"Ein Schandfleck!" Dieser Begriff fällt immer wieder, wenn man Passanten in Neustadt fragt, was sie zu der riesigen Beton-Ruine mitten in der Innenstadt sagen. Fenster-Öffnungen, die notdürftig mit Folien und Brettern verschlossen sind, aber die Folien haben große Löcher, nackter Beton neben altem Fachwerk. Doch: "Schandfleck" ist ziemlich passend.
Hertie-Filiale steht seit 2010 leer
Seit 2010 steht das ehemalige Kaufhaus leer. Zuletzt war ein "Ein-Euro-Warenhaus" in der ehemaligen Hertie-Filiale, die 2009 dicht gemacht hat. Vor Hertie war das Kaufhaus lange als "Karstadt" in Neustadt bekannt.












Im Oktober 2017 stellte dann der Käufer des Gebäudes aus den 1970er Jahren seine Umbaupläne vor. Ein schickes Einkaufszentrum mit Parkhaus wollte die norddeutsche Devello-Gruppe aus Scharbeutz aus dem Betonklotz machen. Die Eröffnung war 2020 geplant - eigentlich.

Immer wieder Probleme bei der Sanierung des ehemaligen Kaufhauses
Aber es gab immer wieder Probleme: Zunächst bei der Betonsanierung, dann ging ein wichtiger Mieter pleite. Irgendwie war und ist der Beton-Wurm drin im ehemaligen Hertie. Jetzt hat die Projektgesellschaft der Devello-Gruppe, die das Projekt verwirklichen sollten, Insolvenz angemeldet. Der vorläufige Insolvenzverwalter prüft nach eigenen Angaben jetzt einen möglichen Verkauf und die "Sanierungsoptionen“.

Offenbar erste Kaufinteressenten für ehemalige Hertie-Filiale
Auf SWR-Anfrage teilte eine Sprecherin des Insolvenzverwalters mit: "Es gab bereits erste Interessensbekundungen potentieller Käufer, da die Immobilie eine sehr gute Lage hat". In den kommenden Wochen werde das Insolvenzverwalter-Team "mit vielen Beteiligten reden – inklusive der Stadt, der beteiligten Banken und Grundpfandrechtsgläubiger."
Oberbürgermeister für Abriss der Betonruine
Oberbürgermeister Marc Weigel bestätigt, dass es bereits Gesprächstermine mit dem Insolvenzverwalter gibt. Und er macht auch klar, was er am liebsten mit dem Beton-Schandfleck aus den 70ern machen würde: "Abreißen". Dafür müsste die Stadt das Gebäude und das 4800 Quadratmeter große Gelände aber zuerst mal kaufen. Und dafür hat die Stadt nur begrenzte Mittel, sagt Marc Weigel. Aber: "Die Stadt kann nicht in einen offenen Wettbewerb, sozusagen nach oben hin grenzenlos irgendwo mitbieten."

Wir hätten schon mal einen Mehrwert, wenn dieser hässliche Anblick beseitigt wäre
Aber: Der Stadtchef könnte sich schon vorstellen, etwas Schönes aus dem Schandfleck zu machen, zum Beispiel Wohnungen: "Denn wir haben durchaus Bedarf an Parkplätzen und könnten damit schon mal einen Mehrwert schaffen, wenn dieser hässliche Anblick beseitigt wäre. Und danach geht's dann, wenn's nach mir geht, in eine städtebauliche Entwicklung, gerne auch in einen Gestaltungswettbewerb, wo man uns erst mal präsentiert, welche Ideen es gibt, auch für eine wirtschaftliche Nutzung."

Sind die Tage des "Schandflecks" in Neustadt gezählt?
OB Weigel ist also zuversichtlich, dass die Tage des Schandflecks gezählt sind: "Also, ich höre viele Pessimisten die schon sagen: Das sieht in zehn Jahren auch noch so aus, also da lege ich mich fest. Das wird so nicht sein. Aber ob das jetzt ein, zwei, drei Jahre sind? Ich weiß es nicht, aber wir werden alles dafür tun, dass es so schnell wie möglich dort weitergeht."