Auschwitz-Überlebende erzählt an Schulen in Schifferstadt

Holocaust-Zeitzeugin: "Den Nicht-Überlebenden eine Stimme geben"

Stand
Autor/in
Janosch Beyer
Porträt von SWR Reporter Janosch Beyer

60 Jugendliche aus Schifferstadt lauschen den Worten einer Frau: Eva Szepesi erzählt als Zeitzeugin von ihrer Zeit in Auschwitz als 12-Jährige.

Für die Schülerin Hannah Weber ist es ein bewegender Moment gewesen, aus dem Buch der Zeitzeugin Eva Szepesi vorzulesen: "Es ist emotional, wenn man der Frau in die Augen schaut und weiß, das ist eine Holocaust-Überlebende aus Auschwitz." Eva Szepesi hat als eine von wenigen Kindern Auschwitz überlebt, heute - mit 91 Jahren - erzählt sie vor Schülerinnen und Schülern in Schifferstadt ihre Geschichte: "Ich will denen, die Auschwitz nicht überlebt haben, eine Stimme geben."

"Das Schlimmste, was mir bis dahin zugestoßen war"

Einige Schüler der Realschule Plus und des Gymnasiums lesen aus Szepesis Buch vor. Dort schildert sie auch schöne Stellen, wo sie von einer behüteten Kindheit in Ungarn erzählt, wie sie Chanukka und Weihnachten mit den Nachbarn feierten. Doch dann kommt das Kapitel über Auschwitz.

Die Erlebnisse nach ihrer Ankunft dort beschreibt Szepesi in ihrer Autobiographie sehr eindrücklich: "Was dann folgte, war das Schlimmste, was mir bis dahin zugestoßen war. Eine Frau näherte sich mir mit einer Schere in der Hand und bevor ich überhaupt reagieren konnte, spürte ich schon die kalte Klinge an meiner Kopfhaut. Ohne zu zögern schnitt sie mir meine geliebten Zöpfe ab, nahm sie und warf sie auf einen großen Haufen Haare, der bereits am Boden lag. Entsetzt starrte ich auf meine abgeschnittenen Zöpfe. Es war als ob mir die Frau den allerletzten Schutz genommen hätte."

Aber alles, was für Eva Szepesidanach danach in Auschwitz folgte, war noch viel, viel schlimmer.

Eva Szepesi Zeitzeugengespräch Schifferstadt
Eva Szepesi überlebte nur knapp das Konzentrationslager Auschwitz.

Aufseher halten sie für tot - was ihr das Leben rettet

Das Vernichtungslager überlebte Szepesi nur, weil die damals 12-Jährige sagte, dass sie schon 16 sei - das verhinderte die sofortige Vergasung. Bei der Befreiung von Auschwitz hielten die Aufseher sie für tot - das rettete sie vor dem Todesmarsch.

Diese Dinge erzählt Szepesi den Schülern. 60 Jugendliche sitzen still schweigend da, lauschen. "Ihre Augen haben teils getränt und deshalb geht das einem viel näher, als wenn man das in einem Schulbuch liest," sagt die Schülerin Joana Langhauser.

"Die eintätowierte Nummer gehört zu mir"

Durch das Zeitzeugengespräch moderiert die Schulleiterin. Am Ende haben die Schülerinnen und Schüler noch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Nur nicht zur aktuellen Situation, Eva Szepesi möchte sich politisch nicht äußern.

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Sie zeigt ihr Tattoo aus Auschwitz - A26877. Das war ihre Häftlingsnummer im Vernichtungslager. Warum sie es sich nie entfernen lassen hat: "Das Tattoo gehört zu mir, es ist ein Teil von mir." Ein Tattoo bedeutete für sie damals Leben - denn wer direkt vergast wurde, bekam keines.

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