Winzer stehen bei der Weinlese im Weinberg in der Pfalz. Sie arbeiten innovativ, damit sie für die Zukunft gerüstet sind. Denn der Weinbau steckt in der Krise.

Krise im Weinbau

So stellen sich die Winzer in Rheinland-Pfalz für die Zukunft auf

Stand
Autor/in
Gesa Walch
Bild von Gesa Walch, Studio Mainz
Jessica Pfeiffer
Bild von SWR Multimediareadakteurin Jessica Pfeiffer aus dem SWR-Aktuell- Studio in Koblenz
Claudia Krell
Claudia Krell am Mikrofon
Christina Fleischanderl
Pascal Lasserre
SWR-Autor Pascal Lasserre

Klimawandel, sinkender Weinabsatz und Inflation - der Weinbau steht unter Druck. Die Winzer in Rheinland-Pfalz haben ganz unterschiedliche Strategien, dem zu begegnen.

Winzer in Rheinland-Pfalz haben gerade an allen Fronten zu kämpfen: Für Energie und Personal müssen sie mehr zahlen, sodass sie ihre Produktionskosten kaum noch decken können. Außerdem bieten Länder wie Italien oder Spanien ihren Wein um einiges günstiger an. Gleichzeitig sinkt der Weinabsatz immer weiter, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim.

Weinabsatz geht immer mehr zurück

"Wir haben insgesamt ein verändertes Konsumverhalten", sagt Büscher. "Die Jüngeren trinken weniger Alkohol und die Älteren, die ihn bisher stark konsumiert haben, dürfen das aus gesundheitlichen Gründen zunehmend nicht mehr." Immer mehr junge Menschen greifen deshalb zu Wein und Sekt ohne Alkohol. Der Marktanteil von alkoholfreiem Sekt liegt nach Angaben von Büscher aktuell bei sieben Prozent, bei alkoholfreiem Wein bei einem Prozent. Büscher geht aber nach eigenen Angaben davon aus, dass in Zukunft noch mehr alkoholfreier Wein gekauft wird.

Mit dem alkoholfreien Wein lassen sich ganz neue Zielgruppen erschließen.

Der Trend macht sich auch in der Pfalz bemerkbar. Winzer Ralf Anselmann aus Edesheim im Landkreis Südliche Weinstraße hat einen alkoholfreien Secco im Angebot - und das sogar schon seit zehn Jahren. Der Absatz steigt kontinuierlich, sagt er: "Uns ist schon passiert, dass wir eine Angebotslücke hatten, weil der Absatz größer war, als wir geplant hatten."

Nachfrage nach alkoholfreiem Wein und Sekt steigt

Im vergangenen Jahr hat er einen alkoholfreien Weißwein in sein Sortiment aufgenommen. Wie gut der Wein angenommen wurde, hat Anselmann selbst überrascht. Deshalb will er sein alkoholfreies Angebot ausbauen: Rotwein und Rosé sollen nun folgen und auch ein alkoholfreier Glühwein startet diesen Winter.

Bislang mache das alkoholfreie Angebot rund fünf Prozent seines Sortiments aus, schätzt Anselmann. "Es ist eine sehr interessante Ergänzung und es macht meinen Beruf so spannend, immer wieder etwas Neues zu entwickeln", sagt er. Für ihn ist aber auch klar, dass die alkoholfreien Produkte teurer sein müssen, weil die Produktion kostspielig sei. Für ihn sind alkoholfreie Wein daher nur eine Ergänzung in seinem Sortiment, die den alkoholischen Wein aber nicht ersetzen kann.

Influencer sollen Winzern helfen Wein zu vermarkten

Aber nicht nur mit alkoholfreien Produkten will die Weinbranche junge Menschen gewinnen, sondern auch über die sozialen Medien. Denn anders als die ältere Generation kaufen junge Menschen Wein nicht mehr beim Winzer vor Ort, sondern vor allem Online oder im Einzelhandel, erklärt Carolin Groß vom Ahrwein Verein im Ahrtal. Der Verein setzt deshalb verstärkt auf Influencer.

Der Weinkonsument möchte sehen, wo sein Wein herkommt. Er möchte die Geschichten hören, er möchte die Gesichter der Leute sehen.

"Wenn ein Influencer ein Weingut besucht oder einen Wein probiert und dann darüber spricht, bietet er den Nutzern eine Erfahrung und ein Erlebnis", sagt Groß. Junge Menschen kaufen dann vielleicht genau diesen Wein oder buchen eine Reise in die Region.

Nach Ansicht von Groß sollten Winzer auch selbst in den sozialen Netzwerken von ihrer Arbeit berichten, um ihre Betriebe und ihre Weine bekannt zu machen. Der Konsument wolle sehen, woher der Wein kommt und welche Geschichten und Gesichter dahinter steckten. "Dadurch schaffe ich eine emotionale Bindung", sagt Groß. "Dadurch wird der Wein besser verkauft und der Kunde wird davon überzeugt, den Euro mehr auszugeben."

Mehrere Absatzmärkte können Winzer gegen sinkende Absätze absichern

Der sinkende Weinabsatz beschäftigt auch Thomas Ludwig, Winzer in Thörnich an der Mosel im Landkreis Trier-Saarburg. Laut Ludwig ist der Weinmarkt nicht mehr so stabil, wie er einmal war. Er setzt deshalb auf eine andere Strategie: auf verschiedene Absatzmärkte.

"Wir arbeiten in größeren Teilen im Export, im Fachhandel, in der Gastronomie in Deutschland und arbeiten auch gerne mit Privatkunden", sagt Ludwig. Das bedeutet: Wenn einer der Märkte mal ins Trudeln gerät, kann der andere das möglicherweise ausgleichen. So schütze er seinen Betrieb vor den Schwankungen des Marktes, so der Winzer.

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Das Familienweingut besteht seit dem 17. Jahrhundert. Gemeinsam mit seiner Frau bewirtschaftet er zwölf Hektar. "Uns war es wichtig, dass wir uns als kleines Weingut breit aufstellen", sagt der Winzer. "Bisher haben wir da sehr gute Erfahrungen gemacht und können uns wirklich nicht beklagen."

Mit Piwis gegen den Klimawandel

Neben dem sinkenden Weinabsatz ist aber auch der Klimawandel weiterhin eine große Herausforderung für die Winzer in Rheinland-Pfalz. Dieser Sommer war besonders nass, einige Betriebe hatten mit Pilzkrankheiten in ihren Weinbergen zu kämpfen. Winzer Martin Koch aus Hahnheim im Landkreis Mainz-Bingen war dafür aber gut gerüstet. Er setzt auf sogenannte Piwis. Piwis - das steht als Abkürzung für zahlreiche neue Rebsorten, die pilzwiderstandsfähig sind. Sie sind gezielt so gezüchtet, dass sie natürliche Abwehrkräfte gegen Pilzkrankheiten haben. 

In den Weinbergen mit Piwis musste er in diesem Jahr viel weniger spritzen. Während er bei den klassischen Rebsorten zehn bis zwölf mal mit Spritzmittel in den Weinberg fahren musste, wären es bei den Piwis höchstens drei Mal gewesen. Mit den klimafreundlichen Weinen, will er sich für die Zukunft wappnen und dafür sorgen, dass sie auch bei den Weintrinkern bekannter werden.

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