Wenn Agniezska Fink aus Pirmasens heute über die Hilfs-Aktion Anfang März spricht, dann ist sie glücklich und dankbar, dass sie helfen konnte - und zwar in großem Stil. Eigentlich hatte sie nur ein paar Pakete mit Babynahrung, Feuchttüchern, Medikamenten und anderen Hilfsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze schicken wollen. Doch durch ihren Nachbarn, Jens Winkmann, der Geschäftsführer bei der Logistik-Firma Gottardo in Höhfröschen ist, sind aus den Paketen plötzlich sechs LKW voller Hilfsgüter geworden.
Und die haben ihr Ziel in tatsächlich erreicht. SWR-Reporter Kimon Schanze hatte im März selbst erfahren, dass hunderte Menschen in den kleinen Ort Józefów in Polen nahe der Grenze geflüchtet sind. Mittlerweile sind sie entweder in eigenen Wohnungen oder bei Privatleuten untergekommen, erklärt die Pirmasenserin Agniezska Fink.
Durch einen guten Kontakt zu ihrer polnischen Cousine weiß sie über die Situation vor Ort Bescheid. Und obwohl die Lage für diese Menschen – auch durch die Spenden aus der Südwestpfalz – vergleichsweise gut ist, hätten viele die Hoffnung, wieder zurück in die Ukraine zu können.
Manche Spenden aus der Südwestpfalz sind nach Butscha gelangt
Eine Nachricht habe Fink besonders berührt, sagt sie. Ein paar Hilfsgüter - Lebensmittel, Babynahrung und Medikamente - seien noch übrig gewesen aus den sechs LKWs aus der Südwestpfalz. Diese seien dann von der polnischen Grenze aus in die ukrainische Stadt Butscha, nahe der Hauptstadt Kiew, geliefert worden: "Als ich das gehört habe, musste ich weinen. Ich hatte die Bilder der Gräuel dort gesehen, die Menschen dort haben nichts mehr." In Butscha sollen russische Truppen im April Zivilisten hingerichtete haben. Mittlerweile hat die Ukraine Ermittlungen gegen Soldaten aufgenommen.
Wie es den Menschen in der Ukraine derzeit gehe, richte sich auch nach der Lage des jeweiligen Ortes im Land, sagt Agnieszka Fink - im Westen sei die Lage weniger bedrohlich als im Osten. Doch klar ist: "Viele Menschen sind mit nur einer Plastik-Tüte an der Grenze angekommen. Die sind auf unsere Spenden angewiesen." Nach wie vor würden Dinge wie Babynahrung und Feuchttücher, Lebensmittel wie Nudeln, Mehl oder Öl und Medikamente gebraucht.
Krieg scheint weniger relevant geworden zu sein
Gerne würde Fink noch einmal in so großem Stil helfen. Doch einerseits sei die Aktion mit den sechs LKW enorm anstrengend gewesen, zum anderen bemerke sie eine abnehmende Bereitschaft bei den Menschen für Spenden - je länger der Krieg andauert: "Manche geben sogar den Ukrainern die Schuld daran. Sie sagen dann 'die sollen sich einfach ergeben, dann ist der Krieg vorbei'. Dafür habe ich kein Verständnis." Durch ihre guten Kontakte an die polnisch-ukrainische Grenze vernetzt Agnieszka Fink von Pirmasens aus weitere Hilfs-Transporte. Einmal habe das schon geklappt mit einem Mann aus Mutterstadt. Das sei dann - genau wie die sechs LKW - ein "kleiner Tropfen" gewesen.