Die Tafel in Kaiserslautern nimmt keine Neuzugänge mehr auf, darauf weist ein Schild hin. (Foto: SWR)

Ukrainische Flüchtlinge, hohe Preise

Mehrere Tafeln in RLP verhängen Aufnahmestopps

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Die Ehrenamtlichen bei den Tafeln können den Ansturm nicht mehr stemmen. Sie verhängen Aufnahmestopps und verteilen kleinere Portionen. Grund sind hohe Preise und Ukraine-Flüchtlinge.

Familien mit Kindern werden bei Tafel Kaiserslautern abgewiesen

So eine Situation haben die Ehrenamtlichen bei den Tafeln in Rheinland-Pfalz/ Saarland noch nicht erlebt: Die Nachfrage nach stark verbilligten Lebensmitteln steigt immer weiter an. Allein bei der Tafel Kaiserslautern waren es in den vergangenen Wochen rund 40 Prozent mehr Menschen als üblich. Wer sich hier neu meldet, hat keine Chance auf Essen. Selbst Mütter mit kleinen Kindern oder frisch angekommene Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in der Ukraine werden abgewiesen. Aufnahmestopp.

In der Kleinstadt Kirn im Kreis Bad Kreuznach muss bislang keiner ohne Essen gehen, doch auch hier arbeiten die Ehrenamtlichen an der Grenze der Belastbarkeit. Allein im Laufe des Aprils habe sich die Zahl der Empfänger verdoppelt, so die Leiterin der Kirner Tafel, Ellen Kriegel. Sechs Tage die Woche ist ihr Team zurzeit im Einsatz. "Wir sind zum Teil sehr müde. Da wäre es sehr schön, wenn der Staat uns ein bisschen mehr unterstützen würde", sagt Kriegel.

Tafel in Rheinland-Pfalz fordern Hilfe von den Kommunen

Auch die Landesvorsitzende der Tafeln in Rheinland-Pfalz, Sabine Altmeyer-Baumann, fordert die Kommunen auf, sie bei der Versorgung der Ukraine-Flüchtlinge zu unterstützen. Andernfalls könnten die Tafeln nicht mehr gewährleisten, alle Bedürftige zu versorgen.

Ukraine-Krieg, Corona, Klimawandel Warum Lebensmittel noch teurer werden könnten

Ob Butter, Tomaten oder Nudeln: An der Supermarkt-Kasse müssen Verbraucher dafür aktuell tief in die Tasche greifen. Manche Lebensmittel sind teurer denn je - und das könnte auch noch länger so bleiben.

Denkbar wären etwa finanzielle Hilfen oder dass beispielsweise Auszubildende der Kommunen in den Tafeln unterstützend mitarbeiten, schlägt Altmeyer-Baumann vor. In den vergangenen Wochen sei die Arbeitsbelastung der ehrenamtlichen Helfer massiv gestiegen. Die Tafeln im Land hätten etwa 30 bis 50 Prozent mehr Kunden versorgen müssen als noch im Februar. In einzelnen Fällen hätte sich der Andrang innerhalb einiger Wochen gar verdoppelt.

Land will Deckungslücke bei Tafeln finanziell ausgleichen

Inzwischen hat das Land Rheinland-Pfalz angekündigt, die Tafeln mit einer einmaligen Zahlung von 40.000 Euro zu unterstützen. Wie das Sozialministerium in Mainz mitteilte, soll mit dem Geld eine finanzielle Deckungslücke bei den Tafeln ausgeglichen werden.

Kommunen weisen Bedürftige auf Tafeln hin

Einen großen Teil machten dabei Geflüchtete aus der Ukraine aus. Bei vielen sei die Registrierung bei den Kommunen noch nicht abgeschlossen. Oft würden sie direkt von der Kommune an die Tafel verwiesen. Hinzu kämen Bedürftige, die sich wegen der hohen Inflation und gestiegener Energiepreise nun an die Tafel wenden. Weil nicht mehr genug Lebensmittel gesammelt werden können, haben mittlerweile in allen Landesteilen Tafeln Aufnahmestopps für Neukunden verhängt.

Gemeinde- und Städtebund: Tafeln werden nicht von Kommunen ausgenutzt

Aus dem Integrationsministerium heißt es, dass Menschen aus der Ukraine rasch aufgenommen werden. Wenn eine längere Bearbeitungszeit absehbar ist, werde ein Vorschuss auf Asylbewerberleistungen gewährt. Der Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz beteuert auf Anfrage: "Die Tafeln sind ein ganz wichtiger Baustein im ehrenamtlichen Engagement für die Allgemeinheit. Sie werden ganz sicher nicht von den Kommunen ausgenutzt." Die Kommunen könnten Spendenaufruf starten, um die aktuelle Situation abzufangen.

Bei den Tafeln im Land gehen sie davon aus, dass sich die Lage in den kommenden Monaten weiter verschärft. Denn ein Ende des Preisanstiegs bei Lebensmitteln ist nicht in Sicht und in der Ukraine auch keine Spur von Frieden.

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