Ahrweiler: Eine Frau schiebt ihr Fahrrad durch den Schlamm. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Aufräumen in den Hochwasserregionen

Bund beschließt 200 Mio. Euro Soforthilfe - 100 Mio. Euro davon für RP

Stand

Knapp eine Woche nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz gehen die Suche nach Vermissten und die Aufräumarbeiten weiter. Die Bundesregierung beschloss eine Soforthilfe von 200 Millionen Euro, die Hälfte soll nach Rheinland-Pfalz gehen.

Der Bund will nach der Hochwasserkatastrophe der vergangenen Woche in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen eine Soforthilfe von 200 Millionen Euro bereitstellen. Das teilte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) nach dem entsprechenden Kabinettsbeschluss am Mittwoch in Berlin mit.

Insgesamt werde zunächst von einem Bedarf von 400 Millionen Euro ausgegangen. Die Summe solle zwischen Bund und Ländern geteilt werden, erklärte Scholz. Die Hilfen sollten zudem möglichst unbürokratisch bereitgestellt werden.

Die Hälfte der Soforthilfe geht laut Finanzministerium an Rheinland-Pfalz

Von den 200 Millionen Euro Soforthilfe des Bundes für die Katastrophengebiete wird Rheinland-Pfalz etwa 100 Millionen Euro bekommen. Davon geht das rheinland-pfälzische Finanzministerium aus. Das Land wird noch einmal 100 Millionen Euro dazu geben. Damit stünden für die Soforthilfe in Rheinland-Pfalz rund 200 Millionen Euro zur Verfügung, sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums dem SWR.

Mit dem Geld werde die Soforthilfe für die Menschen in den Katastrophengebieten bezahlt. Aber auch erste Reparaturen an der Infrastruktur, wie etwa an Straßen, würden damit finanziert, hieß es.

Land sagt bis zu 3.500 Euro pro Haushalt an Soforthilfe zu

Die Landesregierung hatte für Betroffene der Hochwasserkatastrophe am Dienstag Soforthilfen bis zu 3.500 Euro pro Haushalt beschlossen. Das Geld solle ohne Bedürftigkeitsprüfung schnellstmöglich über die Kreisverwaltungen ausgezahlt werden, teilte die Staatskanzlei mit.

Dreyer besucht Nürburgring

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich in Nürburg in der Eifel ein Bild von der Situation der Einsatzkräfte machen.

Dreyer besucht den Nürburgring - das Fahrerlager der traditionsreichen Rennstrecke dient in diesen Tagen als Zentrum für die Bereitstellung der Helfer. Ebenso wurde auf dem Gelände eine Sammelstelle für Sachspenden eingerichtet, die von Freiwilligen sortiert und den Einsatzkräften mitgegeben werden, die sie direkt an Flutopfer verteilen.

Weitere Million Euro auf Spendenkonto der Landesregierung eingegangen

Auf dem Spendenkonto, das die Landesregierung eingerichtet hat, ist laut Finanzministerium seit Dienstag eine weitere Million eingegangen: 7,3 Millionen Euro an Privatspenden seien inzwischen zusammengekommen, teilte das Finanzministerium am Mittwoch mit. Das Geld soll über die Kreisverwaltungen verteilt werden.

Dreyer sprach von einer "beispiellosen Spendenbereitschaft". Das Leid vieler Menschen sei unermesslich. Umso wichtiger sei es für die Menschen vor Ort, zu erfahren, dass sie in ihrem Leid nicht alleine seien.

Inzwischen 125 Tote in Rheinland-Pfalz

Ein Einsatzleiter der Polizei hatte die Zahl der Todesopfer der Unwetterkatastrophe im Kreis Ahrweiler am Mittwoch mit 125 angegeben. Die Zahl der Verletzten liegt demnach bei 764. Aktuell würden noch 155 Menschen vermisst.

Straßen, Brücken und Bahngleise zerstört

Immer deutlicher treten die Schäden an der Infrastruktur zutage - mit zerstörten Straßen, Bahngleisen, Brücken, Mobilfunkmasten, Strom-, Gas- und Wasserleitungen. Nach Angaben der Deutschen Bahn haben die Wassermassen allein sieben Regionalstrecken in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz so stark beschädigt, dass man sie neu bauen oder umfangreich sanieren müsse. Gleise auf rund 600 Kilometern seien betroffen.

THW-Vize: Kaum Chancen, noch Überlebende zu finden

Die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks (THW), Sabine Lackner, sieht indes kaum noch Chancen, knapp eine Woche nach den Überschwemmungen im Westen Deutschlands noch Überlebende zu finden. "Wir suchen aktuell nach Vermissten, etwa beim Räumen der Wege oder Auspumpen der Keller", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt sei es aber leider sehr wahrscheinlich, dass man Opfer nur noch bergen könne. Lackner warnte zugleich vor schnellen Schuldzuweisungen, wonach ein besseres Warnsystem Tote hätte verhindern können. "Natürlich werden wir die Abläufe aufarbeiten müssen", so Lackner. Aber für diese Debatte brauche es Ruhe.

Neben dem Kreis Ahrweiler hatte es auch Trier-Ehrang getroffen. Hier kommen die Aufräumarbeiten gut voran, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Unterstützung sei groß, so gingen etwa Ehrenamtliche durch die Straßen und verteilten Essen. Die Kommune suche aber weitere Helfer. In einigen Straßen sei schweres Gerät aufgrund der Enge schlecht einsetzbar. Daher müsse viel Sperrmüll mit der Hand in Fahrzeuge getragen werden.

Hotline zur Auszahlung von Spendengeldern für Hochwasseropfer startet:Rufnummer: 02641/975-960, montags bis sonntags zwischen 9 und 20 Uh.; Wichtig: Diese erste Soforthilfe dient dazu, kurzfristig Geld für das Nötigste zu haben. Weitere Infos: https://t.co/dH9QIq9YEN

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SWR