Durch künstliche Intelligenz wie Chat GPT werden Hausaufgaben und Seminararbeiten zum Kinderspiel. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Mögliche Risiken durch neue KI-Technologie

Schulen gehen bei ChatGPT in die Offensive

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Florian Fischer
Florian Fischer ist Redakteur bei SWR Aktuell in Rheinland-Pfalz (Foto: SWR)

Die Software ChatGPT kann Aufsätze schreiben und Mathe-Aufgaben lösen. Viele Schulen in Rheinland-Pfalz schauen sich das neue KI-Tool deshalb genau an, um Missbrauch zu vermeiden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht angesichts entsprechender Erfahrungsberichte von Lehrerkräften bereits davon aus, dass ChatGPT längst von Schülerinnen und Schülern für Hausaufgaben oder auch Referate genutzt wird.

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Sinnvoller und gezielter Umgang bei ChatGPT

An Schulen in Rheinland-Pfalz wird ChatGPT bereits intensiv beobachtet. "Es hat eine ganz andere Qualität verglichen mit bisherigen KI-Tools", sagt Frank Zinecker, stellvertretender Schulleiter am Gymnasium im rheinhessischen Nackenheim. Es sei "mehr als ein Textgenerator, kann mathematische Probleme lösen und auch einfache oder komplexere Fragen beantworten". Unruhe löse ChatGPT im Kollegium aber nicht aus.

Statt auf Ablehnung und Verbote setze die Lehrerschaft bei ChatGPT auf einen sinnvollen, gezielten Umgang mit dem neuen KI-Tool. "Diesen wollen wir den Schülern intensiv vermitteln. Fest steht, ChatGPT ist nur die Spitze des Eisbergs, denn es gibt bereits viele andere KIs. Ausgrenzung sehen wir deshalb nicht als Mittel, denn das hieße die Realität auszusperren", so Zinecker im Gespräch mit SWR Aktuell RP.

Lehrerverband: Kinder schaden nur sich selbst

Ebenso lautet auch die Empfehlung der GEW. Schülerinnen und Schüler müssten sich fragen, was sie "davon haben, Texte einfach abzuschreiben“, sagt Vorstand Anja Bensinger-Stolze. Zudem sei es gerade in Zeiten von Fake News "sehr wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, Bezüge herzustellen, Texte zu beurteilen, Quellen zu finden und zu bewerten".

Aber auch Lehrkräfte müssten dringend beim Thema KI weitergebildet werden, um die Schülerinnen und Schüler "dabei optimal begleiten zu können", so Bensinger-Stolze. Auch der VBE Rheinland-Pfalz teilte auf Anfrage von SWR Aktuell mit, dass Themen wie der Einfluss von KI auf das Bildungssystem und seine Funktionsweise in Zukunft noch weiter ansteigen werden.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, ergänzt, Kindern und Jugendlichen müsse bewusst gemacht werden, "dass sie Texte nicht für eine Lehrkraft, sondern für ihren eigenen Lernfortschritt entwickeln und schreiben". Wenn sie sich einfach auf KI verließen, würden sie sich "selbst schaden".

Lehrerinnen und Lehrer müssten weiter genau darauf achten, wenn beispielsweise mündliche und schriftliche Leistungen oder Hausaufgaben der Schüler fundamental voneinander abweichen, erklärt Zinecker. "Dann würde ich als Lehrer natürlich skeptisch. Mit Nachfragen zu Vorträgen und Hausaufgaben aber auch Projekt- oder Gruppenarbeiten lassen sich Zweifel aufklären."

"Es ist immer möglich, dass meine Antworten nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind, und es ist ratsam, diese Informationen zu überprüfen und zu verifizieren."

ChatGPT noch mit deutlichen Schwächen

Grundsätzlich sei es legitim und gut, dass Schüler sich zuhause auch Hilfe holten, etwa durch Familie, Freunde, Nachhilfelehrer, ein gutes Youtube-Video oder auch indem sie eine Bibliothek besucht haben. "Solange Schülerinnen und Schüler also Hilfe nutzen, um sich ihr Wissen zu erarbeiten, ist alles prima", so Zinecker.

Schülerinnen und Schüler, die ChatGPT nutzen, um ihre Hausaufgaben nur schnell abhaken zu können, sollten zudem gewarnt sein, denn das KI-Tool hat noch deutliche Schwächen, die kritisches Denken des Nutzers unverzichtbar machen. Fragt man ChatGPT zum Beispiel nach Olaf Scholz heißt es: "Er ist der Bundesfinanzminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Merkel IV." Und Bundeskanzlerin ist demnach immer noch Angela Merkel.

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Woran das liegt, kann ChatGPT auf Nachfrage selbst erklären: "Mein Wissensstand bezieht sich auf die Zeit bis zu September 2021, daher kann ich nicht auf aktuelle Entwicklungen nach diesem Datum eingehen", erläutert der Chatbot und gibt gleich einen wichtigen Tipp: "Es ist wichtig zu beachten, dass es immer möglich ist, dass meine Antworten nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind, und es ist ratsam, diese Informationen zu überprüfen und zu verifizieren."

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