Kühe auf dem Hofgut Neumühle (Foto: Imanuel Krick/agrar-press)

Landwirtschaft und Klimawandel

So will das Hofgut Neumühle Treibhausgase einsparen

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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)

Experten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz haben ausgerechnet, wo der Bauernhof im Donnersbergkreis dem Klima am meisten schadet. Klar ist: Es gibt noch Luft nach oben.

Auf dem Hofgut Neumühle gibt es viele Tiere: Schweine, Schafe und Kühe. Allein 150 Milchkühe stehen auf dem Betrieb in Münchweiler im Donnersbergkreis im Stall. Die pupsen und rülpsen Methan. Das fällt ordentlich in die Klima-Bilanz des Betriebs: Rund ein Viertel der Treibhausgase entstehen, weil die Kühe verdauen. Das zeigt die Klimabilanz des Hofguts Neumühle.

Landwirtschaft macht nur sieben Prozent der Treibhausgase aus

Insgesamt ist die Landwirtschaft laut nationaler Berechnungen zwar nur für rund sieben Prozent der gesamten Treibhausgase in Deutschland verantwortlich, in Rheinland-Pfalz gibt die Landwirtschaftskammer an nur für fünf Prozent - doch sie verursacht neben Kohlendioxid (CO2) auch große Mengen an zwei sehr potenten Treibhausgasen: Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Sie sind sehr viel schädlicher als CO2. Deshalb ist auch für Ralph Gockel, Leitender Landwirtschaftsdirektor der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer, klar: "Um die Landwirtschaft klimafreundlicher zu machen, müssen wir in die Betriebe. Hier entstehen ja die Gase." Einer davon: Das Hofgut Neumühle in Münchweiler im Donnersbergkreis.

Für die Klima-Bilanz des Hofguts haben die Experten Johannes Dries und Philipp Holz zum Beispiel die Zahl der Tiere auf dem Hofgut Neumühle mit einbezogen. Außerdem, woher der Dünger kommt, was gefüttert wird und woher der Hof seinen Strom bezieht. Das Ziel der Klima-Bilanz war es, die Stellschrauben herausfinden, an denen Betriebe wie das Hofgut Neumühle noch drehen können.

Jason Hayer ist stellvertretender Einrichtungsleiter der Tierhaltung auf dem Hofgut Neumühle. Außerdem leitet er in Stellvertretung auch die Aus- und Fortbildung. Er versucht auch mithilfe des Klima-Bilanz-Projekts den Betrieb noch nachhaltiger aufzustellen, denn letztlich könne sich daraus im besten Fall sogar eine Win-Win-Situation ergeben: Der Hof reduziert Treibhausgas-Emissionen und spart Gelder. In einem anderen Projekt versucht das Hofgut Neumühle in Zusammenarbeit mit Wirtschaftspartnern, Praxisbetrieben und der RPTU Kaiserslautern eine "nachhaltigere Milch" zu erzeugen. Dafür rechnen sie diffizil auseinander, wie viele Treibhausgase sie einsparen, wenn sie ihren Kühen anderes Futter geben und das selbst erzeugte Futter anders anbauen.

Klima-Bilanz des Hofguts Neumühle im Donnersbergkreis (Foto: SWR)
Gülle, Mist und Kuh-Verdauung: Viele Treibhausgase sind allein auf die Viehhaltung auf dem Hofgut Neumühle zurückzuführen.

Abgesehen davon könnte sich die Klima-Bilanz vom Hofgut Neumühle in den kommenden Monaten noch verbessern, denn: "Die Teile für einen neuen Plattenkühler stehen schon alle bereit," erklärt Hayer. Damit spare er auch wieder Energie ein, denn die Milch könne so effizienter gekühlt werden. Die macht allerdings nur einen kleinen Teil der Klima-Bilanz von Neumühle aus. Den viel größeren - die Gülle und den Mist - könne er verkleinern, indem er eine Biogasanlage anschaffe oder die Gülle-Behälter abdecke. Für die kommenden Jahre eine mögliche Investition, so Hayer.

100 Betriebe in Rheinland-Pfalz haben Klima-Bilanz erstellt

Neben Neumühle haben rund 100 Betriebe in ganz Rheinland-Pfalz in den vergangenen zweieinhalb Jahren ihre eigene Klima-Bilanz durch die Landwirtschaftskammer erstellen lassen. Gekostet hat die Betriebe diese Beratung nichts. Im Gegenteil. Als das Projekt der Kammer vor zweieinhalb Jahren startete, waren acht Pionier-Betriebe dabei, die den Aufwand vergütet bekamen. "Die Betriebe sind sowieso schon so voll mit Buchhaltung und Auflagen, da hat das als Anreiz geholfen", erklärt Ralph Gockel.

Das flächendeckende Bild: Viele der bilanzierten Betriebe hätten Interesse daran, Treibhausgase einzusparen - bei manchen seien fünf Prozent weniger möglich. Allerdings sei das häufig verbunden mit hohen Investitionen, gibt Philipp Holz zu bedenken: "Eine Biogasanlage bringt für die Klima-Bilanz viel, kostet aber auch einiges." Das könne sich nicht jeder Betrieb leisten. Was aber schon helfe: Kein Soja aus Übersee füttern, sondern das, was im Betrieb sowieso anfällt, den Tieren geben. Auch Zuckerrüben-Reste seien gehaltvoll. Das Hofgut Neumühle achte darauf.

Klima-Bilanz-Projekt endet: Keine weitere Förderung mehr

Gefördert wurde das Gesamtprojekt der rheinland-pfälzischen Kammer mit mehr als 500.000 Euro durch die EU in Form einer Europäischen Innovations Partnerschaft (EIP). Mit dem Ablauf des Augusts endet auch das EIP-Projekt Klima-Farm-Bilanz. Gerne hätte Initiator Ralph Gockel das Projekt weiterlaufen lassen. Doch die Finanzierung fehlt. Weder das Wirtschafts- noch das Umweltministerium hätten Gelder dafür zugesagt. Doch mithilfe eines neuen Förderantrags will die Landwirtschaftskammer jetzt weitere EU-Gelder für die Klima-Bilanz von Betrieben im Gemüseanbau in Rheinland-Pfalz beantragen.

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