Backwaren werden für einen Tafel-Laden angeliefert, während überwiegend ukrainische Geflüchtete für die Essenausgabe anstehen. (Foto: dpa Bildfunk, Nicolas Armer)

Zu wenig Lebensmittel

Tafel-Läden in Mainz und Bad Kreuznach verhängen Aufnahmestopp

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Die Tafeln in Rheinhessen und an der Nahe sind am Limit. Einige nehmen keine Bedürftigen mehr auf, andere bitten um private Sachspenden.

In Rheinland-Pfalz haben weitere Tafeln entschieden, derzeit keine neuen Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Darunter sind die Tafeln in Mainz und Bad Kreuznach. Gründe seien die stark gestiegene Zahl an Tafel-Nutzern und Engpässe bei den Lebensmitteln. Tristus Eller von der Mainzer Tafel sagte, allein in der vergangenen Woche hätten sich mehr als 80 neue Familien angemeldet - viele von ihnen junge Frauen und Kinder aus der Ukraine. Die Mainzer Tafel unterstütze etwa 1.700 Menschen, mehr sei im Moment nicht möglich. Bis Juli könnten deshalb keine Neuanmeldungen mehr angenommen werden.

Tafel Bad Kreuznach auch am Limit

"Wir mussten schweren Herzens beschließen, niemanden mehr aufzunehmen", sagt auch Daniela Essler, Leiterin der Tafel in Bad Kreuznach. Das betreffe alle Menschen, die zur Tafel kommen. Neben zunehmend vielen Flüchtlingen seien auch Menschen darunter, die angesichts steigender Lebenshaltungskosten auf Hilfe angewiesen seien. Es sei alles andere als schön, die Aufnahme zu stoppen, ergänzt Daniela Essler. Sie könne aber sich selbst und die ehrenamtlichen Helfer nicht verschleißen.

"Wir nehmen, was wir kriegen."

Weil die Tafeln aus den Supermärkten nach eigenen Angaben immer weniger Lebensmittel bekommen, sind sie inzwischen auf Spenden von Privatpersonen und engagierten Unternehmen angewiesen. Insbesondere haltbare Lebensmittel wie Reis, Marmelade, Fischkonserven und ähnliches werden dringend gebraucht, sagt auch Ralf Blümlein, Leiter der Tafeln in Bingen, Sprendlingen und Heidesheim (Kreis Mainz-Bingen).

"Die Situation ist katastrophal."

Bei den Tafeln in Bingen, Sprendlingen und Heidesheim werde dennoch niemand weggeschickt, sagt Ralf Blümlein. Von einem Aufnahmestopp halte er nichts. Stattdessen werde hier geteilt, was da ist und es würden auch Lebensmittel zugekauft. Er appelliert an Lokalpolitiker, sich doch selbst mal ein Bild bei den Tafeln zu machen, um zu sehen, wie es den Menschen geht.

600 Menschen aus der Ukraine in Worms

In der Stadt Worms ist die Situation bei der Tafel ähnlich wie an den anderen rheinhessischen Standorten: Es gibt viele Kundinnen und Kunden und immer weniger Lebensmittel. Um das auszugleichen und keinen Aufnahmestopp verhängen zu müssen, werden nun alle zwei Wochen Lebensmittel ausgegeben. Bisher konnten die Menschen einmal in der Woche kommen. Die neuen Öffnungszeiten sollen garantieren, dass alle etwas bekommen - auch wenn immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sind, so Hans-Jürgen Sehrt von der Geschäftsführung der Wormser Tafel. Aktuell werden etwa 2.000 Frauen, Männer und Kinder versorgt - darunter stammen laut Sehrt allein 600 Menschen aus der Ukraine.

Wormser Tafel sammelt Geld

Trotz der angespannten Lage bleibt Hans-Jürgen Sehrt aber optimistisch. Nicht zuletzt, weil es dem Verein Wormser Tafel in den vergangenen sechs Wochen gelungen sei, Geldspenden in Höhe von rund 15.000 Euro zu sammeln. So könne die Tafel Lebensmittel dazukaufen - das Geld reiche zumindest für die kommenden Wochen.

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SWR