Gegen 10:30 Uhr am Dienstag war es soweit. Mit Hilfe eines Hubwagens wurde der etwa 1,65 Meter großen Wetterhahn aus Kupfer und Blattgold, der inzwischen in neuem Glanz erstrahlt, etwa 30 Meter in die Höhe gehoben - zurück an seinen angestammten Platz auf dem Kirchendach der Abteikirche in Otterberg.
Ein Moment, auf den die Otterberger und die Kirchengemeinde lange gewartet haben. Es war das Aufregerthema im August 2022 in Otterberg im Kreis Kaiserslautern, als plötzlich der goldene Wetterhahn vom Dach der Abteikirche verschwunden war. Doch das war erst der Anfang einer völlig verrückten Geschichte.
Wetterhahn in Otterberg wurde im August 2022 vom Kirchendach gestohlen
Polizei und Kirchengemeinde gingen zunächst davon aus, dass die Halterung des Hahns auf dem Kirchendach marode war und ein Windstoß ihn heruntergeworfen hatte. Die Theorie damals: Jemand musste den Hahn anschließend gefunden und mitgenommen haben.
Doch nach zwei Tagen tauchte der Wetterhahn wieder auf, arg in Mitleidenschaft gezogen und stark verbeult. Jemand hatte ihn neben das Kirchenportal gestellt. Offenbar auch wegen des großen Medienechos damals.
18-Jähriger hatte Wetterhahn von Kirchendach in Otterberg geklaut
Wieder einige Tage später nahm die Geschichte eine nicht erwartete Wendung: Bei der Polizei meldete sich ein 18-Jähriger und gab zu, dass er den Hahn vom Dach gestohlen hatte. Er gab an, er sei in der Nacht vom 8. auf den 9. August 2023 mit einem Freund in Otterberg unterwegs gewesen. An der Abteikirche hätten die beiden gewettet, ob man den Wetterhahn von der Kirchenspitze holen könnte.
Der junge Mann sei dann an einem Fallrohr auf das Dach geklettert und habe den Wetterhahn abmontiert. Beim Herunterklettern sei ihm der Wetterhahn aus den Händen gerutscht - was die Beschädigungen an der Figur erklärt.
Dieb muss Reparatur des Otterberger Wetterhahns bezahlen
Der 18-Jährige hatte den Hahn zunächst mit nach Hause genommen. Dort habe ihn aber das schlechte Gewissen geplagt und er habe sich zunächst der Kirchengemeinde und dann der Polizei offenbart. Außerdem entschuldigte er sich. Seine Aktion kam den jungen Mann außerdem teuer zu stehen.
Die Restauration des Hahns hat viele Stunden Arbeit und eine Menge Geld gekostet. Nach Angaben des Otterberger Pfarrers Harry Albrecht hat sich darum die Bauabteilung der Evangelischen Landeskirche gekümmert. Ein Kunstschmied habe den Hahn zunächst wieder gerade gebogen und die Dellen ausgebessert. Danach sei von einem Restaurator eine neue Schicht aus Blattgold aufgetragen worden. Insgesamt haben die Arbeiten, inklusive des Hubwagens, 4.600 Euro gekostet.
Das Geld habe der Verursacher bereits in neun Raten an die Kirchengemeinde gezahlt. Bei den Arbeiten wurde außerdem ein Einschussloch entfernt, das vermutlich aus dem Zweiten Weltkrieg stammt.
Wetterhahn der Abteikirche Otterberg mit bewegter Geschichte
So ärgerlich wie das alles für die Kirchengemeinde war, die Sache hatte auch etwas Gutes. Pfarrer Albrecht berichtet davon, dass man bei den Arbeiten auch etwas über die Geschichte des Hahns gelernt habe. So trage dieser eine Inschrift aus dem Jahr 1932, die belege, dass der Hahn über 90 Jahre alt sei. Außerdem lasse eine weitere Inschrift darauf schließen, dass der Hahn damals von einem ortsansässigen Schmied gefertigt wurde. Auch deshalb betont der Pfarrer: "Es war uns wichtig, den alten Hahn wiederherzustellen. Er gehört im Grunde genommen als Denkmal zur Kirche.“
Dem jungen Mann gegenüber, der den Hahn gestohlen und beschädigt hatte, hegt Pfarrer Albrecht keinen Groll: "Ich bin froh, dass ihm nichts passiert ist. Ich denke, dass er etwas daraus gelernt hat."