Mädchen isst Spaghetti im Restaurant (Foto: IMAGO, IMAGO / Westend61)

Essen gehen mit Kindern

Sollen Kinder draußen bleiben? So sehen das Mainzer Restaurants

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Gesa Walch
Bild von Gesa Walch, Studio Mainz (Foto: SWR, Daniel Brusch)

Essen gehen mit Kindern - für die einen ein Familienevent, für die anderen das pure Ärgernis. Ein Thema, bei dem nicht nur das Essen kocht, sondern auch die Emotion. So sehen das Restaurantbesitzer in Mainz.

So gut wie jeder hat es schon mal miterlebt, entweder auf der Eltern-Seite oder als Restaurant-Besucher ohne Kind. Kinder, unter deren Stuhl es aussieht, als ob die Biotonne umgefallen wäre. Eltern, die halbwegs hilflos versuchen, das Chaos in den Griff zu kriegen oder schlicht auf Durchzug schalten - alternativ das Kind mit einem Handyvideo ruhig stellen.

Solche Szenarien wollen immer mehr Restaurants in Deutschland verhindern. Und das geht ganz einfach: Schild aufstellen, dass Kinder nicht erwünscht sind - Shitstorm inklusive. Vor ein paar Jahren haben Restaurants und Cafés auf Rügen, in Hamburg und auch in den USA damit riesige Debatten ausgelöst.

Für viele Restaurants in Mainz sind solche strikten Maßnahmen keine Option. Im Gegenteil, die meisten präsentieren sich ausgesprochen kinderfreundlich.

Service für Familien: Parkplätze für Kinderwägen

"Wilma Wunder" am Marktplatz gegenüber des Mainzer Doms hat seine Café-Gemütlichkeit über zwei Etagen verteilt. Viel Platz für eine breite Zielgruppe: "Von Säuglingen bis ins hohe Alter, hier sind alle willkommen", sagt Geschäftsführer Nick Schäfer. Ein Aufzug bringt die Eltern mit ihren Kinderwägen zur Hochebene, da gibt es sogar Kinderwagenstellplätze und natürlich eine Spielecke. Viele reservieren extra daneben einen Tisch. Alle anderen werden gezielt in einen anderen Bereich des Restaurants geführt, damit sie sich nicht gestört fühlen.

Spielecke im Restaurant Wilma Wunder in Mainz (Foto: SWR)
Sehr beliebt: die Spielecke im Café Wilma Wunder am Marktplatz in Mainz.

Viele Stammgäste würden seit Jahren ihre Kinder mitbringen, die sehe Schäfer aufwachsen. "Früher haben sie ein paar Spätzle gegessen, heute einen richtigen Teller."

Die Kinder von heute sind die Gäste von morgen.

Zwar könne es sein, dass man auf Umsatz verzichten müsse, wenn die Mama in der Spieleecke nur einen Latte Macchiato trinkt. "Aber das Risiko gehe ich ein", sagt Nick Schäfer. Wichtiger sei ihm, dass die Gäste sich wohlfühlen und dann wiederkommen.

Seifenblasen und Popcorn für die Kinder

Ilyia Borisov betreibt das mexikansche Restaurant "El Burro" in der Mainzer Altstadt. Hier dürfen die Kinder am Wochenende sogar Seifenblasen auf der Terrasse blasen. Und es gibt Popcorn für alle. "Ich finde, die Frage, ob man kinderfreundlich ist oder nicht, sollte sich gar nicht erst stellen", sagt Borisov. "In unserer heutigen Gesellschaft sollten alle kinderfreundlich sein." Dass mal eine Seifenblase auf anderen Gästen landet, könne passieren. Aber die meisten Eltern würden spüren, wenn etwas schief gelaufen ist und sich dann entschuldigen.

Essensreste unter Kinderstühlen wegräumen? "Das ist ok", sagt Ilyia Borisov. "Ich bin ein Dienstleister, meine Gäste zahlen dafür, dass ich ihnen etwas zu essen gebe und auch danach wieder sauber mache."

Familien ohne Regeln bringen Frust und unzufriedene Gäste

Uwe Marx vom Weinhaus "Hof Ehrenfels", auch in unmittelbarer Nähe des Mainzer Doms gelegen, hat schlechte Erfahrungen gemacht.

Im Innenhof gebe es eine Schräge neben der Treppe, da würden die Kinder zum Beispiel gerne herunterrutschen und damit die Kellnerinnen und Kellner behindern. Das Grundproblem seien aber nicht die Kinder, sondern die Eltern, die ihren Kindern keine klaren Regeln mehr mitgeben würden, findet Marx. Außerdem würden sich viele Eltern nicht verantwortlich fühlen, bis das Personal sie anspreche.

"Die Kinder rennen dem Service zwischen den Beinen rum."

Störend empfindet er auch "Muttertiere, die mit dem Kinderwagen einfach hereinfahren, gegen Stühle stoßen und nicht fragen, wo sie den Wagen abstellen dürfen." Aus Marx Worten klingt viel Frust, dabei will er eigentlich alle Gäste gleichermaßen willkommen heißen.

Konzept der Familienrestaurants und -hotels sehr erfolgreich

Dass einige Restaurants in Deutschland mittlerweile Kinder ausschließen, hat auch einen anderen Grund. "Immer mehr Betriebe fokussieren sich auf klar umrissene Zielgruppen", sagt Gereon Haumann, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA in Rheinland-Pfalz. Familienhotels und -restaurants seien extrem erfolgreich.

Als Gegenentwurf hätten sich Angebote nur für Erwachsene entwickelt. "Es ist richtig und wichtig, dass es beides gibt", sagt Haumann. Angebote nur für Erwachsene würden nicht zuletzt auch Eltern die Möglichkeit bieten, mal Zeit zu zweit zu verbringen und Kraft für den Alltag zu tanken, findet der DEHOGA-Präsident.

Ein Schild mit der Aufschrift “Adult-Only Restaurant ...ab 17.00 Uhr bitte ohne Kinder unter 14" stand 2018 vor dem Eingang des Restaurants "Oma's Küche" auf Rügen. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Stefan Sauer)
Ein Schild mit der Aufschrift “Adult-Only Restaurant ...ab 17.00 Uhr bitte ohne Kinder unter 14" stand 2018 vor dem Eingang des Restaurants "Oma's Küche" auf Rügen.

Mit Kindern im Sterne-Restaurant in Mainz

Wein, Sterne-Küche und Familie - all das verbindet Alina Stein mit ihrem Sterne-Restaurant "Steins Traube" in Mainz-Finthen. Fein essen gehen mit Kindern - hier ist es sogar erwünscht.

Dass Kinder erleben, wie Essen schmecken kann fern von Pommes mit Chicken Nuggets ist der Mutter von drei kleinen Kindern sehr wichtig. Die regionalen Tomaten für ihre Spaghetti-Sauce reifen hier extra im Keller nach.

Kinder sollen wissen, wie eine richtige Tomate schmeckt.

"Eine Familie, die am Sonntag das erste Mal bei uns war, hat mir im Anschluss geschrieben: Ich wusste gar nicht, dass es im Restaurant so herzlich und warm geht", freut sich Stein. Andere wiederum würden extra einen Tisch im separierten Wintergarten reservieren, weil ihr Kind gerade in einer schwierigen Phase sei.

Kindern Gourmet-Küche näher bringen

An Ostern hat sich Alina Stein allerdings richtig geärgert. Ein Kind habe mit Absicht die kleinen Porzellan-Häschen, die auf den Tischen dekoriert waren, herunter geschmissen. "Die Eltern haben nicht reagiert", sagt Stein. "Ich habe dann selbst den Kindern gesagt, dass das nicht geht." Drei Häschen seien kaputt gegangen. Eine Rechnung hätte sie den Eltern aber nicht geschrieben. "Man will ja nicht streiten", sagt sie, "man ist ja auch Gastgeber."

Trotzdem sagt Alina Stein: "Kinder können jederzeit zu uns ins Restaurant kommen." Und falls ein Lätzchen fehlt, holt sie es einfach schnell aus ihrer Wohnung im selben Haus.

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