"Finanztip": Kann ich mit 50 Jahren in Rente gehen?

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Andreas Böhnisch
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Sebastian Felser

Was kann man mit 50 Jahren wagen - was lieber nicht? Ist noch ein Hauskredit denkbar? Kann man nochmals den Job wechseln, sich eine Auszeit nehmen oder gar in Rente gehen? Was bei den Finanzen in dieser Lebensdekade zu beachten ist, welche Freiheiten es gibt und wo Vorsicht angebracht ist, darüber hat SWR Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch mit Saidi Sulilatu, Chefredakteur beim Geld-Ratgeber "Finanztip", gesprochen.

Ist es zu spät für Investments?

Vor allem mit Anfang 50 seien Investitionen gar kein Problem, meint der "Finanztip"-Chefredakteur: "Wenn man in einen weltweiten Aktien-ETF investiert und 15 Jahre Zeit mitbringt, dann ist das für die Rente gar kein Problem." In der Regel gehe es schließlich um private Zusatzmittel, die bei Renteneintritt mit etwa 67 Jahren nicht auf einen Schlag verfügbar sein müssten. "Je später ich das mache, desto länger muss ich halt noch Anlagezeitraum mitbringen", das heißt, bei Investments mit Mitte oder Ende 50, fielen Auszahlungen entsprechend in die Rentenjahre und zu Beginn der Rente sei in der Regel noch nicht damit zu rechnen. Sulilatu betont, dass sich das trotzdem lohne, denn in diesem Alter könne "ziemlich viel Geld in vielen Fällen investiert werden".

Ist es zu spät für einen Hauskauf?

Auch ein Hauskauf mit über 50 Jahren sei nicht ausgeschlossen, schätzt der "Finanztip"-Experte: "Ich werde in vielen Fällen wahrscheinlich schon Eigenkapital angehäuft haben. So habe ich wahrscheinlich ganz andere Möglichkeiten." Auf der anderen Seite brauche so ein später Immobilien-Erwerb viel Disziplin: "Ich muss mich sehr gut am Riemen reißen und schauen, dass sich die entsprechende Immobilie schnell abbezahle - vielleicht innerhalb von zehn, vielleicht 15 Jahren." Außerdem sei es sinnvoll, vor dem Renteneintritt mit der Finanzierung fertig zu sein und bei Wohneigentum darauf zu achten, dass es auch in höherem Alter geeignet bleibe.

Kann ich mit 50 in Rente gehen?

Hier ist Sulilatu skeptisch: "Schon mit Ende 50 wird das richtig anspruchsvoll, weil ich in den meisten Fällen noch keinen Anspruch auf gesetzliche Rente haben werde." Es gehe aber bei dieser Frage nicht nur darum, dass man aus Eigenmitteln den Lebensunterhalt für viele Jahre bestreiten können muss. "Ich werde natürlich auch entsprechend Abschläge auf die gesetzliche Rente haben", warnt der "Finanztip"-Experte. In der Regel wachsen die Rentenansprüche gerade in dieser Lebensphase deutlich an – das zeige schon das Beispiel eines Renteneintritts mit Anfang 60: "Wenn ich zum Beispiel mit 63 versuche, in Rente zu gehen, habe ich zum einen weniger Jahre einbezahlt. Zum anderen bekomme ich aber auch noch einen Abschlag auf meine gesetzliche Rente. Da gibt es auch entsprechende Rechner auf der Seite der Deutschen Rentenversicherung, wo ich mir da mal ein Bild verschaffen kann." Im Falle eines deutlich früheren Renteneintritts sei es aber in der Regel so, dass dadurch andere Sicherheitsnetze - etwa nochmals zu investieren - wegfielen.

Kann ich mit 50 noch den Job wechseln?

Auch hier weist der "Finanztip"-Chefredakteur auf deutlich erhöhte Risiken hin: "Das ist dann schon sehr mutig und wahrscheinlich auch in vielen Fällen gefährlich. In aller Regel werde ich mit 50 ein vergleichsweise sehr hohes Einkommen haben - also im Vergleich zu meinem bisherigen Berufsleben - da kann ich nochmals ordentliche Rücklagen für die Altersvorsorge aufbauen." Dieses Niveau bei einem Job-Wechsel zu halten, sei nicht leicht, so Sulilatu: "Das komplett 'über den Haufen zu werfen', ist schon gefährlich." Rücklagen, darauf weist er auch hin, seien nicht nur für die Altersvorsorge wichtig, sondern gegebenenfalls auch, um Kindern durchs Studium zu helfen. Wer mit 50 den Wunsch nach Veränderung verspüre, solle vielleicht eher über eine Auszeit oder eine Reduktion des Beschäftigungsumfangs nachdenken. So werde Zeit frei zur persönlichen Entfaltung - in Hobbies oder im Ehrenamt.

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