Sich selbst überflüssig zu machen ist eine Kunst, die kaum jemand so gut beherrscht wie die Partei "Die Linke". Die weit überwiegende Mehrheit der Bundesbürger weiß das schon lange. Mittlerweile ist die Erkenntnis auch in den obersten Etagen der Partei angekommen und führt zu Rücktritten. Nachdem bereits im April die damalige Bundesvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow die Brocken hingeworfen hatte, ist es nun Melanie Wery-Sims, die als Chefin der rheinland-pfälzischen Linken zurück- und aus der Partei austritt.
Die Abrechnung mit ihrer bisherigen politischen Heimat fällt schonungslos aus - und ist doch nur eine Ansammlung bekannter Abscheulichkeiten. Den Sexismus in den eigenen Reihen illustriert sie anhand eines Kreisvorsitzenden, der sie folgenlos zur "Wichsvorlage" reduziert hat. Den Antiamerikanismus erlebte sie in Form der Gleichsetzung von Putin und Obama. Den offen feindseligen persönlichen Umgang unter Parteimitgliedern beschreibt sie ausführlich.
Auch die enormen politischen Differenzen innerhalb der Partei spricht Melanie Wery-Sims kritisch an. Spätestens hier geht es ihr nicht anders als den Wählerinnen und Wählern. Egal ob bei Corona, Zuwanderung, Grundeinkommen, Ukrainekrieg oder Klimawandel - in keiner wichtigen politischen Frage kann man sicher sagen, für was "Die Linke" steht, weil ihre führenden Köpfe mit Inbrunst gegensätzliche Positionen vertreten. Sie machen sich damit unberechenbar und folgerichtig unwählbar.
So wichtig meines Erachtens ein soziales Korrektiv im deutschen Parteienspektrum ist, so verzichtbar ist die Schlangengrube namens "Die Linke", die sich lieber mit sich selbst beschäftigt, als den Wählerinnen und Wählern ein klares politisches Angebot zu machen.