Phänologischer Garten

Klimawandel in Bingen: TH forscht mit Pflanzen

Stand
Autor/in
Damaris Diener

An der Technischen Hochschule Bingen beobachten Forscherinnen, wie sich der Klimawandel auf Pflanzen auswirkt. Bingen könnte mittlerweile in eine andere Klimazone gerutscht sein.

Der phänologische Garten an der Technischen Hochschule in Bingen sieht auf den ersten Blick ein bisschen unscheinbar aus. Ein paar Sträucher stehen eingezäunt auf einer Wiese. Aber: Hier passiert Wissenschaft. Über 20 solcher Gärten gibt es in ganz Europa. Seit 2008 untersuchen die Forscherinnen, wie sich der Klimawandel auf die Pflanzen auswirkt.

Pflanzen blühen wegen Klimawandel mittlerweile früher

Für jeden Monat im Jahr gibt es eine Pflanzenart in dem phänologischen Garten. Das heißt, die Pflanzen blühen zu bestimmten Terminen auf - eigentlich. Denn "der Beginn der Blüte ist immer früher", sagt Forscherin Elke Hietel. Der Grund dafür sei, dass es immer früher im Jahr längere wärmere Perioden gebe. Andere Ursachen könnten ausgeschlossen werden, weil die Pflanzen alle genetisch einheitlich und somit standardisiert seien.

Durch den Blühbeginn der Pflanzen kann man zeigen, wie sich Klimawandel vor Ort auswirkt.

Die Kollegin von Elke Hietel, Larysa Gorlier, zeigt auf einen großen Strauch - den Falschen Jasmin. Der sollte eigentlich erst im Juni blühen, hat jetzt aber schon Mitte Mai pralle Knospen. Das sei nicht normal, sagt Larysa Gorlier: "Wir sehen, dass die Wärme im März und April dazu geführt hat, dass alle Sträucher ungefähr einen Monat früher blühen werden."

Elke Hietel und Larysa Gorlier stehen im phänologischen Garten an der TH Bingen.
Elke Hietel und Larysa Gorlier von der TH Bingen haben im Phänologischen Garten herausgefunden, dass die Pflanzen immer früher blühen, weil es mittlerweile früher im Jahr wärmer wird.

In Bingen gibt es keine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes. Der phänologische Garten liefert also wichtige Daten. Zum Beispiel wenn es darum geht, welche Pflanzen für trockene Sommer in der Stadt geeignet sind. Wenn man lokalen Klimawandel kenne, sehe man, wie wichtig es sei, Arten zu verwenden, die mit wenig Wasser zurechtkommen, sagt Elke Hietel.

Bingen in andere Klimazone gerutscht?

Die beiden Forscherinnen vermuten, dass Bingen mittlerweile in eine andere Klimazone gerutscht ist. Denn die trockenen Sommer der vergangenen Jahre, sagt Elke Hietel, hätten die Pflanzen ohne Gießen nicht überlebt. Das kenne man eigentlich nur aus anderen Klimazonen.

Wenn wir nicht gegossen hätten, wären die Pflanzen abgestorben.

Man müsse jetzt schauen, wie es in den nächsten Jahren wird. Aber tendenziell werde es vermutlich so sein, dass der Sommer trockener wird.

Zwei phänologische Gärten in Bingen

In der Binger Innenstadt gibt es einen zweiten phänologischen Garten. So können die Daten zwischen der Stadt und dem etwas außerhalb liegenden Campus verglichen werden.

Wir haben zunehmend mit der Klimaänderung immer wärmere Hotspots in der Stadt. Das wollen wir mit den Gärten nachweisen.

Seit kurzem gibt es jetzt auch noch zusätzlich acht Obstbäume im Garten. Die Forscherinnen wollen in Zukunft schauen, wie sich die frühere Blüte der Bäume auf die Ernte auswirkt.

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