Eine Stinkwanze sitzt am Fenster

Experte aus Kaiserslautern klärt auf

Interview rund um die Stinkwanze: Aktuell besonders viele in der Pfalz?

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INTERVIEW
Viktoria Machleidt

Wird es kälter, sind sie überall: Stinkwanzen, die unser Haus einnehmen. Ein Biologe aus Kaiserslautern erklärt im SWR-Interview, ob wir es aktuell mit einer Invasion zu tun haben.

Wo kommen die vielen Stinkwanzen auf einmal her? Sind sie gefährlich für uns und was können wir gegen die Insekten tun? Diplom-Biologe Matthias Haag ist Landschaftsplaner in Kaiserslautern und kennt sich aus.

SWR Aktuell: Herr Haag, gefühlt gibt es in diesem Herbst so viele Wanzen wie noch nie in der Westpfalz. Stimmt dieser Eindruck?

Matthias Haag: Etwas mehr Wanzen sind es hier in diesem Jahr schon. Denn die Bedingungen für die Tierchen waren den Sommer über einfach gut. Wenn der Sommer warm ist und es wenig regnet, dann kommt das den Wanzen zugute. Bedeutet: Sie können sich schön vermehren. Fakt ist aber auch, dass es aufgrund des Klimawandels auch eine Zuwanderung von allerlei Tierarten gibt.

Diplom-Biologe Matthias Haag
Matthias Haag ist seit 25 Jahren als Biologe und Landschaftsplaner tätig. Er ist Mitglied der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz und des Naturschutzbunds NABU. Außerdem engagiert sich Haag im Beirat für Naturschutz der Stadt Kaiserslautern.

SWR Aktuell: Wo kommen die denn überhaupt her, bevor sie bei uns an Fenstern und Türen sitzen?

Haag: Wenn wir jetzt mal von den heimischen Wanzen reden und nicht von den eingeschleppten, kommen die an Waldrändern und auf Wiesen vor. Wenn Sie als Naturfreund oder Biologe durch die Wiese spazieren, sieht man Wanzen häufiger. Die sitzen eigentlich überall. Und im Herbst und Winter suchen die sich natürlich geeignete Ritzen und Spalten zum Überwintern. Heißt: Sie fliegen erst mal an die Hauswände, die dann eben noch entsprechend Wärme abstrahlen und versuchen dann Unterschlupf zu finden. Und das schaffen sie in der Regel auch. Sitzen einige Wanzen schon an der Hauswand, versenden sie mit ihren Duftstoffen auch noch die Nachricht: "Hey Kollegen, hier ist schön kuschelig warm, kommt doch mal her."

SWR Aktuell: Sind die Stinkwanzen für uns Menschen gefährlich?

Haag: Ehrlich gesagt habe ich in Biologenkreisen noch nie gehört, dass jemals wer gestochen wurde. Das ist ein Ammenmärchen. Nicht mal die, die viel in der Natur unterwegs sind und nach Insekten und auch speziell Wanzen suchen, haben mir je erzählt, dass sie mal von einer Wanze attackiert wurden. Also nein, die sind völlig harmlos.

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Haag: Wenn Haustiere die Wanzen fressen und die dann stinkendes Sekret absondern oder unangenehm schmecken, dann werden unsere Vierbeiner sie schon ausspucken. Und wenn sie die Stinkwanzen trotzdem runterschlucken, ist es halt eine Proteinbeilage. Die Wanzen richten im Normalfall auch bei Tieren keinen gesundheitlichen Schaden an.  

SWR Aktuell: Was kann man denn tun, damit die Wanzen gar nicht erst zu uns ins Haus kommen?

Haag: Wirklich tun kann man eigentlich nichts, denn die Wanzen kriechen durch fast jede Spalte – so schmal diese auch sein mag. Selbst der Zwischenspeicher der Fenster reicht den Wanzen, um durchzukommen. Deshalb nimmt man am besten einfach ein kleines Glas, ein Stückchen Papier, schiebt es unter das Tierchen und bringt es wieder nach draußen. So muss man auch keine Bedenken haben, dass die Bude danach stinkt. Erst wenn Wanzen in die Enge getrieben werden, vielleicht auch mit irgendwelchem Gerät, kann es passieren, dass Sekret ausgelöst wird. Das stinkt dann.

SWR Aktuell: Es gibt also auch keinen Geheimtipp? Irgendein Hausmittel gegen Wanzen?

Haag: Nein, da gibt es nichts, was wirkt. Zumindest gibt es nichts Umweltfreundliches. Aber ich kann beruhigen: Die Wanzen bleiben ja nicht wochenlang an unseren Wänden sitzen und versuchen, rein zu kommen. Sobald die Nächte zu kalt werden, verkriechen sie sich und das Problem löst sich von alleine.

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