Polizist an der Hochschule der Polizei in Enkenbach-Alsenborn schießt (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Uwe Anspach/dpa | Uwe Anspach)

Polizei nach Doppelmord bei Kusel sensibilisiert

Studierende bitten um Trainings für mehr Sicherheit

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Alexandra Dietz
Alexandra Dietz (Foto: SWR)

Es war ein grauer und nebliger Tag vor einem Jahr. Zwei Polizeibeamte sterben bei Kusel bei einer Verkehrskontrolle. Ein Szenario, das verstärkt an der Hochschule trainiert wird.

Nach dem Tod von Alexander K. und Yasmin B. am 31. Januar 2022 bei Kusel gab es viele junge Polizeibeamte, die sich die Frage gestellt haben, ob sie noch im richtigen Beruf sind. Das berichtet Sabrina Kunz von der Polizeigewerkschaft. Eine vermeintlich ungefährliche Verkehrskontrolle endete nämlich mit zwei Hinrichtungen.

Weil viele Studierende an der Hochschule der Polizei in Rheinland-Pfalz durch die Tat geschockt waren und ihr Sicherheitsgefühl erschüttert wurde, sprachen sie offen mit ihren Übungsleitern über ihre Ängste und Gefühle. Dabei wurde der Wunsch laut, sagt Michael Schneider vom Einsatztrainingszentrum Enkenbach-Alsenborn, Verkehrs- und Personenkontrollen und Trainings in schwierigen Lichtverhältnissen mehr zu üben. Damit sich die Studenten in Situationen wie in Kusel sicherer fühlen können.

Viele Einsätze geschehen unter Stress, mit Angst vor Verletzung oder Tod. Wir versuchen unsere Beamten im Training stressresistenter zu machen.

Gewalt unter Realbedingungen wie in der Tatnacht bei Kusel zu trainieren, sei aber unmöglich, sagt Michael Schneider. Trotzdem habe er zusammen mit seinem Trainerteam die Ausbildungsinhalte so angepasst, dass sich die Polizeianwärter wieder sicherer fühlen können.

Hätten Alexander K. und Yasmin B. überleben können?

Mehr Trainings oder noch bessere Schutzausrüstung hätten die beiden jungen Menschen allerdings nicht retten können. Da sind sich Politik und Einsatztrainer einig. Die Ausrüstung in Rheinland-Pfalz sei im Bundesvergleich auf hohem Niveau, auch die Inhalte des Studiums und die Ausbildungsinhalte seien gut, sagt Innenminister Michael Ebling (SPD). Hier und da habe die Hochschule bei den Trainings nachjustiert - dazu gehört auch das Einsatztrainingszentrum in Enkenbach-Alsenborn, am Rest wolle man aber festhalten. Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer abscheulichen Gewalttat, die man in ihrer ganzen Grausamkeit nicht trainieren könne.

Keine Ausstattung der Welt hätte an der Situation etwas geändert. Ich glaube auch nicht, dass eine noch bessere Ausbildung die Situation verändert hätte.

Polizeibeamte müssen nach Mord von Kusel aufmerksam bleiben

Das persönliche Selbstverständnis vieler Polizebeamter wurde nach der Tat bei Kusel auf die Probe gestellt, sagt Sabrina Kunz von der Gewerkschaft der Polizei. Gerade in der Studiengruppe der verstorbenen Yasmin B. habe es kurz nach der Tat in Kusel Zweifel an der Berufswahl gegeben. Doch kurz darauf habe sich eine "jetzt erst recht"-Mentalität entwickelt. Miteinander zu reden habe den meisten Polizeianwärtern sehr geholfen.

Der Polizeiberuf sei und bliebe aber gefährlich. Wichtig sei, dass die Polizeibeamten an vermeintlich ungefährliche Verkehrskontrollen aufmerksam und vorsichtig herangingen, dennoch aber jederzeit damit rechneten, dass ihr Einsatz tatsächlich lebensgefährlich enden könne.

Der Typ, den man kontrolliert, könnte auch seine Frau und sein Kind getötet haben und sie im Kofferraum spazieren fahren.

Dass die Hochschule der Polizei auf ihre Ängste und Sorgen eingegangen sei und die Ausbildungsinhalte angepasst habe, so Gewerkschafterin Kunz, habe aber dafür gesorgt, dass die Studierenden sich ernst genommen und wieder besser für gefährliche Einsätze gerüstet fühlten.

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