Alter Sportplatz in Dernau an der Ahr soll entsiegelt und tiefer gelegt werden (Foto: SWR)

Entsiegelung von Flächen schwer finanzierbar

Klimafreundlicher Wiederaufbau an der Ahr scheitert oft an Bürokratie

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Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler (Foto: SWR)

Regenwasser soll künftig versickern, anstatt in die Bäche und in die Ahr zu fließen - so der Plan im Ahrtal. Allerdings ist es schwierig, an Fördergelder zu kommen.

Der ehemalige Sportplatz am Ahrufer in Dernau ist kaum wiederzuerkennen: Dort, wo vorher die Spielfelder waren, ist jetzt nur noch eine braun-graue Schlammfläche. Die Steinwege rundherum sollen als nächstes weggebaggert werden. Für Alfred Sebastian, Bürgermeister von Dernau, ist das dennoch ein gutes Bild, denn die Ahr soll diese Fläche zurückbekommen.

Baurohre liegen auf dem ehemaligen Sportplatz in Dernau, der künftig Überschwemmungsfläche für die Ahr werden soll. (Foto: SWR)
Der ehemalige Sportplatz der Gemeinde Dernau soll im Fall von Hochwasser zur Überschwemmungsfläche für die Ahr werden.

Kein Geld aus Wiederaufbaufonds für Entsiegelung

Bevor das Areal vor 30 Jahren für den Sportplatz aufgeschüttet wurde, wurde es laut Sebastian bei Ahr-Hochwassern regelmäßig überschwemmt. "Jetzt gehen wir hin und nehmen wieder einen Meter weg, damit die Ahr ihren Platz hat."

"Da vor der Flutkatastrophe oftmals versiegelte Flächen vorhanden waren, wird auch nur die Wiederversiegelung gefördert."

Doch das kostet Geld. Dernaus Bürgermeister erwartet, dass die Kosten für die Entsiegelung vom Wiederaufbaufonds übernommen werden. Eine Ausnahme. Denn an vielen anderen Orten im Ahrtal wird oft nur ein Eins-zu-eins-Wiederaufbau wie vor der Flut finanziert. Die Kosten für die Entsiegelung einer Fläche sind da häufig nicht inbegriffen.

Problem: Nur Eins-zu-eins-Wiederaufbau wird gefördert

Auch der Kreis Ahrweiler will nach eigenen Angaben, dass die Städte und Gemeinden beim Wiederaufbau des Ahrtals mehr Flächen entsiegeln und Grünstreifen anlegen können. Dass sei aber durch bürokratische Vorgaben für den Wiederaufbaufonds nicht immer ohne Weiteres möglich, so die Kreisverwaltung: "Da vor der Flutkatastrophe oftmals versiegelte Flächen vorhanden waren, wird auch nur die Wiederversiegelung gefördert." Somit müssten die Kommunen selbst für diese teuren Investitionen aufkommen, was aufgrund der durch die Flut stark belasteten Haushalte häufig schlicht nicht möglich sei.

Bürokratie erschwert klimafreundlichen Wiederaufbau im Ahrtal

Für die Entsiegelung von Flächen, das Anlegen von Grünstreifen oder andere Maßnahmen, damit künftig mehr Wasser versickern kann, verweist das Landesumweltministerium auf Nachfrage auf zusätzliche Fördermittel von Land und Bund, die beantragt werden könnten.

Neuer wasserdurchlässiger Bodenbelag auf dem Marktplatz von Bad Neuenahr-Ahrweiler soll bei erneutem Hochwasser mehr versickern lassen. (Foto: SWR)
Auf dem Marktplatz von Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden erste Flächen schon entsiegelt. Hier kann das Wasser jetzt besser versickern.

Genau da liege aber das Problem, heißt es beispielsweise aus der Stadtverwaltung von Bad Neuenahr-Ahrweiler. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien seit der Flutkatastrophe mit vielen Wiederaufbauprojekten beschäftigt. Deshalb gebe es oft nicht genug Zeit, zusätzliche Förderanträge zu stellen.

Starre Fristen, viele Formulare und zu wenig Geld, um den Eigenanteil zu finanzieren, würden den klimafreundlichen Wiederaufbau erheblich erschweren. Dabei, so die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, könne dieser dabei helfen, das Risiko künftiger Katastrophen und die Folgen des Klimawandels an der Ahr zu minimieren.

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