Anfang August, nicht nur für Journalisten die klassische Saure-Gurken-Zeit. Nix los, Sommerdelirium, alle im Urlaub, entspannt-gebräuntes Vor-Sich-Hin-Taumeln, der Maschinenraum des politischen Lebens im Wartungsmodus. Saure-Gurken-Zeit eben und deshalb die perfekte Zeit, um über sie zu reden. Also über die Gurken.
"Zwei Minuten": Unsere Kolumne zum Wochenende von Peter Knetsch können Sie sich auch anhören:
Ein paar Assoziations-Hüpfer: Traditionsgemüse aus dem Spreewald - Brandenburg - Sachsen - Thüringen - Landtagswahlen – in knapp einem Monat sind die ersten beiden. In Thüringen und Sachsen sind die Sommerferien genau jetzt zu Ende, also auch die Zeit der sauren Gurken.

Von Gurken und Essiggurken
Ein Begriff, der darin seinen Ursprung hat, dass die sommerlichen Salzgurken – anders als ihre winterlichen Schwestern, die Essiggurken – mittels einer Scheibe Brot und anschließender Milchsäuregärung auf der Fensterbank… naja… eben sauer werden. Und die man traditionell dort einlegt, wo viele der dazugehörigen Einleger offenbar auch vor sich hin gären und sauer sind. Vor allem auf die etablierten Parteien, für die säuerlichen Menschen offenbar eine einzige Gurkentruppe.
Laut Studie „Politik von oben herab“
In einer gerade veröffentlichten Studie der Uni Mannheim sagt mehr als die Hälfte, dass die Politik sie von oben herab behandle, ohne Respekt. Ein Grund, so die Forscher, warum die AFD punkten kann. Die AFD, die vermeintlich sehr viel näher an den Menschen dran ist, die vorgibt zuzuhören, da, wo das Leben ist. Ob das wirklich Respekt oder einfach Kalkül ist, lassen wir mal offen.
Sigmar Gabriel hat schon vor 15 Jahren gewarnt
Aber die Strategie ist so simpel wie bekannt: Der einstige SPD-Boss Sigmar Gabriel hat seinen Genossinnen und Genossen vor 15 Jahren auf einem Parteitag einen klugen Tipp gegeben: „Unsere Politik wirkt manchmal aseptisch, klinisch rein, durchgestylt, synthetisch.“ Und daraus folgerte Gabriel: „Wir müssen raus ins Leben, wo es brodelt, wo es manchmal riecht, gelegentlich auch stinkt. Wir müssen dahin, wo es anstrengend ist.“ Tja, lange her, die Worte sind verweht, der brodelnde Gestank eher nicht. Da kümmern sich wie gesagt andere drum.
Es scheint so, als ob die bürgerliche Parteiprominenz sich naserümpfend abgewendet hat. Dahin, wo es weniger anstrengend ist. In den Urlaub. Aber warum auch nicht? Ist ja noch klassische Saure-Gurken-Zeit.
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