Ein Vermieter von Elektrorollern verlangt von seinen Kunden an Rosenmontag einen Nachweis, dass sie noch verkehrstüchtig sind. Der Grund: Gerade an Fastnacht lassen viele ihr Auto zu Hause stehen, trinken Alkohol und wollen dann mit einem E-Scooter nach Hause fahren. Oft wissen Nutzer nicht, dass für E-Roller-Fahrer wie für Autofahrer die 0,5- Promille-Grenze gilt. Der E-Scooter Anbieter "Bolt" verweist sogar auf eine 0,0-Promille-Grenze in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Erst Test, dann Fahrt
Was heißt das für die Kunden? Wer sich an Rosenmontag einen E-Scooter bei der Firma "Bolt" ausleihen möchte, muss über eine App einen Reaktionstest absolvieren, mit dem die Reaktionszeit gemessen wird. Wer den Test nicht besteht, darf den E-Scooter auch nicht benutzen. Das Unternehmen "Bolt" erklärt auf SWR-Anfrage: "Wir sehen, dass Alkohol am Steuer eine der größten Unfallursachen weltweit ist. Wir sehen uns in der Verantwortung, hier bei unseren Kundinnen und Kunden entgegenzuwirken. Wir haben natürlich auch ein Interesse daran, dass unsere Fahrzeuge intakt bleiben und solange wie möglich genutzt werden können."
Aufklärung gegen Alkohol im Straßenverkehr
Der E-Scooter-Vermieter betont, dass der Reaktionstest kein belastbarer Alkoholtest sei. Den könne nur die Polizei machen. Mit der Aktion wolle man sich an der Aufklärung gegen Alkohol im Straßenverkehr beteiligen. Der Test ist nicht nur an Rosenmontag geschaltet, sondern in der ganzen Fastnachtswoche und in der fastnachtsfreien Zeit grundsätzlich immer Freitag- und Samstagabend, ebenso bei Großveranstaltungen. Der Unterschied: Wer den Reaktionstest an diesen Tagen nicht besteht, bekommt über die App nur eine Benachrichtigung, der Roller wird aber nicht gesperrt. Ausleihen kann man sich das Gefährt aber trotzdem.
Erfahrungen von Oktoberfest
Der E-Scooter Vermieter "Lime", der ebenfalls Reaktionstests schaltet, berichtet von seinen Erfahrungen beim Münchner Oktoberfest 2022: "Beim Oktoberfest 2022 bestanden 76 Nutzer:innen nicht den Test, was dazu führte, dass sie den Scooter nicht freischalten konnten und ihn stehen lassen mussten. 96 Nutzer:innen bestanden zwar, aber entschlossen sich den E-Scooter trotzdem stehen zu lassen."
Erhöhte Dunkelziffer bei Unfällen mit E-Scooter
Die Polizei Mainz begrüßt Maßnahmen wie diese und empfiehlt alkoholisierten Menschen, den ÖPNV und Taxis zu verwenden. Im Jahr 2022 habe es 55 Unfälle mit Elektrorollern gegeben, 33 Fahrerinnen und Fahrer hätten sich leicht verletzt, drei schwer. Elf Unfälle seien unter Alkoholeinfluss passiert. Die Zahlen von 2023 liegen noch nicht vor, würden sich aber auf ähnlichem Niveau bewegen, teilte die Polizei mit. Außerdem gehe man von einer erhöhten Dunkelziffer aus. Viele Unfälle mit E-Scootern seien "Alleinunfälle", die im nächtlichen Heimreiseverkehr passieren würden.
Bilanz für 2022 Zahl der Unfälle mit E-Rollern in RLP überschaubar
Auch in Rheinland-Pfalz ist die Kritik an E-Rollern zuletzt lauter geworden. An den Unfallzahlen kann das allerdings nicht liegen. Denn die sind vergleichsweise niedrig.
Eine weitere Aktion, um E-Scooter-Fahrten unter Einfluss von Alkohol vorzubeugen, kommt von der Stadt Mainz. Sie hat die Abstellverbotszone für E-Scooter von Sonntag (18 Uhr) bis Fastnachtsdienstag (8 Uhr) erweitert. Die Anbieter von E-Scootern seien aufgefordert worden, in diesem Zeitraum alle Gefährte aus der Innenstadt zu entfernen und eine erneute Einfahrt durch "Geofencing“ zu vermeiden. Natascha Spörle von der Firma "Bolt" erklärt: "Man kann dann in diesen Gebieten die Scooterfahrt nicht mehr beenden. Zusätzlich haben wir, bevor Altweiberfastnacht losging, die Scooter aus diesen Gebieten aktiv herausgeholt."