Im Haus von Yana Petrenko hängen überall kleine Klebezettel. Auf ihnen sind die wichtigsten deutschen Begriffe im Haushalt notiert, wie "Fenster", "Wand" oder "Kühlschrank".

Gerade hat die 41-Jährige ihre A1-Prüfung in Deutsch erfolgreich abgelegt, das ist das erste Level in einer Fremdsprache. Mit uns redet sie trotzdem lieber in ihrer Muttersprache. Eine Dolmetscherin übersetzt, was sie sagt.
Flucht aus Kiew: Hauptsache weg
Vor einem halben Jahr ist sie aus Kiew geflohen, zusammen mit ihren beiden Kindern. Die Familie hat sich einfach ins Auto gesetzt und ist dem Krieg davongefahren. Auf der Fahrt entschieden sie sich dann nach Deutschland zu kommen und sind schließlich in Leistadt (Kreis Bad Dürkheim) in der Pfalz gelandet. Eine Freundin, die schon vor einigen Jahren nach Mannheim gezogen ist, hat ihr eine Unterkunft vermittelt.

Eigentlich sollte das Haus abgerissen werden, doch gemeinsam haben die Leistädter es für ukrainische Flüchtlinge wieder hergerichtet. Für Yana Petrenko und ihre Kinder war das ein Glücksfall und sie ist froh über ihre Entscheidung nach Deutschland zu fahren: "Am Anfang war es natürlich schwierig, aber mit der Zeit, Schritt für Schritt ist es uns gelungen, uns hier einzuleben." Mittlerweile hat sie sogar einen Job: Die gelernte Näherin arbeitet bei einem Mannheimer Innenausstatter.
Die Kinder lieben den Dürkheimer Wurstmarkt
Inzwischen gehen Yana Petrenkos Kinder zur Schule und spielen in der örtlichen Fußballmannschaft. Ihr Sohn Taras ist besonders vom Bad Dürkheimer Wurstmarkt angetan, denn "alle freuen sich immer darauf und es verläuft immer so spektakulär und locker". Beide Kinder haben schon viele Freunde gefunden. Tochter Yaroslava erzählt, wie sie auch auf der Straße immer mal neue Spielkameraden trifft.
Mann und Familie in der Ukraine
Derzeit ist es für die Familie keine Option in die Ukraine zurückzukehren. So lange dort Krieg ist, wird Yana Petrenko in Leistadt bleiben. "Ich habe wirklich Angst", erzählt sie. Doch sie will auch ihren Mann wiedersehen. Der arbeitet bei einer Organisation, die Menschen hilft, die chronisch schwer krank sind. Außerdem ist er seit Kriegsbeginn im Kiewer Zivilschutz tätig.
Das Ehepaar telefoniert regelmäßig, beunruhigt sind sie vor allem wegen des kommenden Winters: "Die Menschen in der Ukraine haben Angst, dass sie nicht nur ohne Wärme, sondern auch ohne Wasser bleiben werden. Das ist einer der Gründe, warum mein Ehemann möchte, dass die Kinder erstmal hierbleiben." Zivile Versorgungsobjekte seien eines der Ziele der russischen Streitkräfte.
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Leistadt: Neue Heimat für Ukraine Flüchtlinge
Die Ukrainerin bekommt auch die Probleme mit, die in Deutschland derzeit aufgrund der hohen Energiepreise herrschen. Und stellt direkt klar: "Wir haben den Krieg nicht begonnen." Sie hofft, dass der deutsche Staat die Menschen finanziell unterstützt.
Die Pfalz ist für Yana, Taras und Yaroslava Petrenko eine Heimat auf Zeit geworden. Doch mit dem Herzen sind sie bei ihren Freunden und Verwandten im Krieg.