Die Türen der St. Andreas Kirche in Ahrbrück sind fest verschlossen. An dem großen Gebäude und dem benachbarten Pfarrhaus sind Bauzäune angebracht, auf der Fläche davor steht ein Baucontainer, gefüllt mit alten Fenstern. Was kurz nach der Flutkatastrophe 2021 Anlaufstelle für die Menschen war, ist jetzt verlassen. Und soll ganz verschwinden, hat das Bistum Trier entschieden.
Denn am Freitagabend fand der letzte Gottesdienst in St. Andreas statt. Danach wurde die Kirche entweiht und soll später abgerissen werden. Nach dem Hochwasser sei die Kirche stark beschädigt worden, teilte das Bistum mit. Eine Renovierung sei nicht vertretbar, heißt es in einem offenen Brief. Wann das Gebäude abgerissen werden soll, ist noch unklar.
"Eine Renovierung des schwer geschädigten Gebäudes halten wir nicht für vertretbar."
Viele Menschen in Ahrbrück gegen Abriss der Kirche
Die Mitteilung des Bistums habe sie sauer gemacht, erzählt Virginia Beletzki vom Kirchbauverein Ahrbrück. Denn es habe keinerlei Dialog im Vorfeld gegeben. Trotz der Aktionen der Bürger - wie Wortgottesdienste, Seniorennachmittage oder Pizzaabende - die vielen Menschen nach der Flut durch das Miteinander sehr geholfen hätten, sei von der Kirche keine Reaktion gekommen.
Auch der erste Vorsitzende des Kirchbauvereins, Daniel Grunenberg, ist frustriert. Seit das Versorgungszelt in Ahrbrück abgebaut sei, gebe es keinen Ort mehr für Begegnungen. Und hier biete sich das Kirchengebäude an, sagt er. Ob geweiht oder nicht geweiht spiele für ihn dabei keine Rolle - aber es dürfe nicht abgerissen werden. Grunenberg wünscht sich, dass das Bistum das Gebäude dem Verein als Ort der Begegnung, des Austauschs und der Erinnerung für einen symbolischen Beitrag überlässt.
Bistum stellt Gespräche über Areal in Aussicht
Aus Sicht der Vereinsmitglieder ist es sinnvoll und nachhaltig, die Kirche weiter zu nutzen. Auch weil der Bedarf an Räumlichkeiten nach der Flutkatastrophe besonders groß sei, beispielsweise für Vereine oder kulturelle Veranstaltungen.
Das Bistum will bisher am Abriss der Kirche festhalten, stellte aber in Aussicht, dass in einem Workshop und einem Gestaltungswettbewerb Möglichkeiten für die künftige Nutzung des Geländes erarbeitet werden. Möglich sei zum Beispiel ein kleinerer Gebetsort, so das Bistum. Teile des Areals könnten außerdem als Überflutungsfläche für die Ahr genutzt werden.
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Kirchbauverein sieht Kosten nicht als Problem
Ein Vorschlag, der bei den Mitgliedern des Kirchbauvereins nicht gut ankommt. Die Schäden an der Kirche seien bei weitem nicht so stark, wie das Bistum sie darstelle, sagt Grunenberg. Die Statik des massiven Betongebäudes sei vollkommen in Ordnung, die Räume benutzbar.
Die Kosten für nötige Sanierungsarbeiten will der Verein nach eigenen Angaben mit einem Veranstaltungskonzept und Vermietungen selbst erwirtschaften. Zusagen für größere Spendensummen gebe es ebenfalls, so Grunenberg.
Der größte Kritikpunkt, den die Vereinsmitglieder äußern: Es komme keine gute Kommunikation mit dem Bistum zustande. Auf ihre Fragen habe es monatelang keine Rückmeldung gegeben, sagt der Vorsitzende. Der Kirchbauverein hofft nun, beim Abschlussgottesdienst mit Vertretern des Bistums ins Gespräch zu kommen.