Der Konsum von Cannabis könnte in Detuschland teilweise legalisiert werden. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Hannes P Albert)

Neugründung auch in Mainz

Cannabis-Club in Wiesbaden boomt

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Ilona Hartmann
SWR-Autorin Ilona Hartmann (Foto: SWR, Daniel Brusch)

Die Legalisierung von Cannabis ist noch nicht durch den Bundestag - doch die Clubs schießen schon wie Pilze aus dem Boden. Und erleben einen Ansturm von potentiellen Kunden.

Mitte Juni hatte sich in Wiesbaden der erste Cannabis-Club in der Region gegründet. Schon jetzt hat er fast 400 Mitglieder. Und seit Ende Juli trudeln täglich neue Beitrittserklärungen ein, berichtet Mitbegründer Fynn von Kutzschenbach.

"Zurzeit kommen täglich zwei bis drei Anfragen rein. Der Hype ist auf jeden Fall da."

Grund für den großen Andrang dürfte sein, dass die Teillegalisierung der Droge in greifbare Nähe gerückt ist. Mitte August hatte das Kabinett den Gesetzentwurf gebilligt, jetzt muss er noch im Bundestag diskutiert und endgültig beschlossen werden.

Cannabis-Club auch in Mainz gegründet

Auch in Mainz hat sich kürzlich ein Cannabis-Social-Club gegründet. Er nennt sich "High Society Mainz" und schreibt auf seiner Homepage: "Wir sind eine wachsende Gruppe von Aktivisten, Cannabis-Enthusiasten und medizinischen Cannabis-Patienten, die sich zusammengetan haben, um seriöse Vereinsarbeit zum Thema Cannabis auszuüben."

Und weiter steht dort: "Wir wollen sicherstellen, dass unsere Mitglieder nach Schaffung der Gesetze Zugriff auf sauber und hochwertig produziertes Cannabis haben."

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Wenig konkrete Aussagen zu Cannabis-Anbau und Verkauf

Wie in Mainz fällt auch auf den Webseiten anderer Cannabis-Clubs auf: Wenn es um die konkrete Beschreibung ihrer Ziele geht, eiern sie ziemlich herum. Da ist von Workshops und Schulungen die Rede, mit denen über Cannabis aufgeklärt werden soll und davon, dass man eng mit Experten zusammenarbeiten wolle, um die Qualität von Cannabis-Produkten sicherzustellen.

Doch wie die Mitglieder künftig an das Cannabis herankommen werden, wo es angebaut und wie verkauft werden wird - nach solchen konkreten Aussagen sucht man vergebens. Fynn von Kutzschenbach vom Wiesbadener Cannabis-Club erklärt das damit, dass man sich nicht angreifbar machen wolle.

Bund muss noch viele offene Fragen zur Cannabis-Legalisierung klären

Zurzeit sei der Verkauf von Cannabis in Deutschland eben noch illegal - da müsse man einfach aufpassen, was man wie sagt, so Kutzschenbach. Deshalb gebe es zurzeit auch nur unverbindliche Mitgliedschaften. Und so könne der Verein im Moment auch eigentlich alles nur theoretisch planen.

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Dazu komme, dass noch ganz viele Fragen offen sind, die vom Bund erst noch beantwortet werden müssten. Zum Beispiel in Bezug auf die Räumlichkeiten: Bleibt es dabei, dass 200 Meter Abstand zu Schulen und Kindergärten eingehalten werden müssen? Oder in Bezug auf den Anbau: Darf sich jedes Vereinsmitglied nur um seine eigenen Pflanzen kümmern oder können auch Dritte mit der Pflege beauftragt werden? Auch die Anzahl der Mitglieder, die ein Club haben darf, ist noch nicht endgültig geklärt. Derzeit ist die Rede von maximal 500, aber fest steht auch das noch nicht.

Mainz und Wiesbaden könnten Modellregion werden

Der Wiesbadener Cannabis-Social-Club hat auf jeden Fall schon mal Kontakt zur Stadt Wiesbaden aufgenommen. Die Stadt will sich, genau wie Mainz, als Cannabis-Modellregion bewerben.

In diesen Modellregionen soll unter wissenschaftlicher Beobachtung überprüft werden, wie sich das Konsumverhalten entwickelt, wenn Cannabis legal wird.

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Viele weitere Cannabis-Clubs in der Region

Und auch, wenn es noch viele Fragen zu klären gibt: Der Boom ist da und nicht mehr aufzuhalten. Auch in vielen anderen Städten wurden in den vergangenen Wochen und Monaten Cannabis-Social-Clubs gegründet - beispielsweise in Ludwigshafen, organisiert vom Hanfverband Rhein-Neckar, oder auch in Koblenz unter dem Namen "Hanf im Glück".

Und auch in Baden-Württemberg boomen die Clubs. Einige von ihnen haben kürzlich sogar Aufnahmestopps verhängt, weil der Andrang an neuen Mitgliedern einfach zu groß wurde.

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