E-Roller (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)

E-Mobilität

Bilanz: 3-Jahre E-Scooter

Stand
AUTOR/IN
Andreas Schneider
ONLINEFASSUNG
Carla Vinetta Richter

Seit dem 15. Juni gibt es seit drei Jahren E-Scooter in Deutschland. Welchen Nutzen haben sie im Stadtverkehr? Was sagt die Wissenschaft? Was sagen die Menschen in der Stadt?

Das große Versprechen

Sie sollen die Mobilität nachhaltig verändern, das war das große Versprechen der E-Scooter. Sie sollten Teil einer umweltfreundlichen Mobilitätrevolution sein. Statt mit dem privaten Auto soll der E-Scooter genutzt werden.

Mittlerweile wissen wir: Passiert ist das nicht. Zwar hat die Zahl der E-Scooter stark zugenommen, die Zahl der Autos aber kaum abgenommen. E-Scooter sind aber nur dann umweltfreundlich, wenn sie Auto-Fahrten wirklich ersetzen.

Das Fazit in den Städten ist durchwachsen, genauso sieht auch die wissenschaftliche Datenlage aus. Zwar zeigen Ergebnisse von Befragungen zum Beispiel aus Berlin und Dresden, dass drei Prozent der E-Scooter-Fahrten das Auto ersetzen – meistens ersetzen die E-Scooter Fahrten mit dem Fahrrad oder Wege zu Fuß.

Elektroscooter Verkehrswende (Foto: IMAGO, IMAGO / Michael Gstettenbauer)
Anstatt die Fahrt mit dem Auto zu ersetzen, ersetzen die E-Roller eher die Wege mit Fahrrad oder zu Fuß.

Daraus jetzt aber den Nutzen für die eigene Stadt oder sogar ganz Deutschland abzuleiten ist nicht möglich, sagt Laura Gebhardt. Sie ist Verkehrsforscherin vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR.

Städte und E-Scooter

Wissenschaftliche Daten über den Nutzen von E-Scootern sind ein Flickenteppich von vielen einzelnen Studien und Veröffentlichungen. Häufig beziehen sich Studien nur auf einzelne Städte und viele Studien unterscheiden sich stark in der Methodik. Daraus ein eindeutiges und allgemeingültiges Urteil abzuleiten ist eigentlich gar nicht möglich. Auch weil die Daten sich von Stadt zu Stadt zum Teil stark unterscheiden.

Anders als in Dresden oder Berlin, wo nur wenige Autofahrten durch einen E-Scooter ersetzt werden, sieht es zum Beispiel in San Francisco aus. Dort sollen laut Befragungen 42 Prozent der E-Scooter-Fahrten Wege mit dem PKW ersetzen.

Die Frage wie umweltfreundlich E-Scooter sind ist aber nicht das einzige Problem. Viele Kommunen und Städte sind mit der derzeitigen Situation nicht zufrieden. Es gebe zu viele Unfälle, zu häufig seien abgestellte E-Scooter eine Gefahr für Fußgänger und generell gebe es viel zu viele E-Scooter.

Die Stadt Düsseldorf hat deswegen die Zahl der zugelassenen E-Scooter fast halbiert. Außerdem dürfen sie nur noch auf speziellen Parkflächen abgestellt werden. In Karlsruhe sollen jetzt falsch geparkte E-Scooter mithilfe einer App gemeldet werden können und in Stuttgart gab es vermehrte Unfälle mit falsch geparkten E-Scootern. Hier haben offenbar vor allem sehbehinderte Menschen Probleme sicher durch die Stadt zu kommen.

Auch der deutsche Städtetag fordert eine Obergrenze für E-Scooter in Städten. Laura Gebhardt vom DLR sieht die Probleme – sagt aber auch. Eigentlich waren die vorhersehbar:

"Wir wünschen uns immer neue Mobilitätskonzepte – das ist ganz explizit politisch auch so gewünscht. Und dann kommen neue Angebote auf den Markt. Aber eigentlich haben sie gar keinen Platz in unserem Stadtraum. Es gibt keinen zusätzlichen Weg wie für Fahrräder oder Flächen zum abstellen. Sie kommen einfach zusätzlich dazu."

E-Scooter haben also einfach keinen Platz bekommen. Ein bisschen so, als würde man Autos einführen, aber keine Straßen, Autobahnen oder Parkplätze bauen.

Das sagen die E-Scooter Verleiher

Genau hier würde Florian Anders von der E-Scooter-Verleihfirma TIER in Zukunft gerne ansetzen. Er wünscht sich, dass es ein wirkliches Umdenken und eine Neuverteilung des öffentliche Raumes gäbe.

"Aktuell ist es so, dass der PKW fürs Parken und Fahren einen großen Teil der Fläche nutzt. Und sich Fußgänger, Fahrradfahrer und E-Scooter-Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer die schmale Spur an der Seite der Straße teilen."

Genaue Zahlen, wie viel Platz einzelne Verkehrsteilnehmende in deutschen Städten haben, gibt es nicht. Erste Zahlen aus Berlin bestätigen aber die Vermutung von Florian Anders. Während 58 Prozent der Verkehrsflächen von Straßen und Parkplätzen eingenommen werden, sind nur drei Prozent der Flächen Radwege, die sich zurzeit Radfahrende zusammen mit den E-Scootern teilen.

E-Scooter in Heilbronn (Foto: SWR)
E-Scooter könnten, laut Laura Gebhardt, helfen den ÖPNV attraktiver zu machen, da sie die letzte Meile überwinden.

Trotz aller Probleme glauben Laura Gebhardt vom DLR und viele andere Forschende noch an das Potential von E-Scootern. Sie können helfen den ÖPNV attraktiver zu machen, indem mit ihnen die sogenannte letzte Meile überwunden wird. Also die Wege von der Haltestelle zur eigenen Tür und umgekehrt.

Dafür gibt es aber noch einiges zu tun. Einerseits müssen die Verleihenden in die Pflicht gezogen werden. Sie müssen umweltfreundlichere Wege finden, die Scooter wiederaufzuladen, E-Scooter auch in Randbezirken verfügbar machen und sie vermehrt mit dem ÖPNV verzahnen. Andererseits müssen Städte den E-Scootern auch endlich den Platz einräumen, den sie brauchen.

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Carla Vinetta Richter