Aktionspläne gegen Hitze - was tun Städte in RLP

Brunnen, Schattenplätze, Luftschneisen

Pläne gegen Hitze - das tun die Städte in Rheinland-Pfalz

Stand

In den Städten soll es kühler und Menschen besser vor Hitze geschützt werden. Die Bundesregierung arbeitet an einem nationalen Hitzeschutzplan. Wie ist der Stand der Planung in RLP?

Die Sommer werden heißer, die Zahl der Hitzetage - also mit Temperaturen über 30 Grad - wächst stetig. Die gesundheitliche Belastung nimmt zu und kann sogar lebensbedrohlich werden. Laut Bundesärztekammer gab es im vergangenen Jahr rund 4.500 hitzebedingte Todesfälle. Im besonders heißen Sommer 2018 waren es fast doppelt so viele.

Das Bundesgesundheitsministerium möchte, dass alle Kommunen bis 2025 so genannte Hitzeaktionspläne erstellen, also Konzepte für einen besseren Schutz gegen gefährliche Hitze. Wie weit sind die Städte in Rheinland-Pfalz mit solchen Plänen und gibt es sie überhaupt? Wir geben einen Überblick:

Das tut Mainz gegen Hitze

In der Landeshauptstadt Mainz bekommen die Menschen die Hitze besonders zu spüren. Wegen ihrer Lage und der historisch gewachsenen dichten Bebauung gehöre die Landeshauptstadt zu den "thermisch am höchsten belasteten Städten Deutschlands", teilte die Stadt mit. Einen Hitzeaktionsplan, wie er Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorschwebt, gibt es offiziell bislang nicht, obwohl der Stadtrat im September 2022 einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte.

Helfen soll zunächst eine Informationskampagne auf der Homepage der Stadt, mit Verhaltenstipps für Bürgerinnen und Bürger. Außerdem werde seit Mai eine "Hitzeaktionskampagne" erarbeitet, hieß es weiter. Dadurch sollen besonders betroffene Bereiche in der Stadt identifiziert und mögliche Auswirkungen des Klimawandels ermittelt werden. Zudem arbeite die Stadt an einer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel, hieß es.

Hitze-Hotspot Speyer - Stadtplan für heiße Tage

Deutlich weiter ist da schon Speyer - und das hat einen Grund: Die Stadt hat die meisten Hitzetage in Deutschland - dicht gefolgt von Ludwigshafen. Das zeigt eine Auswertung von Daten des Deutschen Wetterdienstes.

Einen Hitzeaktionsplan hat die Stadt zwar nicht, aber viele kleine und größere Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass Bürgerinnen und Bürger vor den Folgen des Klimawandels geschützt werden. Die Stadt habe sich zum Ziel gesetzt, die Innenstadt anzupassen und sie lebenswerter zu gestalten, so Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD).

Bereits seit 2015 gibt es deswegen in Speyer einen Stadtplan für die heißesten Tage. Dort sind kühle Plätze verzeichnet, etwa schattige Parks mit Brunnen. Auch öffentliche Trinkwasserspender gibt es schon seit längerem.

Seit 2016 gibt es Auflagen bei Neubauten. So wurden etwa Schotter- oder Steingärten untersagt, stattdessen muss eine Grünfläche mit bestimmter Mindestgröße angelegt werden, mit Bäumen und Sträuchern. 

Gegen Hitze in Innenstädten - "Mobiles Grünes Zimmer" auf dem Postplatz in Speyer.
"Mobiles Grünes Zimmer" auf dem Postplatz in Speyer.

Um kurzfristig für mehr Grün im Stadtbild zu sorgen, steht für einige Wochen auf dem Postplatz das sogenannte Mobile Grüne Zimmer -  ein offener Container mit Pflanzwänden und Sitzflächen. Er soll sowohl als grüner Rückzugsort sowie als Informationsplattform für Themen rund um den Klimawandel dienen.

Trier beschließt Aktionsplan gegen Hitze

In Trier hat der Stadtrat bereits beschlossen, einen Hitzeaktionsplan zu erstellen. Ein Sprecher teilte mit, noch diesen Sommer soll es eine erste Arbeitsgruppe geben. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 sei die Durchschnittstemperatur in der Stadt bereits um 1,5 Grad Celsius gestiegen.

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Bereits jetzt ergreift die Stadt Maßnahmen: Kaltluftschneisen sollen erhalten bleiben und Grünflächen geschaffen werden. "Umso mehr grüne Inseln eine Stadt besitzt, umso kühler ist sie", hieß es. Bei der Auswahl neuer Pflanzen werde darauf geachtet, dass sie mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Regenwasser soll nicht mehr schnellstmöglich aus der Stadt heraus geführt werden, sondern vor Ort verdunsten. Zudem habe Trier in der Innenstadt vier Trinkwasserspender aufgestellt. "Diese Trinkwasserspender sind sehr beliebt und werden rege genutzt."

Noch kein Plan gegen Hitze in Kaiserslautern

Auch in Kaiserslautern wird es immer wärmer. Ein Hitzeaktionsplan liegt auch hier aber noch nicht vor. "Bisher gibt es in der Stadt Kaiserslautern noch keine Konzepte, Pläne oder ähnliches zum Thema Hitze", teilte eine Sprecherin mit. Es gebe allerdings Maßnahmen, um die Hitze zu mindern. Zum Beispiel seien Schattenplätze geplant. Bei Schulsanierungen soll darauf geachtet werden, dass sie mehr Hitzeschutz bieten.

"Unser Ziel ist es, zunächst im Zuge einer Hitzekampagne die Bevölkerung für die Thematik zu sensibilisieren und künftig einen eigenen Hitzeaktionsplan beschließen zu lassen, um auch langfristige, wiederkehrende Maßnahmen zu initiieren." Geplant seien unter anderem Workshops mit Bürgern oder Leitungen von Pflegeeinrichtungen.

Ludwigshafen arbeitet an Aktionsplan gegen Hitze

Innenstädte heizen sich an heißen Tagen besonders auf - auch in Ludwigshafen. "Die sogenannten Hitzeinseln liegen in der Innenstadt", teilte ein Sprecher mit. "Dort herrschen in einer Sommernacht zirka 7 Grad Celsius höhere Temperaturen als im Umland." Was dagegen getan werden könne, sei ein Dauerthema in Ludwigshafen. Das erste Klimagutachten sei schon in den 70er-Jahre erstellt worden. Ein Konzept zur Klimaanpassung sei im April gestartet, hieß es weiter. Ein Hitzeaktionsplan sei geplant.

Auf der Homepage der Stadt finden sich die üblichen Informationen und Verhaltenstipps bei großer Hitze.

Hitze-Knigge in Koblenz

Auch im Norden von Rheinland-Pfalz wird an Hitzeaktionsplänen getüftelt. In Koblenz wurde eine Arbeitsgruppe Hitzeaktionsplan etabliert, die mit den KiTas, Schulen und Pflegeeinrichtungen zusammenarbeitet. Auch im Stadtbild selbst solle sich einiges ändern, so Oberbürgermeister David Langner (SPD). "Wir haben über 800 Bäume zusätzlich gepflanzt in der Stadt. Wir sind dabei, ein Areal im Rauental noch einmal genau unter diesen Klimagesichtspunkten zu entwickeln, dass Straßenraum sich auch verändert".

Auf den eigenen Flächen rüstet die Stadt nach, wie zum Beispiel mit Sonnensegeln auf Spielplätzen. Kostenloses Trinkwasser gibt es in der Innenstadt auch.

Zudem gibt es online einen Hitzeknigge mit Tipps für das richtige Verhalten bei hohen Temperaturen sowie einen Überblick über einige Maßnahmen, die die Stadt Koblenz bereits zur Hitzevorsorge durchführt. 

Dazu zählt auch, sogenannte cooling areas zu schaffen, also Orte, an denen man sich besonders gut abkühlen kann. Die Stadt hat dafür, ähnlich wie Speyer, im Internet eine Karte angelegt, auf der die kühlen Orte eingezeichnet sind. Dargestellt werden beschattete Grünflächen, Wasserspiele, Brunnen, aber auch öffentlich zugängliche Gebäude wie Museen und Kirchen.

Worms: Aktionsplan gegen Hitze 2022 beschlossen

Im Juli 2022 hat der Wormser Stadtrat einen Hitzeaktionsplan beschlossen. Dafür sollen im städtischen Haushalt jedes Jahr 10.000 Euro eingestellt werden. Die Stadt Worms ist bereits jetzt oft von extremer Hitze betroffen. Experten sagen voraus, dass künftig die Zahl der Nächte, in denen in der Stadt tropische Temperaturen herrschen, noch deutlich ansteigen wird.

Deshalb soll es künftig beispielsweise ein Frühwarnsystem geben, mit dem besonders von der Hitze gefährdeten Menschen rechtzeitig geholfen werden kann. Dabei handelt es sich beispielsweise um Pflegebedürftige, deren Pflegepersonal rechtzeitig informiert werden könnte. Außerdem sehen die Pläne vor, dass es mehr Grünflächen geben soll und auch bei Neu- oder Umbauten die Hitzeproblematik berücksichtigt wird.

Langfristig müsse bei der Stadtentwicklung das Thema Hitze mitgedacht werden, so Bürgermeisterin Stefanie Lohr (CDU). Allein die bestehenden Grünanlagen zu erhalten, sei bei der finanziellen Situation der Stadt schon eine Herausforderung.

Warum trifft die Hitze vor allem die Städte

Doch wieso trifft die Hitze vor allem Städte so sehr? Sie erhitzen sich wegen des sogenannten Wärmeinseleffekts stärker als ländliche Gebiete, erklärte das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen.

"Ursache ist die Wärmeabsorption von Gebäuden und versiegelten Flächen, der Mangel an Begrünung und Wasserflächen sowie menschliche Aktivitäten, wie durch Verkehr erzeugte Wärme und fehlende Belüftung aufgrund von Verdichtung."

Ein Hitzeaktionsplan könne helfen, die Bevölkerung vor den heißen Temperaturen zu schützen. Er habe zum Ziel, Todesfälle aufgrund der Hitze zu verringern, das Gesundheitssystem zu entlasten und präventive Maßnahmen für den Hitzeschutz aufzuzeigen.

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SWR