Die von der Flut beschädigte Polizeistation in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Foto: SWR)

Gewerkschaft und Bürger sind verärgert

Sanierung der Polizei in Bad Neuenahr-Ahrweiler verzögert sich

Stand

Die Polizeistation in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde beim Hochwasser im vergangenen Juli überflutet und beschädigt. Deshalb ist sie in einem Ausweichquartier untergebracht. Doch damit gibt es Probleme.

Zunächst sollte die Sanierung der von der Flut beschädigten Polizeistation nur wenige Monate dauern. Doch jetzt wurde bekannt, dass das Gebäude in Ahrweiler frühstens 2023 wieder bezogen werden kann. Die Beschäftigten der Polizeiinspektion und viele Bürger an der Ahr sind daher sauer. Denn sie halten das Ausweichquartier, das sich bei der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) weitab der Stadt am Waldrand befindet, für ungeeignet.

Gewerkschaft kritisiert Arbeitsbedingungen

"Die Polizisten sind geschockt, dass sich die Sanierung so stark verzögert", sagt Pascal Rowald. Er leitet die Kreisgruppe Mayen der Gewerkschaft der Polizei. "Der Frust sitzt tief." Denn die Arbeitsbedingungen im Ausweichquartier seien äußerst schwierig.

"Die Kolleginnen und Kollegen berichten regelmäßig, dass die Systeme entweder gar nicht funktionieren oder sehr anfällig sind und ständig abstürzen", sagt Rowald. Bei der Telefonanlage sollen die Leitungen zusammenbrechen, wenn gleichzeitig mehrere Anrufe von außen in die Dienststelle kommen.

Einige Beamte seien in Containern untergebracht. Abteilungen, die eigentlich eng zusammenarbeiten müssten, seien räumlich bis zu 300 Meter voneinander entfernt. Außerdem gebe es viel zu wenig Büroarbeitsplätze, kritisiert Pascal Rowald von der Gewerkschaft der Polizei.

Außenstelle für Bürger schwer zu erreichen

Auch Gerd Mainzer, der seit Jahren eng mit der Polizei zusammenarbeitet, weil er für den "Weißen Ring" Opfer von Verbrechen im Ahrtal betreut, höre viel Unmut von Polizisten, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern. Denn die Wache am Waldrand sei von der Stadt aus nur schwer zu erreichen.

"Die Fälle, die nicht so wichtig sind, die verschwinden im Nirwana, weil Bürger auf eine Anzeige verzichten."

Zwar gebe es eine kleine Außenstelle im Kreishaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Doch die sei freitags schon ab 12 Uhr zu und an Wochenenden sogar ganz geschlossen. Gerd Mainzer kenne mindestens zwei Fälle, in denen Bürger nach Straftaten keine Anzeige erstatteten, weil ihnen der Weg zur Polizei zu kompliziert war.

"Es geht nicht um Sofort-Fälle, wo ich die 110 rufe. In diesen Fällen kommt die Polizei genauso schnell wie vorher. Aber die Fälle, die nicht so wichtig sind, die verschwinden im Nirwana, weil Bürger auf eine Anzeige verzichten," sagt Mainzer.

Anzeigen könnten auch online erstattet werden

Elke Wolber arbeitet in einem Geschäft gegenüber der Kreisverwaltung Ahrweiler. Sie hat schon mehrfach Bürger getroffen, die Anzeige bei der Polizei erstatten wollten, aber scheiterten, weil das Kreishaus geschlossen war. Ein Unding, meint sie. Die Polizei gehöre in die Mitte der Gesellschaft und müsse rund um die Uhr erreichbar sein.

Ein Hinweisschild an der Tür der Polizeistation in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Foto: SWR)
In der Kreisverwaltung ist eine provisorische Anlaufstelle für polizeiliche Anliegen eingerichtet worden.

Das Polizeipräsidium Koblenz weist darauf hin, dass Bürger auch über das Internet Anzeige erstatten könnten. Doch das sei für ältere Menschen unrealistisch, kritisiert Elke Wolber. Denn viele Senioren hätten weder ein Handy noch einen Computer. Auch deshalb fordern Gerd Mainzer und Pascal Rowald, dass die Sanierung der gefluteten Wache in Ahrweiler beschleunigt wird.

LBB: Lieferketten erschweren Sanierung

Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) teilte dem SWR auf Anfrage mit, die Situation im Baugewerbe sei derzeit aufgrund gestörter Lieferketten schwierig. Würde man Arbeiten an anderen Landeseinrichtungen zugunsten der Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler zurückstellen, würde das die Sanierung der Polizeiwache nicht nennenswert beschleunigen.

Auch das rheinland-pfälzische Innenministerium verweist auf die schwierige Situation im Baugewerbe. Außerdem müsse das enorme Ausmaß an Schäden im Ahrtal berücksichtigt werden. So seien diverse Dienstgebäude, Feuerwehrwachen, Schulen und Privathäuser durch die verheerende Flut beschädigt worden. Man sei in ständigem Austausch mit dem LBB, um die Arbeiten in Ahrweiler zu beschleunigen.

"Zeitnah wieder zurück - das wäre mein Wunsch. Auf jeden Fall noch in diesem Jahr."

Polizei-Gewerkschafter Pascal Rowald wünscht sich, dass alle an der Sanierung Beteiligten "Gas geben", damit die alte Polizeiinspektion in Ahrweiler bald wieder bezogen werden kann. "Die Polizei hat einen wichtigen Anteil beim Wiederaufbau des Ahrtals. Zeitnah wieder zurück - das wäre mein Wunsch. Auf jeden Fall noch in diesem Jahr."

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