Ukrainische Gebäude mit Kriegsschäden

Geflohen aus Mariupol

Flucht vor Krieg in Ukraine: Wie gehts Flüchtlingen in Ludwigshafen?

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AUTOR/IN
Janosch Beyer
Porträt von SWR Reporter Janosch Beyer

Nach einer dramatischen Flucht aus der Ukraine leben Anna Gontarieva und ihr Sohn Ivan in Ludwigshafen. Wie geht es ihnen - nach einem Jahr Krieg?

Schon die Flucht von Mutter und Sohn aus der Ukraine vor fast einem Jahr war dramatisch: Während Russland Mariupol bombardierte, wollten Anna Gontarieva und ihr Sohn Ivan nur noch raus aus der Stadt.

Mit dem Auto der Nachbarn waren sie unterwegs, so erzählt es die Mutter: "Unser Auto hatte kein Benzin mehr und war zerschossen. Es gab keine Busse zur Evakuierung. Wir mussten es aus eigener Kraft schaffen."

Ende April 2021 war Mariupol ein Schlachtfeld, im Stahlwerk verschanzten sich damals die ukrainischen Verteidiger.

Ukrainische Gebäude mit Kriegsschäden
Das Wohnhaus in Mariupol wurde von einer Rakete getroffen.

Hilfe bei der Ankunft erhalten

Inzwischen haben die beiden ein Zwei-Zimmer-Wohnung in der Ludwigshafener Innenstadt gefunden. Seit Juni 2022 leben die 48-jährige Mutter und ihr 16 Jahre alter Sohn dort. Zuvor waren sie bei einer Schulfreundin aus der Ukraine untergekommen, die seit 20 Jahren mit ihrem deutschen Mann in Ludwigshafen lebt.

"Ich bin dankbar, für die Hilfe die wir hier erhalten haben. Dass Deutschland uns aufgenommen hat, dass wir eine Wohnung haben."

Mutter und Sohn lernen gerade Deutsch

Doch das wirkliche Ankommen ist nicht einfach. Bisher arbeitet Anna Gontarieva nicht - in Mariupol hat sie einen Kindergarten geleitet. Im Kindergarten würde sie auch in Deutschland gerne wieder arbeiten. Noch besucht sie einen Sprachkurs, der Sohn geht zur Schule. Deutsch lernen ist für sie beide aber das Ziel, denn sie wissen nicht, wie lange sie bleiben.

Nach Mariupol können sie derzeit nicht zurück. Ivan fällt es schwer, in Deutschland neue Freunde zu finden: "Ich habe leider keine deutschen Freunde hier. Das macht es schwierig, die Sprache zu lernen." Im Sprachkurs traf er aber immerhin ukrainische Jugendliche, die zu Freunden wurden.

Ukrainischer Flüchtling Ivan Gontarieva
Der Sohn Ivan Gontarieva in der Ludwigshafener Wohnung.

Kontakt in die ukrainische Heimat

Mit den Freunden in der Heimat telefoniert Ivan so oft, wie es geht. Doch nicht immer gibt es eine Telefonverbindung. Viele der Freunde wollen raus aus der Ukraine, doch ihre Eltern wollen nicht weg, erzählt Ivan: "Meine Freunde haben Angst vor dem Krieg, wissen nicht was passiert. Doch die Eltern haben sich an die Situation gewöhnt und wollen bleiben."

Und auch viele Verwandte von Mutter und Sohn sind in der Ukraine geblieben - auch der Vater. Er ist Arzt und hat eine eigene Praxis. Seine Hilfe wird vor Ort gebraucht, außerdem dürfen erwachsene Männer nach wie vor nicht ausreisen. Die Tochter und Schwester lebt mit ihrem Mann in Kiew. Die beiden haben entschieden, dort zu bleiben.

Ukrainierin Anna Gontarieva
Die Mutter Anna Gontarieva.

Die Rückkehr ist ungewiss

Mutter und Sohn machen derweil Pläne: Wichtig für beide ist, erst einmal Deutsch zu lernen. Wenn es gut läuft, will Ivan Informatik studieren. Die beiden wollen in Ludwigshafen bleiben, bis der Krieg vorbei ist. Doch wie lange der noch geht, kann im Moment keiner sagen.

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