Arbeiterwohlfahrt hat in Ahrbrück einen Stand aufgebaut, an dem Betroffene der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal an einem Tisch Anträge auf Soforthilfe ausfüllen (Foto: SWR)

Nach Hochwasserkatastrophe im Ahrtal

Wo bekommen Flutopfer Soforthilfen von Hilfsorganisationen?

Stand

Nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal sind private Spenden in Millionenhöhe gesammelt worden. Einen Teil davon zahlen die Hilfsorganisationen direkt an die Betroffenen als Soforthilfe aus. Wie das abläuft, hängt von der Organisation ab.

Mehrere Hilfsorganisationen wie die Johanniter, die Arbeiterwohlfahrt oder die Caritas haben sich in sogenannten Aktionsbündnissen zusammengeschlossen - wie zum Beispiel dem "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe" oder der "Aktion Deutschland hilft". Zusammen haben sie nach eigenen Angaben bisher mehr als 252 Millionen Euro Spendengelder gesammelt.

Davon zahlen einige der Hilfsorganisationen eigenen Angaben zufolge einen bestimmten Prozentsatz als Soforthilfen an Betroffene im Ahrtal. Welche Organisation das macht und wie Sie die Soforthilfe beantragen können, zeigen wir Ihnen in folgendem Überblick.

Arbeiterwohlfahrt
Caritas
Malteser
Johanniter
Deutsches Rotes Kreuz
Help

Arbeiterwohlfahrt

Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist eigenen Angaben zufolge im Ahrtal mit sogenannten mobilen Sozialberatungsteams unterwegs, die die Soforthilfeanträge annehmen. Die aktuellen Termine veröffentlicht die AWO auf ihrer Homepage sowie auf ihrem Facebook-Account.

Die AWO weist daraufhin, dass Betroffene, die einen Antrag stellen wollen, ihren Personalausweis oder eine aktuelle Meldebescheinigung sowie die Bankdaten bereithalten sollen. Anträge könnten nur vor Ort gestellt werden und nicht online, so der AWO Bezirksverband Rheinland. Vorher gebe es ein Beratungsgespräch. Damit solle sichergestellt werden, dass das Geld auch nur an Menschen gezahlt wird, die tatsächlich vom Hochwasser betroffen sind.

Mobile Teams zahlen Soforthilfe aus

Bisher seien etwa 1.500 Anträge bei der AWO eingegangen, teilte die Organisation mit. Die Höhe der Soforthilfe richte sich nach der persönlichen Situation der Betroffenen und würde von Fall zu Fall entschieden.

In den vergangenen Wochen hat die AWO bereits Soforthilfen an ihrem Standort in Bad Neuenahr-Ahrweiler ausgezahlt. Dies sei aber inzwischen eingestellt worden, teilte eine Sprecherin mit. Aktuell seien lediglich die mobilen Teams unterwegs. Die Spendengelder stammen nach eigenen Angaben aus dem Bündnis "Aktion Deutschland hilft" und von AWO International.

Caritas

Der Caritasverband nimmt in Ahrweiler schon seit einiger Zeit Anträge auf Soforthilfe entgegen. Täglich gingen dort etwa 120 Anträge ein, sagte Geschäftsführer Richard Stahl dem SWR. Die Betroffenen bekämen nach Prüfung maximal 200 Euro überwiesen.

In Sinzig habe die Caritas außerdem eine Anlaufstelle Fluthilfe eingerichtet. In Zusammenarbeit mit der Pfarreiengemeinschaft Sinzig gebe es dort einen zentralen Anlaufpunkt für Bürger und Bürgerinnen, die in der Stadt Sinzig ansässig sind. Dort können nach Angaben der Caritas auch Anträge auf Soforthilfe gestellt werden.

Auch Hilfe beim Wiederaufbau

Ab Montag seien Caritas-Mitarbeiter auch in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit den einzelnen Ortsteilen sowie in verschiedenen Orten der Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau unterwegs, um Soforthilfeanträge anzunehmen. Außerdem würden Soforthilfen auch dezentral an von der Flut betroffene Klienten der Caritaseinrichtungen, beispielsweise in der Schwangerenberatung, gezahlt.

Insgesamt seien 15 bis 20 Prozent der Spenden für Soforthilfen vorgesehen, sagte Geschäftsführer Stahl. Soforthilfen würden jedoch nur einen Teil der Hilfen ausmachen, die die Caritas in den betroffenen Regionen leistet. Nach der akuten Nothilfe sei es vorgesehen, die Menschen auch beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu unterstützen. So seien unter anderem Beratungsstellen für die Betroffenen geplant. Dort sollen beispielsweise Fragen zu Versicherungshilfen oder Hauskrediten beantwortet werden können.

Ein Teil der Spendengelder soll laut Stahl auch in die langfristige Planung fließen. Eine Art Quartiersmanagement soll beispielsweise für die Orte im Ahrtal eingerichtet werden.

Malteser

Die Malteser vergeben die Soforthilfen nach eigenen Angaben nach Rücksprache mit den jeweiligen Ortsbürgermeistern im Ahrtal. Diese erstellen demnach eine Liste von Betroffenen, die von Malteser-Mitarbeitern dann aufgesucht werden. Voraussetzung für eine Soforthilfe sei, dass der Schaden bei mindestens 5.000 Euro liege, teilte eine Sprecherin mit.

Johanniter

Im Rahmen der finanziellen Soforthilfe haben die Johanniter eigenen Angaben zufolge insgesamt 4,5 Millionen Euro ausgegeben. Die Soforthilfeaktion sei damit beendet, teilte eine Sprecherin mit. Man bereite nun die mittel- und langfristigen Hilfen für den Wiederaufbau vor.

Die Auszahlung der Soforthilfe erfolgte bereits Anfang August mit einem Bus an einer Schule in Dernau. Betroffene der Flutkatastrophe konnten hier Anträge auf 2.500 Euro Soforthilfe pro Haushalt stellen. Innerhalb von sechs Tagen seien rund 1.800 Anträge eingereicht worden, so die Sprecherin.

Das Geld stammt nach Angaben der Organisation aus direkten Spenden an die Aktion "Deutschland Hilft" und an die Johanniter-Unfall-Hilfe.

Deutsches Rotes Kreuz

Wie der rheinland-pfälzische Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mitteilt, ist ein Förderprogramm für Kita- und Schulstarter in den Hochwasserregionen gestartet. Dabei können den Angaben zufolge Familien in den betroffenen Regionen pro Kind eine Soforthilfe von 100 Euro erhalten.

Zusätzliche bestehe die Möglichkeit, eine Haushaltsbeihilfe in Höhe von 300 Euro zu beantragen. Die Anträge seien auf der Homepage der betroffenen DRK-Kreisverbände, wie zum Beispiel des Kreisverbandes Ahrweiler, zu finden. Diese Soforthilfen finanzieren sich laut DRK aus den Spendengeldern des Deutschen Roten Kreuzes.

Außerdem habe der DRK-Landesverband ein Spenden-Portal für betroffene Menschen aus den Hochwassergebieten eingerichtet. Mit dem Portal sollen Spendende und Hilfsbedürftige zusammengebracht werden.

Help

Beim Verein Help erhalten Privatpersonen keine direkte Hilfe, sondern nur soziale Vereine, Schulen, Kindergärten oder Kitas. Sie können nach Angaben der Organisation Sofort- und Wiederaufbauhilfen von bis zu 30.000 Euro pro Institution beantragen. Der Verein ist auch Mitglied im Bündnis der Hilfsorganisationen "Aktion Deutschland hilft".

Spenden an den Kreis Ahrweiler

Neben den Spenden der Aktionsbündnisse, die an Hilfsorganisationen vor Ort weitergeleitet werden, werden auch Spendengelder über die betroffenen Landkreise selbst gesammelt. Diese gehen direkt als Soforthilfe an die Opfer der Hochwasser-Katastrophe. 1.000 bis 2.000 Euro können pro Haushalt ausgezahlt werden. Solche Kreis-Soforthilfen können Flutopfer zusätzlich zur Soforthilfe des Landes Rheinland-Pfalz beantragen. Im Kreis Ahrweiler sind bisher bereits rund neun Millionen Euro Soforthilfe an über 7.000 Flutopfer gezahlt worden.

Kinderhilfsaktion "Herzenssache"

Auch bei dem Verein Herzenssache, der Kinderhilfsaktion von SWR, SR und Sparda-Bank, werden Spendengelder nicht über Hilfsorganisationen an die Betroffenen weitergeleitet, sondern diese Gelder fließen an Projekte zur Unterstützung von Kindern und ihren Familien im Flutgebiet.

So unterstützt die Herzenssache beispielsweise den Aufbau einer Anlaufstelle für Familien in Bad Neuenahr-Ahrweiler oder ein Sommercamp in Andernach für Kinder aus von dem Hochwasser betroffenen Familien. Den Angaben zufolge kommen laufend neue Projekte hinzu.

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