Zwei Jugendliche besprühen das alte Hallenbad in Oppenheim mit Graffiti.

Marodes Gebäude soll abgerissen werden

Jugendliche verschönern altes Hallenbad in Oppenheim mit Graffiti

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AUTOR/IN
Ben Bukes
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Alexander Dietz
Alexander Dietz ist Reporter im SWR Studio Mainz.

Seit vier Jahren ist das Oppenheimer Hallenbad geschlossen und sieht ziemlich trostlos aus. Jugendliche in der Gemeinde wollten das ändern. Und haben jetzt die Erlaubnis bekommen, das Gebäude mit Graffiti zu besprühen.

Die Freundinnen Elise und Marlene hocken vor einem kleinen Mäuerchen am alten Hallenbad in Oppenheim (Kreis Mainz-Bingen). Sie sind zu der Auftaktveranstaltung des Kinder- und Jugendbüros der Verbandsgemeinde Rhein-Selz und der Diakonie gekommen, weil sie das Graffiti-Sprayen einfach mal ausprobieren wollten.

Ein Mädchen besprayt eine kleine Mauer am Oppenheimer Hallenbad, während ein anderes Mädchen das Ganze mit dem Handy filmt.
Die 15-jährige Elise sprayt einen schwarzen Pilz auf eine kleine Mauer am Oppenheimer Hallenbad, während Marlene sie dabei mit dem Handy filmt.

"Ich finde die Möglichkeit sehr toll, dass wir das machen können, ohne dass wir dafür direkt die teuren Spraydosen kaufen müssen", sagt Elise. Außerdem ist das Sprayen am geschlossenen Oppenheimer Hallenbad ab sofort schließlich komplett legal.

VG-Bürgermeister hat Graffiti-Aktion zugestimmt

Der Bürgermeister der VG, Martin Groth (FWG), hat nämlich der Idee der Jugendvertretung zugestimmt, das ungenutzte Gebäude mit Graffiti zu verschönern, bis es abgerissen und dann neugebaut wird.

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Und so sprayt Elise an diesem Nachmittag einen schwarzen Pilz mit Gesicht an die Wand, während Marlene das ganze mit ihrem Handy filmt. "Ich finde es sehr witzig, allein weil es so bunt ist und weil man einfach die Farbdosen nimmt und drauf los sprüht", sagt Marlene. "Und wenn einem etwas nicht gefällt, sprüht man einfach nochmal drüber."

Etwa 80 Jugendliche bei der Auftaktveranstaltung des Graffiti-Projektes

Nach Angaben der Veranstalter sind etwa 80 Jugendliche zu der Auftaktveranstaltung gekommen. Die meisten sind zwischen 14 und 17 Jahre alt. Am Anfang gab es noch einen kleinen Crashkurs von professionellen Sprayern und dann ging es direkt an die Spraydosen.

Vier junge Frauen schauen sich das mit Graffiti besprühte alte Hallenbad in Oppenheim an.
Ab sofort können Jugendliche rund um die Uhr zum alten Oppenheimer Schwimmbad kommen und es besprühen.

Von allen Seiten besprühen die Jugendlichen das einsturzgefährdete Schwimmbad. Und nach wenigen Stunden sind die Waschbeton-Wände schon gut gefüllt - mit bunten Schriftzügen, Tieren und Zeichentrickfiguren.

Graffiti-Sprayen: Andere Art der Jugendarbeit

Sozialarbeiterin Stephanie Feuffel vom Kinder- und Jugendbüro findet die Aktion gut, weil sie anders ist als typische Formen der Jugendarbeit. "Dieser klassische Gedanke von geschlossenen Jugend-Aktivitätsräumen ist ein bisschen überholt", findet sie. "Und hier kann jeder herkommen." Sie hofft, dass das Angebot auch Jugendliche anspricht, die in keine Sportvereine, Chöre und Feuerwehren gehen.

"Das Sprühen ist natürlich etwas, was auch einen gewissen Reiz hat. Denn in der Öffentlichkeit ist es ja normalerweise nicht legal."

Graffiti-Projekte auch in anderen Gemeinden der VG Rhein-Selz?

Auch andere Ortsgemeinden seien schon auf die Graffiti-Idee aufmerksam geworden und wollen vielleicht ähnliche Projekte starten, erzählt Feuffel.

Im Spätsommer soll es am Oppenheimer Hallenbad auch nochmal einen Workshop für Jugendliche geben. Ansonsten kann aber ab sofort jeder mit seinen eigenen Dosen vorbeikommen und die Wände des Gebäudes besprühen. Und das rund um die Uhr. Es gibt auch nur ein paar Regeln: Sexistische, rassistische oder gewaltverherrlichende Inhalte sind zum Beispiel verboten. Außerdem sollen die Menschen in der Nachbarschaft respektiert werden.

Vor dem mit Graffiti besprühten Oppenheimer Hallenbad steht ein Schild mit den Regeln für das Graffiti-Sprayen.
Sexistische, rassistische oder gewaltverherrlichende Inhalte sind beim Sprayen am Oppenheimer Hallenbad verboten. Außerdem sollen die Sprayerinnen und Sprayer die Menschen in der Nachbarschaft respektieren.

Wie lange das Projekt gehen wird, ist noch unklar. Es ist schließlich davon abhängig, wann das Hallenbad abgerissen werden kann und dann neu gebaut wird. Stephanie Feuffel vom Kinder- und Jugendbüro der VG geht aber davon aus, dass das noch eine Weile dauern kann. "Wir sind ja bei der Verwaltung", sagt sie lachend.

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