Vorsorgen für die Rente: Wie man beim ETF-Verkauf Steuern spart

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Andreas Herrler

Für die Rente sollte man privat vorsorgen - zum Beispiel durch ETF-Fonds. Wie man beim Verkauf der Anteile Steuern spart, sagt der Finanzexperte Saidi Sulilatu im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.

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Die gesetzliche Rente reicht oft im Ruhestand nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Eine private Vorsorge beispielsweise durch ETF-Fonds wird empfohlen. Doch beim Verkauf der Anteile werden Steuern fällig. Wie man legal dem Finanzamt ein Schnippchen schlagen kann, erläutert Saidi Sulilatu, YouTuber beim Geldratgeber "Finanztip" im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler.

SWR Aktuell: Sie empfehlen die "3x10-Strategie". Wie funktioniert die?

Saidi Sulilatu: Die Strategie funktioniert so, dass ich alle zehn Jahre einen anderen ETF bespare. Das kann auch ein ETF auf den gleichen Index sein, zum Beispiel auf den Weltindex MSCI World. Der Vorteil ist, dass ich im Alter aus dem ETF, den ich zuletzt bespart habe, zuerst Geld entnehmen kann. Das spart tatsächlich Steuern.

Wenn ich alles in einem ETF hätte, würden erst die Anteile verkauft werden, die ich zu Beginn bespart habe. Die haben allerdings die höchste Steuer, weil sie am längsten im Depot liegen und den höchsten Gewinn mit dem höchsten Zinseszins gemacht haben. Dadurch, dass ich zuerst den ETF entleere, den ich zuletzt bespart habe, zahle ich im Moment der Auszahlung weniger Steuern. Die Steuerzahlung verschiebt sich zeitlich nach hinten. Dadurch kann meine Geldanlage etwas mehr Rendite durch den Zinseszinseffekt erzielen.

SWR Aktuell: Wie viel Steuern kann ich mit dieser Strategie sparen?

Sulilatu: Wir haben das bei "Finanztip" durchgerechnet und sind davon ausgegangen, dass ich im Alter von 37 Jahren 300 Euro im Monat, mit 47 Jahren 400 Euro im Monat und mit 57 Jahren 500 Euro im Monat spare. Dann macht das über mein ganzes Leben - vor allem während des Rentenbezugs - 28.000 Euro an Steuerersparnis aus. Das erstreckt sich über einen Zeitraum von mindestens zwanzig Jahren und hängt auch davon ab, wie alt ich werde. Trotzdem kann sich das richtig lohnen, und es ist auch nicht schwierig umzusetzen. Ich muss nur daran denken, alle zehn Jahre den ETF zu wechseln.

SWR Aktuell: Wer schon seit Jahrzehnten ein Depot hat und denkt, er wäre mit der "3x10-Strategie" besser beraten - kann man vor der Auszahlung noch zu einem anderen Anbieter wechseln?

Sulilatu: Tatsächlich gibt es ein anderes Steuerschlupfloch. Ich rechne mir aus, wie viel Geld ich in den nächsten Jahren benötige. Das lasse ich in meinem alten Depot stehen. Den Rest übertrage ich zu einem anderen Anbieter. Wichtig ist, dass zuerst die ältesten Anteile übertragen werden, sodass die jüngsten, die ich verbrauchen will, in meinem bisherigen Depot bleiben. Wenn ich in ein paar Jahren erneut Geld benötige, mache ich den ganzen Vorgang rückgängig.

So kann ich mein Geld alle paar Jahre zwischen den Depots hin- und herschieben und spare die gleiche Höhe an Steuern, wie mit der "3x10-Strategie", die wir schon besprochen haben. Ich muss nur darauf vertrauen, dass der Staat dieses Schlupfloch nicht in ein paar Jahren schließt.

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