Auch in Rheinhessen stoßen viele Kinderärzte und Kliniken derzeit an ihre Grenzen. Der Grund: Viele Kinder leiden aktuell unter Atemwegsinfekten (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Friso Gentsch/dpa | Friso Gentsch)

Wegen RS-Virus

Infektwelle bringt Kinderärzte und Kliniken in Rheinhessen an ihre Grenzen

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Rabea Amri

Keine freien Betten mehr in den Kinderkliniken, lange Schlangen vor den Arztpraxen: Viele Kinder leiden aktuell unter Atemwegsinfekten. Kinder- und Jugendmediziner aus Rheinhessen schlagen Alarm.

"Es ist eine Katastrophe", sagt die Arzthelferin einer Mainzer Kinderarztpraxis am Telefon. "Schrecklich", beschreibt die Assistentin einer anderen Praxis die Situation. Seit 15 Jahren arbeite sie nun beim Kinderarzt und so etwas habe sie noch nie erlebt. Ständig rufen Eltern erkrankter Kinder in der Praxis an. Und eigentlich gibt es keine freien Termine mehr.

Rheinland-Pfalz

Immer mehr Atemwegserkrankungen RS-Virus bringt Kinderstationen und Arztpraxen in RLP in Bedrängnis

In viele Kliniken in Rheinland-Pfalz werden immer mehr Kleinkinder und Säuglinge mit Atemwegsinfektionen eingeliefert. Weit verbreitet ist vor allem das RS-Virus. Krankenhäuser, aber auch Arztpraxen kommen an die Grenzen ihrer Kapazität.

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Praxen sind völlig überlastet

Der Mainzer Kinderarzt Uwe Jakob behandelt im Moment etwa 80 Kinder am Tag, deutlich mehr als sonst. Neben dem normalen Tagesgeschäft mit Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen hat er es dabei vor allem mit extrem vielen, akut erkrankten Kindern zu tun. Darunter seien etliche, denen es richtig schlecht gehe, mit hohem Fieber, Lungenentzündung und Atemnot.

Häufiger Auslöser für diese Erkrankungen ist aktuell das RS-Virus. Der Erreger befällt die oberen und unteren Atemwege. Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern kann der Infekt einen schweren Verlauf nehmen. Das macht sich gerade auch auf den Stationen der Kinderklinken bemerkbar.

Lage auf den Kinderstationen angespannt

"Die Situation ist sehr angespannt, wir sind am Rande unserer Kapazität", sagt Markus Knuf, der Chefarzt der Kinderklinik am Klinikum Worms. In Ausnahmefällen müssten auch Räume, die eigentlich nicht für die Krankenbehandlung vorgesehen sind, belegt werden.

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Als Auslöser für die Infektwelle, die neben RS-Virus-Betroffenen auch viele Influenza-Fälle beinhaltet, sieht der Kinder- und Jugendmediziner die Corona-Pandemie. Wegen der Kontaktbeschränkungen fehle vielen Kindern eine "Basis-Immunität", erklärt Knuf. Da hätten die Viren jetzt leichtes Spiel.

Keine freien Betten mehr

Nach SWR-Informationen werden aus Platzmangel im Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach sogar Kinder auf Liegen im Flur behandelt. Nach Auskunft von Chefarzt Christoph von Buch von der Diakonie ist die Kinderstation derzeit voll ausgelastet. Der Anteil der Kinder, die vom RS-Virus oder auch der Influenza betroffen sind, sei im Vergleich zum Vorjahr noch gestiegen.

Wegen der hohen Zahl an RS-Virus- und Influenza-Patienten wurde in der Kinderklinik der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden sogar eine neue Station mit zwölf zusätzlichen Betten geschaffen. Wie die Klinik mitteilt, unterstützen auch ausgebildete Pflegekräfte, die eigentlich in anderen Bereichen arbeiten, das Personal auf der Kinderklinik, um alle Patientinnen und Patienten versorgen zu können.

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