Regenbogenfahnen wehen im Wind. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Gregor Fischer)

Tag der Diversität

Hospiz Elias in Ludwigshafen für Umgang mit queeren Menschen ausgezeichnet

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Laura Schindler

Für seinen Einsatz für Diversität und gegen Diskriminierung wurde das Hospiz Elias als erstes Hospiz in Rheinland-Pfalz mit dem Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt ausgezeichnet.

Der Leiter des Hospizes Elias in Ludwigshafen, Rolf Kieninger, sagt, viele ältere oder pflegebedürftige Menschen, die der LGBTQ-Community (lesbisch, schwul, bi, trans, inter*) angehören, sind oftmals wenig sichtbar und haben Angst, sich in Hospizen erneut verstecken zu müssen: "Viele fürchten am Lebensende isoliert zu sein und glauben, dass Hospize nicht auf ihre Bedürfnisse eingestellt sind."

Für die Menschen im Hospiz wollen seine Mitarbeitenden und er deshalb eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle wohl fühlen und sexuelle sowie geschlechtliche Vielfalt berücksichtigt wird. Das Hospiz Elias in Ludwigshafen hat sich dafür weitergebildet und wurde nun von der Schwulenberatung Berlin mit dem Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt" ausgezeichnet.

Hospiz sieht Siegel als Auftrag, Diversität weiter zu leben

"Wir freuen uns über das Qualitätssiegel, das wir nicht nur als eine Bestätigung unserer Haltung ansehen, sondern vor allem als Auftrag begreifen, Diversität zu leben und für Akzeptanz einzutreten – immer wieder und immer neu."

Henrike Sperber ist Tochter einer mittlerweile verstorbenen Patientin im Hospiz Elias. Als sie erfahren hatte, das ihre Mutter ins Hospiz Elias kommt und sie auf die Website der Einrichtung ging, fiel ihr die Regenbogenflagge sofort auf: "Ich bin selbst homosexuell, ich bin lesbisch. Hier herzukommen und mich nicht erklären zu müssen, dass ich eine Frau als Partnerin habe, tat super gut. Alles war völlig selbstverständlich, es war ein sicherer Ort. Das tut gut, das ich mir hier keine Sorgen darüber machen musste, weil man generell immer noch angefeindet wird."

Mitarbeitende des Hospiz in Ludwigshafen wurden intensiv geschult

Um so eine Willkommenskultur in der Sterbebegleitung aufzubauen, hat das Hospiz Elias Prozesse entwickelt, damit alle Menschen, die sich im Hospiz bewegen, ihre Identität sicher und würdevoll leben und entfalten können. Die Mitarbeitenden wurden geschult, um die Bedürfnisse von queeren Menschen in der Pflege berücksichtigen zu können und ihnen mit Sensibilität zu begegnen.

Beispielsweise werden die Bewohner nun gefragt, mit welchen Pronomen sie angesprochen werden wollen, wenn sie einziehen. Für mehr Diversität wird auch im "Raum der Stille" darauf geachtet, dass sich alle - unabhängig der Religionszugehörigkeit - willkommen fühlen. Deshalb gibt es dort kein Kruzifix.

Der Raum der Stille soll als spiritueller Ort im Hospiz Elias offen für alle Menschen sein, egal welcher Religion sie angehören. Deshalb findet man hier beispielsweise kein Kruzifix.  (Foto: SWR)
Der Raum der Stille soll als spiritueller Ort im Hospiz Elias offen für alle Menschen sein, egal welcher Religion sie angehören. Deshalb findet man hier beispielsweise kein Kruzifix.

Viele queere Menschen haben Angst sich im Hospiz zu outen

Im Hospiz Elias gab es in der Vergangenheit öfter queere Personen, die sich nicht outen wollten. Die Betroffenen hätten dann beispielsweise ihre langjährige Partnerin als Nachbarin vorgestellt. Emotional berührt war Rolf Kieninger von einer ehemaligen Patientin, erzählt er, die als Mann kam und als Frau starb. Sie hatte sich im Hospiz Elias geoutet.

All diese Erfahrungen haben Rolf Kieninger und sein Team dazu motiviert, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich auch queere Menschen wohlfühlen und nicht verstecken müssen.

"Die Hospizarbeit ist schon immer von der Idee bestimmt, allen Menschen in ihren grundlegenden Bedürfnissen gerecht zu werden und ihnen mit Offenheit, Respekt und Akzeptanz zu begegnen. Das ist umso wichtiger in einer Zeit, in der die Spannungen in unserer Gesellschaft zunehmen und Menschen (erneut) an den Rand gedrängt werden", sagt er.

Das verliehene Siegel bedeute auch handlungsfähiger zu sein, wenn ein Fall der Diskriminierung vorliegt. "Wenn etwas passiert, können wir mit unserem neu gestalteten Hospizvertrag dafür sorgen, dass es zur Kündigung kommen kann", sagt Rolf Kieninger. Dafür habe er nun den rechtlichen Rahmen, den es so davor noch nicht gegeben hat.

Hospizleiter wünscht sich mehr Aufklärung zu Diversität

Für mehr Diversität in unserer Gesellschaft wünscht sich Hospizleiter Rolf Kieninger, dass jeder Mensch so angenommen werde, wie er ist: "Dazu gehört ganz viel Bildung, dass man über diesen Themenkomplex informiert: Warum haben Menschen immer noch Angst sich zu outen? Weil es immer noch sehr viel Diskriminierung gibt oder Erfahrungen damit gab. Es geht um Aufklärung und Wissensvermittlung." Für das Hospiz Elias verändert sich mit der Auszeichnung der Blickwinkel auf die Menschen, was eine Person mitbringt und geprägt hat im Leben. "Es ist nicht nur eine Bestätigung der Arbeit, sondern auch ein Blick nach vorne."

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