Traktor in der Flut im Ahrtal (Foto: SWR)

Südpfälzerin erhält Fluthilfemedaille

Hilfe nach der Flut im Ahrtal: Krankenpflegerin aus Landau geehrt

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Die Landesregierung hat am Montag mehrere Einsatzkräfte gewürdigt, die 2021 nach der Flut im Ahrtal geholfen haben. Eine Fluthilfemedaille ging an Brigitte Pelzer aus der Südpfalz.

Die Krankenpflegerin aus Lanau-Arzheim und ehrenamtliche Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Edenkoben war nach der Flutkatastrophe in der Gemeinde Kreuzberg (Kreis Ahrweiler). Pelzer war dort zusammen mit weiteren Ehrenamtlichen des DRK aus dem Landkreis Südliche Weinstraße als medizinische Fachkraft für den Sanitätsdienst eingesetzt. Vor Ort merkte Pelzer aber schnell, dass die meisten Menschen vor allem psychologische Unterstützung benötigten. Viele hätten zwei Wochen lang ihre überschwemmten Häuser ausgeräumt und hergerichtet, um dann von Baugutachtern zu erfahren, dass die nicht mehr zu retten seien.

"Sie müssen sich vorstellen, die Leute haben zwei Wochen lang versucht, ihr Hab und Gut zu retten und dann kommt jemand und sagt, alles war umsonst. Die Menschen sind zusammengebrochen."

Malu Dreyer würdigt Arbeit einer Helferin aus Landau

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) überreichten die Fluthilfemedaille persönlich an Pelzer und 59 weitere Einsatzkräfte, stellvertretend für die rund 50.000 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, die im Ahrtal aktiv waren und ebenfalls noch eine Medaille bekommen sollen.

Brigitte Pelzer selbst winkt bescheiden ab, wenn man sie nach der Auszeichnung fragt. Sie sei sehr überrascht gewesen, als sie erfahren habe, dass sie die Fluthelfermedaille bekommen solle. Andere haben in ihren Augen noch viel mehr geholfen.

Großer Gesprächsbedarf bei den Opfern der Flutkatastrophe

Die Krankenpflegerin aus Landau-Arzheim begleitet seit mehreren Jahren todkranke und sterbende Menschen in der Palliativmedizin. Gerade lässt sie sich in der Psychosozialen Notfallversorgung ausbilden. Sie habe in Kreuzberg schnell gemerkt, wie viel Gesprächsbedarf die Betroffenen über das Geschehene hatten, sagt die 54-Jährige. So viele seien vor den Trümmern ihrer Existenz gestanden und schwer erschüttert gewesen.

Mitbekommen habe sie das vor allem abends, wenn die anderen Helfer nach Hause gefahren waren. Pelzer blieb auch über Nacht - mit von den Nachbarn geliehener Isomatte und Schlafsack - an den Versorgungspunkten im Ahrtal. So sei sie noch viel tiefer mit den Betroffenen ins Gespräch gekommen. Und sie habe gespürt, dass sie das professionelle Handwerkszeug dafür bekommen wollte, Menschen in solchen Situationen Mut zuzusprechen, so die Südpfälzerin. Deshalb bildet sie sich nun weiter.

Ahrtal nach der Flutkatastrophe (Foto: Privat)
Blick auf das zerstörte Kreuzberg (Kreis Ahrweiler): Dieses Bild bot sich Brigitte Pelzer, DRK-Helferin aus dem Landkreis Südliche Weinstraße, an ihrem Einsatzort

Helferin aus der Südpfalz: "Die Zeit im Ahrtal hat mich verändert"

Brigitte Pelzer sagt, die Zeit im Ahrtal habe sie verändert: Was sie dort gesehen habe, habe sie schockiert. Es habe sie tief berührt, wie niedergeschlagen und "fertig" die Betroffenen nach der Flutkatastrophe waren.

"Im Vergleich dazu ist, worüber wir uns hier aufregen, so ein Luxus."

Großer Luxus sei zum Beispiel auch, dass wir zum Beispiel immer fließendes Wasser haben, das aus dem Hahn komme. Solche Dinge seien ihr im Ahrtal sehr bewusst geworden.

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Helferin aus Landau wartet auf nächsten Einsatz

Pelzer sagt, sie würde sofort wieder losziehen, wenn es nötig sei. Sie habe ihrem Bereitschaftsleiter in Edenkoben schon gemeldet, das sie auch traumatisierten Kriegsopfern an der Grenze zur Ukraine helfen wolle. Inzwischen habe sie auch eine eigene Isomatte und einen eigenen Schlafsack und müsse sie nicht mehr von den Nachbarn leihen.

Dankbarkeit und Anerkennung für große Hilfe im Ahrtal

Die Landesregierung will mit den Fluthilfemedaillen nach Angaben der Staatskanzlei ihre Dankbarkeit und Anerkennung dafür ausdrücken, dass so viele Menschen sich nach der Flut mit den Betroffenen im Ahrtal solidarisch zeigten und außergewöhnliche Hilfe leisteten. Tausende Einsatzkräfte hätten über Wochen hinweg maßgeblich zur Bewältigung des Hilfseinsatzes im Ahrtal im Juli 2021 beigetragen.

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