Das Kapitel Schule will Soeren Herrmann im kommenden März für sich zwar beenden - mit dem Abitur. Doch bis dahin setzt er sich dafür ein, dass sich Schule in Rheinland-Pfalz verändert. Der Gymnasiast aus Mainz meint: "Wir brauchen eine Schule, zu der wir alle gerne gehen!"
Um klarzumachen, wie so eine Schule aussehen sollte, hat er mit anderen Vertreterinnen und Vertretern der Bewegung 'Bildungswende Jetzt' unter anderem Wünsche von Schülerinnen und Schülern gesammelt. Die meisten Wünsche davon decken sich mit seinen eigenen, so der 18-Jährige, der sich in der Stadtschülerinnenvertretung Mainz engagiert.
Schülerinnen und Schüler in RLP im Krisenmodus
Auffällig im Gespräch mit Soeren: Es fallen sehr häufig die Begriffe Krise und Krieg. Die Kinder und Jugendlichen im Land sind einerseits noch von der Corona-Krise gebeutelt und müssen anderseits gerade die Auswirkungen von Kriegen verarbeiten. Zudem schauen sie unter anderem wegen der Klimakrise mit Sorge in die Zukunft.
Laut Soeren gibt es dadurch zunehmend Schüler und Schülerinnen, die überlastet sind, die soziale Probleme haben. Sie wünschten sich deshalb, dass mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an den Schulen beschäftigt werden. Es gebe derzeit zu wenige. "Hier in Mainz teilen sich Schulen Sozialarbeiter", berichtet Soeren. Es komme vor, dass ein Schulsozialarbeiter für 800 Schülerinnen und Schüler zuständig sei.
Hilfe bei Cybermobbing für Schüler ein wichtiges Thema
Auch für die Lehrkräfte sei es eine große Herausforderung, damit umzugehen, wenn Kinder und Jugendliche mentale Probleme hätten. Für Lehrkräfte seien viele neue Aufgaben hinzugekommen, meint Soeren. Eine davon sei der Umgang in den Schulen mit Cybermobbing. "Ich möchte nicht in der Haut einer Lehrkraft stecken, die sich mit Cybermobbing befassen muss, weil das ein verdammt kompliziertes System ist." Die Schülerinnen und Schüler wünschten sich aber, dass sie in solchen Fällen mentale Unterstützung in der Schule erhielten.
Ihre Forderung: Der Umgang mit Cybermobbing sollte in den Lehrplan aufgenommen werden. Solche "skills" brauche man auch für später, ist Soeren überzeugt. Es sei auch der Wunsch der Schülerinnen und Schüler früher und besser auf Themen wie Kriege und Klimapolitik vorbereitet zu werden. Zu lernen, wie man mit Krisen umgeht, ist aus Sicht des 18-Jährigen auch wichtig für die mentale Gesundheit und die Resilienz.
Könnten die Schülerinnen und Schüler im Land den Lehrplan festlegen, würde laut Soeren "die hundertste Gedichtanalyse" gekippt. Stattdessen sollten etwa Umweltschutz und Medienkompetenz eine wichtige Rolle spielen. "Wir werden wahrscheinlich nach der Schule an einem Arbeitsplatz landen, wo man die ganze Zeit vor dem Computer sitzt, vor dem Handy. Und die Vorbereitung dafür sieht so aus, dass man zwölf bis dreizehn Jahre - je nach Schulform - mit Stift und Papier arbeitet." Das bedeute, die Medienkompetenz komme sehr kurz.
Dauerproblem Unterrichtsausfall in RLP
Mindestens einmal die Woche, oft auch deutlich häufiger, fällt bei ihm und anderen Schülerinnen und Schülern, die er kenne, der Unterricht aus, berichtet Soeren. Vor allem für Schülerinnen und Schüler, die bereits Probleme mit dem Lernstoff hätten, verursache das zusätzlichen Stress. Wenn der Lehrer nicht da sei, werde trotzdem oft mit neuen Themen begonnen, die man sich dann selbst erarbeiten müsse. Das sei oft schwierig, "vor allem wenn es dann noch wichtig für eine Klausur ist", so der Gymnasiast. Schüler und Schülerinnen unterstützen deshalb die Forderungen der Lehrkräfte nach mehr Personal, damit Unterricht zuverlässig stattfinden könne.
Eine Sammlung von Wünschen und Forderungen von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften für "eine Schule, zu der wir alle gerne gehen" haben Vertreterinnen und Vertreter der Bewegung 'Bildungswende Jetzt' am Mittwoch an das rheinland-pfälzische Bildungsministerium übergeben.