Ein Seisomograph verzeichnet ein Erdbeben von der Stärke 4,4.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Oliver Berg)

Fragen und Antworten

Erdbeben in Rheinland-Pfalz - Das sollten Sie wissen

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AUTOR/IN
Maren Müller

Am Dienstagmorgen war in der Eifel ein Erdbeben zu spüren. Wie oft kommt es in Rheinland-Pfalz zu solchen Erschütterungen und wie gefährlich sind sie? Die wichtigsten Antworten gibt es hier.

Wie oft bebt die Erde in Rheinland-Pfalz? 

"Größere Bereiche von Rheinland-Pfalz sind tektonisch aktiv", erklärt Thomas Dreher vom Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB). Im Schnitt komme es alle zwei bis drei Tage zu Erdbeben im Bundesland. Sie pendeln in der Regel zwischen der Stärke 1,5 und 3,0 auf der Richterskala. Damit sind die Erdbeben im Jahr für die Rheinland-Pfälzer nur selten zu spüren.

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In der Eifel hat es am frühen Dienstagmorgen ein Erdbeben gegeben. Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Landesamtes für Geologie lag das Epizentrum bei Kobern-Gondorf.

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Wie entstehen Erdbeben bei uns im Land?

Unter Rheinland-Pfalz verläuft keine direkte Erdplattengrenze. Allerdings ist die Region tektonisch aktiv. Denn die afrikanische Kontinentalplatte erzeugt Druck auf die eurasische Kontinentalplatte, auf der Rheinland-Pfalz sich befindet. "Dabei bauen sich Spannungen auf, die in der Form von Erdbeben wieder abgebaut werden", so der Experte.

Wo ist die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben am höchsten?

In Rheinland-Pfalz gibt es laut Dreher drei Risikogebiete für die Entstehung eines Erdbebens: "Im Wesentlichen sind das die Ausläufer der Niederrheinischen Bucht mit dem Neuwieder Becken, die Eifel und der Oberrheingraben." In diesen Zonen gibt es besonders viel tektonische Bewegung. Die afrikanische Erdplatte übt an diesen Stellen Druck auf die eurasische Erdplatte aus. Die dabei entstehenden Spannungen laden sich in Erdbeben wieder ab.

Außerdem werden immer wieder Erdbeben entlang des Mittelrheins, im südwestlichen Westerwald, entlang der Mosel und im Hunsrück aufgezeichnet.

Hier sind die Erdbeben-Risikogebiete Niederrheinische Bucht mit dem Neuwieder Becken, Eifel und Oberrheingraben zu sehen. (Foto: SWR)

Ab welcher Stärke kann man Erdbeben spüren?

"Das hängt von vielen Faktoren ab, wie der Tiefe des Erdbebens, dem Untergrund auf dem man sich befindet und der Stärke des Erdbebens", sagt Dreher vom LGB.

Erdbeben mit geringer Stärke sind von Menschen gar nicht spürbar. Erst ab einer Stärke von ungefähr 3,0 auf der Richterskala können sie für Menschen wahrnehmbar werden. Erdbeben dieser Stärke verursachen in der Regel noch keine Schäden. Erst ab einer Stärke von 4,0 kann das Bett anfangen zu wackeln und ein Glas kann aus dem Schrank fallen. Bei anfälligen Gebäuden können Rohrbrüche und Risse in den Wänden entstehen oder Verputzteile herabstürzen. Große Schäden entstehen hier jedoch nur selten.

Gefährlich wird ein Erdbeben in der Regel erst ab der Stärke 5,0. In dem Fall kann es zu Schäden an robusteren Gebäuden kommen. Je nach Bauart stürzen dann Zwischenwände oder sogar ganze Gebäude ein. In Folge dieser Gebäudeschäden können auch Menschen verletzt werden. Ab einer Erdbebenstärke von 6,0 können ganze Siedlungsgebiete zerstört und Menschen stark verletzt werden. Das ist in Rheinland-Pfalz aber seit rund 6.000 Jahren nicht mehr vorgekommen.

Gab es schon größere Erdbeben in Rheinland-Pfalz?

Obwohl die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Erdbeben in Rheinland-Pfalz heutzutage eher gering ist, kam es in der Vergangenheit immer mal wieder zu großen Erdbeben in der Region. Es gibt Nachweise über prähistorische Erdbeben der Stärke 6,5 bei Worms. Dort haben Erdbeben die Strukturen des Gesteins so verändert, dass heute eine Störung in der Landschaft sichtbar ist.

Auch in der jüngeren Vergangenheit wurden große Erdbeben in Rheinland-Pfalz aufgezeichnet. "Das Erdbeben von Düren 1756 mit einer Magnitude von ca. 6,4 hatte große Auswirkungen nach Rheinland-Pfalz. Hier gab es Berichte über beschädigte Gebäude und Kirchen in Rheinland-Pfalz", erzählt Dreher. Im 18. und 19. Jahrhundert gab es zudem mehrere Erdbeben der Stärke 5,0 bis 5,2 in Boppard, St. Goar und Koblenz. Alle drei Städte liegen in einem rheinland-pfälzischen Erdbebenrisikogebiet.

In letzter Zeit gab es keine Erdbeben dieser Stärke mehr in Rheinland-Pfalz. Das stärkste Erdbeben der vergangenen Jahre wurde 2011 mit einer Stärke von 4,4 in Nassau aufgezeichnet. Die Erschütterung dauerte damals 80 Sekunden an und versetzte einige Bürger in Aufregung. Größere Schäden sind damals aber nicht entstanden.

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Droht wieder ein großes Erdbeben?

In Rheinland-Pfalz kommt es aufgrund der tektonisch aktiven Erde immer mal wieder zu Erdbeben. Die meisten davon sind jedoch so schwach, dass sie kaum spürbar sind und keinen Schaden anrichten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein großes Erdbeben in Rheinland-Pfalz entsteht, schätzt Dreher als relativ gering ein. Erdbeben könne man aber nicht voraussagen. Selten kommt es hier zu Lande aber doch mal zu größeren Erdbeben, die auch für Menschen spürbar sind. Der Experte vom LGB sagt: "Auch wenn die Region seismisch aktiv ist, verursachen die hier auftretenden Erdbeben allenfalls geringe Schäden."

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