Pilotprojekt mit Stadtwerken

Wasserstoff statt Erdgas - SCHOTT Mainz testet neue Wege

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Katja Jorwitz
SWR4 Moderatorin Katja Jorwitz (Foto: SWR, SWR -)

Der Mainzer Spezialglashersteller SCHOTT will bis 2030 in seiner eigenen Produktion klimaneutral werden. Dabei soll Wasserstoff als Energielieferant eingesetzt werden.

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Um Glas herzustellen braucht es sehr, sehr viel Energie. Kein Wunder, dass SCHOTT zu den größten CO2-Verursachern in Rheinland-Pfalz gehört. Der größte Anteil der CO2-Emissionen entsteht beim Schmelzprozess bei Temperaturen von bis zu 1.700 Grad Celsius. Die Glaswannen, in denen das passiert, werden bislang vor allem mit Erdgas betrieben. Langfristig will das Mainzer Unternehmen aber auf fossile Energien verzichten.

Grüner Wasserstoff soll fossile Energien ablösen

Der Einsatz von grünem Wasserstoff ist dabei ein Baustein. Zusammen mit der Mainzer Stadtwerke AG hat SCHOTT im November ein Pilotprojekt gestartet, um erstmalig den Einsatz von Wasserstoff in seiner Glasproduktion zu testen. Das Forschungsprojekt nennt sich "H2-Industrie". Bis Ende Dezember wird bei Schmelzversuchen Wasserstoff beigemischt. Die Mainzer Stadtwerke unterstützen das Projekt mit einer mobilen Station, in der das Erdgas-Wasserstoff-Gemisch erzeugt wird. Schrittweise wird in der Anlage der Wasserstoff-Anteil hochgefahren - auf bis zu 35 Prozent.

Dabei zieht SCHOTT seinen Wasserstoff aus einem Tank auf dem Firmengelände. Er wird aktuell zwei Mal am Tag von einem Lkw gefüllt.

SCHOTT zieht positive Zwischenbilanz

Bislang hätten die Tests ergeben, dass die hohen Temperaturen, die für das Glasschmelzen benötigt werden, auch mit der Beimischung von Wasserstoff erreicht würden, so die Verantwortlichen. Nun müsse aber geklärt werden, ob und wie sich der Wasserstoff auf die Qualität der Produkte auswirkt.

"Die Tests laufen sehr gut und zeigen, dass eine Veränderung unserer Technologie möglich ist"

Mit den Testergebnissen will SCHOTT nun nach eigenen Angaben seine Forschungen zum klimafreundlichen Wandel der Glasschmelze weiter vorantreiben. So planen die Experten im nächsten Jahr Tests mit 100 Prozent Wasserstoff - das allerdings erst einmal im Labor.

Problem: Grünen Wasserstoff gibt es noch nicht flächendeckend

Die größte Herausforderung an dem Technologiewechsel ist laut SCHOTT die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien produziert wird. Um ihn in der Industrie nutzen zu können, bräuchte es eine komplette Versorgungsinfrastruktur und den Ausbau erneuerbarer Energien.

Wenn es so weit käme, müsste dann eine Pipeline zum Mainzer Werksgelände gebaut werden. Die jährlichen Kosten für eine klimaneutrale Produktion beziffert Schott auf dutzende Millionen Euro.

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Land fördert Forschung zu Wasserstoff

Die Kosten für das Wasserstoff-Forschungsprojekt bei SCHOTT belaufen sich insgesamt auf über 714.000 Euro. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität fördert mit rund 338.000 Euro im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Für den Versuch nutzt SCHOTT aktuell "grauen" Wasserstoff. "Grüner" Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien produziert wird, ist derzeit nicht in ausreichenden Mengen am Markt verfügbar.

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Grünen Wasserstoff werden wir in Deutschland und in jedem Industriestaat als Rohstoff in größeren Mengen brauchen – nicht zum Verheizen, sondern als Rohstoff. Von Werner Eckert | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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