Diese Altersangaben durch die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft bieten eine Orientierung, was Kindern ab wann zumutbar ist. Doch die Stempel der FSK sind weder eine pädagogische Empfehlung noch treffen sie Aussagen über die Qualität eines Films kritisieren Medienpädagoginnen und -pädagogen.

Pädagogische Altersempfehlungen geben beispielsweise die Portale flimmo.de, kinderfilmwelt.de oder kinofenster.de. Hier können Eltern die Filmsuche gezielt nach Altersklassen oder Genres filtern. Neben Inhaltsangaben finden Nutzende dort eine Einordnung der Filme oder Serien verschiedenster Anbieter und teilweise auch Hintergrundwissen und Begleitmaterial.

Empfohlene Filme: Bei diesen Filmen können sich Kinder gruseln

Sucht man etwa beim Portal Kinderfilmwelt nach Gruselfilmen, werden für die nachfolgenden Altersangaben unter anderem diese Filme unter dem Stichwort "Gruseln" empfohlen:

Ab 5 Jahren: Das Grüffelokind (2013) oder Die kleine Hexe (1983)

Ab 6 Jahren: Jim Knopf (2018), Hui Buh (2006) oder Das kleine Gespenst (2013)

Ab 7 Jahren: Emily und der vergessene Zauber (2020), Bobby und die Geisterjäger (2015) oder Die goldene Gans/Der Teufel mit den drei goldenen Haaren (2017)

Ab 8 Jahren: Das große Abenteuer des kleinen Vampir (2021), Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen (2017) oder Der Nussknacker und die vier Reiche (2018)

Ab 9 Jahren: Die Drei ??? - Erbe des Drachen (2023), Momo (2013) oder Die Vampirschwestern (2012)

Ab 10 Jahren: Geheimcode M-Einer für alle, alle für einen (2015),
Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002) oder Die Schöne und das Biest (2017)

Ab 11 Jahren: Erinnerungen an Marnie (2015)

Ab 12 Jahren: Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (2022), Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung (2016) oder Die Insel der besonderen Kinder (2016)

Die Auswahl zeigt: Für einen Gruselfilm-Abend mit Kindern muss es kein krasser Horrorfilm mit Zombies, Gewalt und Blut sein.

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